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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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die Hände und schmierte sich zwei Brote mit Käse in der Küche. Die nahm sie mit ins Schlafzimmer und setzte sich zu Kiran. Sie aß und trank und beobachtete ihn. Ihn nach dem Aufwachen zu handhaben, war eine Herausforderung, aber sie hatte sich unterwegs einige Hilfsmittel zugelegt. Sie hoffte, dass sie sie nicht einsetzen musste. Sie wollte ihm nicht weh tun und seine Hilflosigkeit schnitt ihr ins Herz. Wie auch nicht? Sie liebte ihn, liebte ihn. Und sie hoffte, dass er mit der Zeit die bedingungslose Liebe hinter ihrer Verzweiflungstat erkennen konnte.
    Wenn er sich an sie gewöhnte, gab es noch Hoffnung. Wenn er verstand, was in ihr vorging, dann sah er auch, dass sie ihm nichts Böses hatte antun wollen.
    Sie fuhr ihm liebevoll durchs Haar, strich seine Locken beiseite. An seinem Hemd fehlte ein Knopf und seine Jeans sah schmutzig aus von dem Sturz. Er würde mehr Kleindung brauchen. Sie musste ihm noch etwas kaufen. Vorräte hatte sie vorher schon ins Haus geschafft, aber die Kleider hatte sie vergessen. Daniela ärgerte sich wieder ein wenig über sich und schämte sich auch. Ihr Vorsatz, ihm alles zu geben, was er brauchte … und dann vergaß sie so etwas Elementares.
    Aber jetzt verließ sie die Hütte nicht mehr, bis er zu sich kam und sie seine Reaktion einschätzen konnte. Sie verharrte neben ihm und betrachtete ihn. Dass ein Mensch so schön sein konnte ... vielleicht war das nur ihre eigene Wahrnehmung, aber das spielte keine Rolle. Sie dachte daran, wie Emilia Alex früher in der Serie geküsst hatte. Aus den beiden Schauspielern war kein Paar geworden. Vielleicht war sie im echten Leben auch so unerträglich, dass Kiran sich nicht in sie verliebt hatte. Und diese rauchende Krissi-Verena? Inzwischen hatte Daniela eher Patricia im Visier. Sie schien Kiran wichtig zu sein und sie verbrachten Zeit am Set miteinander. Es gab mehr Versuchungen für ihn, als sie geahnt hatte.
    Und sie selbst? Ihren Vorschlag, sich zu verabreden, hatte er abgelehnt. Ihre Augen wurden feucht, als sie daran dachte. Er hatte eine Verabredung abgelehnt. Er hatte sie nicht sehen wollen. Sie war ihm nicht sympathisch genug. Oder nicht schön genug? Eine Träne rollte ihr über die Wange. Sie schluckte.
    Dieser Mann … er wird nichts von dir wissen wollen. Du bist für ihn gar nicht da. Du machst dir etwas vor. Solche Männer sind an Dorfmädchen nicht interessiert.
    „Halt die Klappe, Mama“, flüsterte Daniela. Sie hasste es, wenn ihr Mutter recht behielt. Das durfte einfach nicht sein, dass er an ihr kein Interesse hatte, weil sie ein Dorfmädchen war. Was sollte das überhaupt heißen? Ein Dorfmädchen. Das klang abwertend. Ihre Mutter hielt sie für ein Dorfmädchen, an dem Kiran kein Interesse haben konnte.
    Aber ihre Mutter fand auch, dass sie nicht kellnern sollte.
    Danni, es wird nicht gekellnert in so einer zwielichten Bar! Und es werden keine jungen Schauspieler entführt. Wie sieht denn das aus! Wenn das jeder machen würde …
     „Klappe.“
    Sie konnte kellnern, wenn sie wollte. Und sie konnte Schauspieler entführen, wenn sie wollte. In Berlin ging alles. Sie beugte sich über Kiran und strich ihm über die Wange. Er stöhnte leise und Daniela erschrak. Seine Augenlider hoben sich für eine Sekunde. Dann bewegte er den Kopf. Wieder öffnete er die Augen und sie konnte sehen, wie er sich bemühte, seine Umwelt wahrzunehmen.
    „Hey, Kiran“, flüsterte sie. „Nicht erschrecken, alles ist gut. Dir passiert nichts.“ Sie strich ihm über die Stirn, aber er drehte den Kopf weg und gab ein unwilliges Geräusch von sich. Daniela fühlte sich etwas verletzt. Sogar in seiner Betäubung lehnte er sie ab. Es konnte natürlich auch daran liegen, dass er noch verwirrt war. Aber kränkend war es doch.
    Es dauerte noch einige Minuten, bis sie das Gefühl hatte, dass er halbwegs verstand, was sie sagte. Kiran starrte zur Decke und er schien die Kette zu sehen. Er hob eine Hand. Er spürte, dass er gefesselt war und sein Atmen beschleunigte sich.
    „Du musst keine Angst haben“, sagte Daniela. „Es ging nicht anders.“
    „Was … was machst du mit mir?“, flüsterte er.
    „Ich habe dich nur bei mir, mehr nicht“, antwortete Daniela.
    „Meine Eltern“, flüsterte Kiran. „Die haben kein Geld. Sie können dir kein Lösegeld zahlen. Sie sind … in Indien.“
    Daniela sog die Luft ein. Er glaubte, sie wolle Geld für ihn verlangen! Lösegeld. Ihr wurde übel. Wie konnte er nur so was von ihr denken!
    „Das weiß

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