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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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einordnen konnte. Über den Garderobenspiegel fiel sein Blick in ein angrenzendes Zimmer. Dort stand das Mädchen und rührte sich nicht. Sie stützte sich am Türrahmen ab und hielt den Blick gesenkt, konzentriert, als höre sie auf Geräusche und wartete auf etwas. Was tat sie da?
    Wieder kam eine Übelkeitswelle über ihn und sein Denken trübte sich ein wenig. Er hatte das Wasser getrunken und danach war ihm schlecht geworden. Der fade Beigeschmack, den er nicht kannte. Er war in einem fremden, verschlossenen Haus erwacht, ohne Erinnerung, und das Mädchen stand da und wartete, anstatt den Schlüssel zu holen. Der Verdacht stieg in ihm auf und Kiran taumelte zurück. Der Schock der Erkenntnis mischte sich mit der Wirkung der Drogen, die sie ihm mit Wasser verabreicht haben musste. Wie hatte er nur so blind sein können? Er musste hier raus. So schnell es nur ging. Das Küchenfenster! Er ging durch den kleinen Raum, packte den Fenstergriff und drehte. Es ließ sich öffnen. Die Läden waren von innen verriegelt. Er schob den Riegel zurück und stieß die Flügeltüren auf. Dann kletterte er auf die Fensterbank und sprang auf der anderen Seite hinunter. Kiran fiel auf die Knie und scharfe Steine bohrten sich durch den Stoff seiner Jeans. Er stöhnte auf und kam mühsam auf die Beine. Das Zeug wirkte schon und er hatte Mühe, sich zu orientieren. Wald umgab ihn. Ein kleines Auto parkte vor der Tür, das ihm vage bekannt vorkam. Ihr Auto. Darin hatte sie ihn hergebracht. Kiran stolperte vorwärts, den Weg entlang, der bestimmt zur Straße führte. Dort konnte er ein Auto anhalten. Hinter sich hörte er, wie die Tür des Häuschens geöffnet wurde. Er warf einen Blick über die Schulter. Das Mädchen kam heraus und sah ihn. Sofort wandte er sich wieder zur Flucht. Er brauchte all seine Konzentration, denn die Droge vernebelte bereits sein Gehirn und die Motivation, weiterzulaufen, sank.
    Ein Automotor heulte hinter ihm auf. Das Geräusch eines näherkommenden Fahrzeugs. Sie fuhr ihm mit dem Auto nach! Kiran strauchelte. Er fiel wieder hin und neben der zunehmenden Verwirrung fühlte er Angst. Todesangst. Was würde die Frau mit ihm tun? Das Auto hielt neben ihm und sie stieg aus.
    „Bleib hier, Kiran. Es wird doch nur noch schlimmer dadurch. Schau, du verletzt dich!“
    Sie ging neben ihm in die Knie.
    „Bitte … mach das nicht. Lass mich gehen“, flüsterte er. Er konnte kaum noch sprechen oder denken. Aber die Angst war noch da.
    „Das geht leider nicht“, sagte sie in einem Ton, in dem man einem Kind erklärt, dass man ihm keine Süßigkeiten an der Kasse kaufen möchte.
    „Ich werde … auch … nichts verraten.“ Kiran konnte sich nicht mehr auf seine Worte konzentrieren. Nichts ergab mehr einen Sinn. Warum lag er hier auf der Erde? Er wusste keine Antwort. Das Mädchen strich ihm über die Stirn.
    „Komm, setz dich ins Auto. Du kannst hier nicht liegenbleiben“, sagte sie.
    Er ließ sich von ihr aufhelfen. Kurz darauf saß er in dem kleinen Auto, während sich Müdigkeit in ihm ausbreitete. Unwiderstehliche Sehnsucht nach Schlaf.
     
    Patricia sah auf die Uhr. Am Set besprachen sie gerade eine Umstellung des Drehplans für heute. Kiran war nicht zur Arbeit erschienen und reagierte nicht auf Anrufe. Patricia machte sich Sorgen. Auf ihre Nachrichten hatte er ebenfalls bis heute nicht reagiert. Das hatte sie der Aufnahmeleitung schon mitgeteilt und nun riefen sie ihn im Fünf-Minuten-Takt auf dem Handy und dem Festnetz an. Sven alias Christian kam in seinem Pagenoutfit herein und sah sie fragend an.
    „Und?“, fragte er.
    „Noch nichts. Ich mach mir total Sorgen.“ Patricia zog wieder ihr Handy aus der Tasche, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war.
    „Schon mal Attila angerufen?“, fragte Sven.
    „Nee, wozu? Meinste, die sind zusammen versackt? Das wäre ja noch ne Möglichkeit, aber gestern war ich mit ihm verabredet und er war nicht da“, sagte Patricia.
    „Ihr wart verabredet?“, fragte Sven, plötzlich hellhörig geworden.
    „Nur zum Reden, verdammt! Was ist jetzt mit Attila?“
    „Der hat nen Zweitschlüssel zu Kiris Wohnung und Kiri hat seinen. Damit sie den Schlüsseldienst sparen, wenn mal einer seinen verliert.“
    „Was? Das ist ja genial!“ Patricia wählte Attilas Nummer in ihrem Telefonbuch an. „Warum kommst du damit erst jetzt um die Ecke?“, zischte sie, während es schon klingelte.
    „Ich dachte, so schlimm wärs nicht. Ist ja schon gut!“ Sven hob die

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