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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Polizei machen“, sagte Patricia.
    „Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“
    „Nicht bei Kiran. Er ist nicht so. Und mein Gefühl sagt mir das.“
    „Ach ja, deine Institution.“
    „Intuition.“
    „Was auch immer. Bis später dann.“ Attila legte auf.
    Patricia stopfte das Handy in ihre Tasche zurück. Sie musste wieder ans Set, auch wenn die anderen Verständnis dafür aufbrachten, dass sie Kiran hinterher telefonierte. Sie sorgten sich alle um ihn, denn er war als zuverlässig bekannt. Am liebsten wäre sie sofort losgefahren, aber sie konnte nicht weg. Es herrschte Stress pur durch die Verzögerung, die Kirans Fortbleiben verursacht hatte. Wenigstens war heute früher Schluss wegen der Studioführung.
    Patricia nahm ihre Umhängetasche mit der Setausrüstung und ging zurück ins Studio. Sie machte ihren Job, halbherzig und abgelenkt. Immerzu dachte sie nach. Aber es gab keine Erklärung. Kiran war gar nicht erst bis zum Babs gekommen. Ob er einen Unfall gehabt hatte? Diese Möglichkeit stand noch offen. Dann musste es ein schwerer Unfall gewesen sein. Kirans Auto stand nicht vor seiner Tür. Entweder hatte er weiter weg geparkt oder er war losgefahren und unterwegs in einen Unfall verwickelt worden. Langsam glaubte Patricia, dass diese Variante die wahrscheinlichste war. Was sollte auch sonst passiert sein?
    Und wie konnte sie das herausfinden? Vielleicht gar nicht. Kiran hatte keine Verwandten in Deutschland, und Bekannten gaben die Krankenhäuser keine Auskunft. Höchstens der Polizei. Ja, sie würde direkt nach dem Dreh zur Polizei gehen und sagen, was sie wusste.
     
    Ihre Hände zitterten leicht, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte und drehte. Schlief er noch? Oder lauerte er ihr auf? War er geflohen? Daniela warf einen Blick in den Hausflur. Alles ruhig. Aber das musste nichts heißen. Sie betrat die Hütte und ließ die Kette zu Boden gleiten. Dann die Erleichterung. Kiran lag noch auf dem Bett. Genau so, wie sie ihn verlassen hatte. Sofort war sie neben ihm und kontrollierte seine Atmung. Es schien ihm gut zu gehen. Seine Brust hob sich ruhig und gleichmäßig. Gut. Daniela schleppte die Kette vom Flur bis ins Schlafzimmer. Sie sah nach oben, zu dem stabilen Deckenbalken. Altes Eichenholz. So was wurde mit den Jahren hart wie Stein. Sie stellte sich auf das Bett und schlang das Ende der Kette um den Balken und formte ein Schlaufe, die sie mit einem der stabilen Schlösser befestigte. Die Metallkette hing nun von dem Balken herab. Daniela nahm sie und ging mit der Kette in der Hand bis in das kleine Bad. Es war wichtig, dass Kirans Fessel bis hierhin reichte, denn sie konnte ihn nicht losmachen, wenn er duschen oder zur Toilette wollte. Die Kette verschaffte ihm genügend Freiraum, aber bis zum Badezimmerfenster reichte sie nicht. Die Fenster im Schlafzimmer blieben ein Problem. Ein wenig hatte sie schon vorgesorgt.
    Zuerst musste sie aber dies hier zu Ende bringen. Sie ging zu Kiran und nahm sein rechtes Handgelenk hoch. Dann wickelte sie eine Mullbinde darum. Die Ketten scheuerten ihm sonst die Haut auf. Sie nahm das andere Ende der Kette und legte es um Kirans Handgelenk. Sie weinte vor Mitleid, während sie es tat. Sie küsste seine Stirn und murmelte Entschuldigungen, befestigte das Schloss an der Kette und überprüfte den Sitz. Keinen halben Zentimeter mehr oder weniger. Die Handfessel musste perfekt sein, durfte weder das Blut abdrücken, noch die Möglichkeit bieten, dass er sich herauswand. Dann ließ sie gute sechzig Zentimeter der Kette frei, bevor sie eine Schlaufe für seine andere Hand formte. Wieder umwickelte sie sein Handgelenk vorher mit Mullbinden.
    Es war vollbracht. Seine Hände waren nun mit der Kette verbunden und mit dem Deckenbalken. Er konnte sich eingeschränkt bewegen und Daniela hoffte, dass er nicht toben oder andere Schwierigkeiten machen würde.
    Kiran schlief noch. Daniela brauchte eine Pause und sie spürte den Hunger, aber noch konnte sie sich das nicht leisten. Sie schaffte die Schaumstoffmatten ins Haus und holte Hammer und Nägel. Innerhalb der nächsten Stunde trieb sie Nägel durch die dämmenden Matten in die Wand. Sollte er schreien, würde nicht so viel nach draußen dringen und niemand konnte so von außen hereinsehen. Das Badezimmerfensterchen ließ sie erst mal offen. Sie konnte das Bad abschließen, wenn er sich nicht benahm, aber er brauchte auch Luft.
    Als sie endlich den letzten Nagel einschlug, war Daniela erschöpft. Sie wusch sich

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