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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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zuverlässig.“
    „Ist das schon mal vorgekommen, dass er einen Tag nicht zu erreichen war?“
    „Er kommt auch zur Arbeit, wenn er krank ist. Ich glaube, er war bisher immer da. Was werden Sie jetzt unternehmen?“, fragte Patricia.
    „Wir rufen die Krankenhäuser an und ihr Bekannter ist jetzt als vermisst gemeldet. Wenn es etwas Neues gibt, hören Sie von uns.“
    Patricia sah resigniert auf ihre Hände. Das klang nicht, als würde die Polizei jetzt eine Großaktion für Kiran starten. Sie hatte ihnen erzählt, dass sie seine Wohnung gecheckt hatten und er wahrscheinlich nicht nach Hause gekommen war. Nichts davon schien die Beamten sonderlich zu beeindrucken. Ein Tag war denen wohl nicht genug für eine ernsthafte Vermisstenanzeige.
    Als Patricia wieder in ihrem Wagen saß, spürte sie Unzufriedenheit. Das war einfach nicht genug. Die Polizei kümmerte sich um die Krankenhäuser, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass dies der falsche Weg war. Patricia ging wieder alles im Geiste durch, aber das hatte sie schon so oft getan. Und es war merkwürdig. Sie hatte Kiran immer um sich gehabt. Es war normal, dass er da war. Und jetzt war er eben nicht mehr da. Niemals hätte sie gedacht, dass sich das so anfühlen könnte. Diese Lücke, die er hinterließ, schmerzte. Und die Sorgen erdrückten sie, wurden übermächtig. Patricia warf den Motor an. Sie würde nach Hause fahren und dann noch mal Attila anrufen. Oder doch lieber nicht? Am Ende unterstellte er ihr noch Hysterie. Aber untätig konnte sie auch nicht bleiben. Und schon gar nicht konnte sie ein ganzes Wochenende abwarten, ob die Polizei etwas unternahm.
    Patricia fuhr den direkten Weg zu ihrer Wohnung. Nach der Arbeit hatte sie sich direkt an die Polizei gewandt und jetzt musste sie erst mal was essen und nachdenken. Sie verlangsamte und hielt, als die Ampel vor ihr rot wurde. Es nervte sie, dass sie aufgehalten wurde. Was wäre wohl passiert, wenn sie gestern das Auto genommen hätte? Hätte sie Kiran noch erwischt? Seine Spur verlor sich zwischen dem Verlassen des Sets und ihrer Verabredung. Der Barkeeper behauptete sogar, dass Kiran gar nicht dort gewesen war. Wie weit hatte er es geschafft? Patricia schauderte bei dem Gedanken.
    Geschafft …
    Das klang, als ob ihm etwas Schlimmeres zugestoßen war … Patricia setzte spontan den Blinker und fuhr einen U-Turn. Dann schlug sie den Weg zum Babs ein. Sie musste ganz sicher gehen, sonst fand sie zu Hause keine Ruhe.
     
    Kiran spürte eine Hand auf seinem Arm. Er widerstand dem Impuls, ihn ihr zu entziehen. Im Moment mimte er den Erschöpften und sie schien ihm das abzunehmen. Daniela rüttelte ihn leicht am Arm. Er wartete noch ein paar Sekunden, bis er blinzelte und zu ihr aufsah. Sie wirkte besorgt und leicht verlegen. Wahrscheinlich wusste sie nicht, wie sie jetzt mit ihm umgehen sollte. Kiran hatte beschlossen, erst ihre Unsicherheit zu schüren und ihr Gewissen, so weit sie in ihrem Gehirn so etwas hatte, weiter zu strapazieren. Es machte ihr etwas aus, wenn es ihm schlecht ging und wenn er sie ablehnte. Er hoffte, dass er diese Gefühle bei ihr so steigern konnte, dass sie einbrach. Vielleicht ließ sie ihn dann gehen. Dabei ging er das Risiko ein, sie zu sehr zu provozieren und es war reine Spekulation, was sie dann tun würde. Er war ein Zeuge und sie musste damit rechnen, dass sie wegen ihm ins Gefängnis wanderte. Und genau deshalb war auch sein Leben in Gefahr. Wenn ihr Plan, den er noch nicht kannte, scheiterte, dann konnte sie überreagieren. Kurzschlussreaktion. Vielleicht verabreichte sie ihm eine Überdosis Drogen oder tötete ihn auf eine andere Weise. Er hatte Angst, aber die durfte er nicht zeigen.
    „Hey“, sagte Daniela leise. „Wie fühlst du dich?“
    „Schlecht“, flüsterte Kiran. „Mir ist übel.“
    „Tut mir leid. Tut mir wirklich leid“, hauchte Daniela. „Ich wollte das nicht. Ich hab mir das so nicht vorgestellt.“
    „Warum machst du das mit mir?“
    „Ich wollte dich bei mir haben.“
    „Du schaust die Serie“, sagte Kiran und achtete darauf, dass seine Stimme schwach klang.
    „Ja.“
    „Und da hast du mich gesehen und dir gedacht … den entführ ich mal.“
    „Nein“, sagte Daniela. Es klang wieder gekränkt. „Aber ich … ich hab mich in dich verliebt!“ Sie schluchzte.
    „Das verstehst du nicht. Diese ganzen Frauen da bei BIH … ich hatte Angst, dass … du … ihr zusammenkommt.“
    Die ist total gestört, dachte Kiran. Völliger

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