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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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leise, als sie die Bar verließ.
     
    Patricia hatte kaum die Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen lassen, als sie zum Telefon griff und Attila anrief. Sie erzählte ihm von ihren Nachforschungen und dem ernüchternden Besuch bei der Polizei.
    „Und was war das für ne Frau, mit der er weg ist?“, fragte Attila.
    „Wenn ich das wüsste“, sagte Patricia und streifte ihre Schuhe ab.
    „Oh Mann, wahrscheinlich hat er sich richtig ausgetobt und dann verpennt“, mutmaßte Attila.
    Patricia stöhnte auf.
    „Man soll nicht von sich auf andere schließen. Das würdest du vielleicht so machen, aber Kiran doch nicht. Er ist mit mir verabredet und dann sieht er ne andere und hat nix Besseres zu tun, als mit ihr in die Kiste zu hüpfen und den ganzen nächsten Tag zu verschlafen. Wie realistisch ist das?“, sagte sie.
    „Kann mal vorkommen“, sagte Attila. „Er ist halt auch nur’n Mann.“
    „Nicht alle Männer denken pausenlos nur an das Eine“, sagte Patricia.
    „Doch, das tun sie. Wir belügen euch Frauen die ganze Zeit, damit ihr denkt, wir sind euch ähnlich. Sind wir aber nicht“, sagte Attila und gähnte in den Hörer. „Ich sag’s dir, er hat’s einfach nötig gehabt und ist mit einem Fan weg. Weißt du, wie gern ich mal seine Visage hätte? Nur für eine Woche.“
    Patricia sah zur Zimmerdecke.
    „Du bist mir ne Riesenhilfe, weißt du das?“
    „Ja, weiß ich. Aber es bringt nix, wenn du ihm eifersüchtig nachheulst, weil er sich mal ein Mädchen gönnt. Lass ihm doch seinen Spaß.“
    „Blödmann“, sagte Patricia. „Das hat mit Eifersucht einen Scheiß zu tun. Ich mache mir Sorgen und ich merke einfach, dass da was nicht stimmt.“
    Attila gähnte wieder. „Ah ja, du folgst ja deiner Innovation. Dann mach mal weiter und ruf mich an, wenn Kiri aufkreuzt, okay?“
    Patricia sagte nichts mehr und legte auf. Andernfalls hätte sie Attila einen bösen Kommentar übergebraten. Trotzdem nagten seine Worte an ihr. War Kiran mit einem Fan mitgegangen? Sie konnte sich das einfach nicht vorstellen, dass es reichte, ihn anzusprechen, damit er eine Frau zu ihrer Wohnung begleitete und sie dafür versetzte. Sie war nicht eifersüchtig. Nur besorgt.
    Patricia ging in ihre Küche und schenkte sich Orangensaft ein, den sie mit Wasser verdünnte. Sie dachte an Kiran und das Bild kam in ihr hoch. Er lag mit einer Frau im Bett, mit irgendeinem Fan. Patricia trank einen Schluck und versuchte, das Bild zu verdrängen. Es passte nicht zu ihm. Oder? Sie kannte Kiran nicht wirklich. Vielleicht schlief er wirklich regelmäßig mit weiblichen Fans und keiner wusste etwas darüber. Sie hatte es nur bemerkt, weil sie mit ihm verabredet war. Aber zu spät zur Arbeit kam er praktisch nie. Kiran war der Ehrgeiz selbst. Sie wusste, dass er ständig an seiner Karriere arbeitete und vor seinem Job in der Serie als Männermodel gejobbt hatte. Er verdiente genug Geld und unterstützte seine Eltern in Indien.
    Am Set flirtete er nicht mit den Frauen, die dort arbeiteten. Er war immer auf sich selbst konzentriert. Zumindest kam es ihr so vor. Aber sie konnte sich schwer in ihm getäuscht haben. Ein frustrierender Gedanke.
    Sie ging ins Bad und ließ die Badewanne volllaufen.
     
     
     

10
    Kiran fühlte Daniela neben sich und immer noch strich sie ihm über den Arm. Er stellte sich schlafend, atmete gleichmäßig und regte sich nicht. Er hoffte, dass sie irgendwann aufgeben und ihn in Ruhe lassen würde. Die Nacht kam und auch dieses Mädchen musste mal schlafen. Kiran hatte vor, die Nacht mit Entfesselungsversuchen zu verbringen. Er dachte an das Duschgel oder die Handseife, die sich wahrscheinlich im Bad befand. Wenn er seine Handgelenke damit einrieb, konnte er sich vielleicht von den Ketten befreien. Aber dafür musste er das Mädchen erst loswerden. Sich schlafend zu stellen, schien ihm für diesen Zweck das Beste zu sein, denn dann war er am uninteressantesten für sie. Solange er sich mit ihr beschäftigte, würde sie nicht von seiner Seite weichen. Aber bisher tat sie das auch so nicht.
    Jetzt fühlte er ihre Hand, die über seine Wange strich. Er tat weiter, als spüre er nichts, obwohl er Abscheu empfand. Kühle Hände umfassten sein Handgelenk und überprüften den Sitz der Ketten. Kiran seufzte leise und bewegte sich ein kleines bisschen, wie jemand, dessen tiefer Schlaf gestört wurde. Sie kaufte ihm die Show anscheinend ab, denn dann hörte er ihre Stimme flüstern: „Schlaf schön. Bis morgen.“ Lippen

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