Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
sie.
„Danni, wann kommst du nach Hause? Bist du dort jetzt fertig?“, fragte ihre Mutter, ohne Einleitung.
„Ja.“
Und ich habe dich blamiert, ganz so, wie du es vorhergesehen hast.
Tränen traten ihr in die Augen und Daniela fühlte, wie ihre Fassade bröckelte.
„Mama“, schluchzte sie auf einmal. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten.
„Daniela, was ist?“
„Es geht mir so schlecht! Mir geht’s einfach total schlecht!“
„Bist du krank?“
Vielleicht. Alle kranken Gedanken werden an den Admin weitergeleitet.
„Nein … ich, ich liebe jemanden und er will nichts von mir wissen.“
Ihre Mutter schwieg eine Weile. Dann sagte sie: „Wer ist es, Kindchen? Jetzt sag nicht dieser Ulf, der bei Moosmanns zur Miete wohnt. Brigitte sagt, du redest öfter mal mit ihm.“
„Mama, nein … es ist komplizierter. Er ist Schauspieler.“ Daniela suchte in ihrer Tasche nach einem Kleenex. Ihre Mutter seufzte, als würde sie eine schwere Last tragen.
„Du kennst doch gar keine Schauspieler. Wann warst du denn das letzte Mal im Theater.“
„Er spielt in der Serie mit, bei der ich heute war. Ich bin so unglücklich, Mama, so furchtbar unglücklich!“ Daniela weinte und weinte. Es ging nicht mehr anders. Ihre Mutter sagte etwas, aber sie hörte es nicht. Und dann brach es aus ihr heraus. Daniela erzählte ihrer Mutter, was passiert war, wie sehr sie in Kiran verliebt war und was heute alles schief gelaufen war.
„Ich hatte mich wirklich gut vorbereitet. Ich war bestimmt am besten vorbereitet von allen, die da waren“, sagte sie und zog ein weiteres Papiertaschentuch aus der Packung.
„Weißt du“, antwortete ihre Mutter, „manchmal frage ich mich ernsthaft, was ich nur bei dir falsch gemacht habe.“
Daniela verstummte.
„Das ist ganz großer Unsinn, Danni und das weißt du. Dieser Mann ist ein Schauspieler und es ist nur natürlich, dass er dich nicht beachtet. Und ich möchte auch nicht, dass du ihn noch mal siehst oder ihn belästigst! Denk auch mal an uns! Es ist schlimm genug, dass man dich in einem Miniröckchen demnächst in einer Serie sehen wird und ich denke jetzt schon über gute Ausreden nach, wenn ich beim Einkaufen den Leuten begegne. Und das genügt jetzt wirklich. Was du da machst, das tun nur kleine Mädchen. Das musst du doch einsehen.“
„Es war ein bodenlanges Abendkleid!“, sagte Daniela.
„Wie?“
„Das Kleid! Es war bodenlang! Kein Minirock! Warum unterstellst du mir so was? Und wenn du’s genau wissen willst: Kiran hat mir meinen Schuh aufgehoben und angezogen. Er hat das gemacht, ohne dass man ihn aufgefordert hätte! Ich habe ihn nicht belästigt.“
Sonst wäre ich jetzt ein Haken auf Attilas Liste.
„Du bist hysterisch“, sagte ihre Mutter.
„Nein, bin ich nicht. Ich wollte einfach nur mal mit dir reden und dir meine Sorgen erzählen, aber das war wohl zu viel verlangt. Ich wollte, dass du mich verstehst. Aber du hörst mir nicht zu. Du hast von allem schon ein Bild im Kopf und ein Urteil parat. Merkst du das eigentlich? Du weißt gar nicht, ob Kiran mich nicht beachten würde, wenn er die Chance hätte, mich kennenzulernen! Du denkst nur, was die Nachbarn denken. Überlegst du dir auch mal, was ich mir so denke? Was ich fühle? Nur darum ging es jetzt gerade. Um sonst gar nichts.“
„Das ist ziemlich egoistisch von dir.“
„Ja, vielleicht. Aber dann geht es eben mal um mich! Wäre das so schlimm, Mama? Was wäre so schlimm, wenn es wirklich mal nur um mich ginge?“
„Du wechselst gerade das Thema.“
„Nein, das tust du. Du traust mir einfach nichts zu. Weder, dass ich in einer Serie gut rüberkommen kann, noch, dass ich einem Mann gefallen könnte, der außerhalb deiner Vorstellungskraft ist. Hab ich dich im letzten Jahr je mit meinen Gefühlen belastet, Mama? Ich habe Rücksicht genommen, pausenlos. Ich mache diesen Putzjob im Altenheim, weil du nicht willst, dass ich kellnere, weil die Leute sonst was denken. Der Putzjob ist dreckig, aber seriös! Du überlegst dir aber nicht, was Leute in meinem Alter über mich denken, wenn ich putze! Die fänden Kellnern cool, weil die das alle machen neben dem Studium. Und ich nehme das in Kauf. Für dich, für dich, für dich! Aber jetzt ist Schluss! Ich werde jetzt machen, was ich will! Das ist ungewohnt für dich, aber du wirst damit leben müssen. Ich bleibe die nächsten Tage in Berlin. Rechnet nicht mit mir.“ Daniela holte Luft und lockerte ihre Hand. Sie krallte schon wieder das
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