Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
all den Menschen, die geschäftig hin- und herliefen. Die ersten Komparsen kehrten ans Set zurück, die Kameras waren an einen anderen Platz gebracht worden und Pia sprach mit abgeknickter Hüfte in eins ihrer Funkgeräte.
„Alle wieder auf ihre Positionen!“, rief Tobias und Daniela stand auf. Sie fühlte sich wieder besser. Und selbst wenn nicht, hätte sie sich nichts anmerken lassen. Am Ende gab Patricia noch jemandem einen Tipp und sie wurde nach Hause geschickt.
Schwanger. Lächerlich.
Daniela ging langsam und auf herumliegende Kabel achtend, zu ihrer Position zurück. Sie stellte sich zu den anderen und nahm Haltung an. Sie war ein Profi und das konnte sie beweisen. Vielleicht würde es Kiran auffallen, dass sie so tapfer lächelnd weitermachte, nach ihrem mutmaßlichen Schwächeanfall. Sie warf noch einen Blick hinter sich. Da war er! Zusammen mit Krissi und Gundula. Sie standen vor dem Regisseur, der mit ihnen sprach. Und dann sah Kiran für einen Moment in Danielas Richtung … und lächelte sie an. Ihr Herz raste los, ohne Vorankündigung. Er hatte ihren Blick gesucht. Kiran hatte sie unter den Komparsen ausgemacht und ihr zugelächelt. Ihr selbst.
„Alles klar mit dir?“, fragte eine Frau, die mit einem Sektglas in der Hand ihr gegenüber stand. „Du siehst aus, als ob du keine Luft mehr bekommst.“
„Doch, doch, alles klar. Ist nur so stickig hier drin“, sagte Daniela heiser.
„Ja, verdammt stickig“, sagte ein Mann neben ihr. „Ich hoffe, die sind bald fertig. Ich hab heute noch was vor. Ist der Sekt eigentlich echt?“
Die Frau kicherte. „Wir können ja mal probieren. Wer traut sich?“
Daniela drehte sich noch mal um, aber Kiran sprach gerade mit Krissi.
„Alle auf Anfang!“, schrie Pia, dass der Tonassistent neben ihr zusammenzuckte.
„Wir proben!“
Kiran zog sich ein Stück zurück und Krissi trat neben Gundula, die sie an der Hand packte.
„Bitte!“
Gundula schleppte die widerstrebende Krissi hinter sich her und zog sie zu der Stelle, an der sie auch vorher gestanden hatten.
„Was fällt dir ein, hier aufzukreuzen in diesem Aufzug! Du hast hier nichts verloren! Ich habe gesagt, noch einmal, und du bist gefeuert! Ich rede mit Herrn Garbach. Du kannst heute noch deine Sachen packen!“
Wieder fing Krissi an zu weinen.
„Bitte sagen Sie ihm nichts! Ich war eingeladen! Ich habe mich nicht reingeschlichen!“, flehte Krissi. Gundula schnaubte.
„Eingeladen? Von wem?“
„Von mir!“ Kiran trat neben Krissi und nahm sie an der Hand. Gundula fielen fast die Augen heraus und Krissi sah erstaunt zu ihm auf.
„Dem Personal ist die Teilnahme an solchen Veranstaltungen untersagt“, sagte Gundula streng. „Das müssten Sie wissen, Herr Garbach.“
„Aber nicht, wenn sie mit mir persönlich verabredet ist“, sagte Kiran. „Du siehst umwerfend aus in dem Kleid, Schatz“, sagte er zu Krissi. Dann nahm er ihr Gesicht sanft in seine Hände und küsste sie. Krissi zögerte eine Sekunde, dann legte sie die Hand an seinen Hals. Gundula stand mit offenem Mund daneben.
„Und jetzt lassen Sie uns in Ruhe, Sie alte Schachtel“, sagte Kiran. Er nahm Krissi wieder an der Hand und zog sie aus dem Bild.
Daniela wurde schwarz vor Augen. Sie fiel. Jemand schrie leise auf.
„Da ist eine umgekippt!“
Daniela hörte es nur von weiter Ferne.
„Abbruch!“, brüllte Pia.
Hände berührten sie und dann hörte sie Patricias Stimme.
„Wir bringen sie raus. Ich glaube, sie könnte schwanger sein.“
Daniela wollte widersprechen, aber es ging nicht. Kurz darauf wurde sie hinausgetragen. Dann fühlte sie ein kühles, glattes Material unter sich. Etwas Feuchtes wurde auf ihre Stirn gelegt. Sie öffnete die Augen und sah eine triste Betondecke über sich.
„Da sind Sie ja wieder!“, sagte eine Frauenstimme und Daniela wandte langsam den Kopf.
Die Frau neben ihr trug eine Sanitäteruniform und lächelte sie beruhigend an.
Daniela brach in Tränen aus. Sie schluchzte und weinte und konnte nicht mehr aufhören.
Kiran hatte sie geküsst! Dingdong hatte recht gehabt mit ihren Foreneinträgen. Die beiden würden zusammenkommen! Und wie er sie geküsst hatte! Wie Alex seine Hände um Krissis Gesicht gelegt hatte! So zärtlich, dass es kaum gespielt sein konnte. Das Weinen steigerte sich zu einem regelrechten Heulkrampf. Es war vorbei! Alles vorbei! Sie konnte nichts mehr tun, um es aufzuhalten. Sie war nur eine Komparsin … schlimmer noch … sie war ein Fan, der eine
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