Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
ließ? Und was würde sie bis dahin von ihm verlangen?
Curly, dachte er. Du musst die Polizei rufen. Du weißt, dass wir verabredet waren. Du musst Verdacht schöpfen, bitte.
Er fühlte sich krank. Die Drogen, die Angst und der Nahrungsmangel machten ihn fertig. Inzwischen musste er Daniela den Schwachen nicht mehr vorspielen, denn seine Kraft ließ tatsächlich nach. Was würde geschehen, wenn er in einigen Tagen nur noch ein Wrack war? Wenn er ihr Bild vom Serienstar oder der Serienfigur nicht mehr ausfüllen konnte? Was würde Daniela mit einem Symbol anfangen, das den Symbolwert eingebüßt hatte?
Er musste vorher hier raus, unbedingt.
Kiran drehte sich vorsichtig auf die Seite. Heute würde er nicht mehr denselben Fehler machen und auf dem Rücken schlafen. Daniela konnte ihm sonst wieder ihre Drogen verabreichen. Er musste eine Position einnehmen, die es ihr unmöglich machte, ihn im Schlaf zu überraschen. Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, zog er die Decke zu sich heran. Er fröstelte. Die Luft fühlte sich kühl an, aber es konnte auch daran liegen, dass sein Körper unterversorgt war. Es gab kein Holz im Ofen, wie sein Vater sagen würde. Nichts, aus dem sein Körper Wärme herstellen konnte.
Er dachte über seine Situation nach und wie er weitermachen konnte. Erst mal würde er ihr ätzendes Spielchen weiter mitspielen. Und vielleicht konnte er sie überzeugen, dass er zurück ans Set musste, um Alex zu sein. Der Gedanke, dass Alex aus der Serie gestrichen werden könnte, hatte sie geschockt. Damit konnte er arbeiten und Druck ausüben. Ein großer Unsicherheitsfaktor war, dass er Danielas Krankheit nicht einschätzen konnte. Wie gefährlich war sie oder konnte sie werden? Wie reagierte sie auf Stress und Druck? Würde sie vernünftig genug sein, ihn gehen zu lassen, wenn er zum Beispiel ärztliche Hilfe brauchte oder behielt sie ihn für sich um jeden Preis?
Im Moment war seine größte Angst nicht die vor einer Gewalttat ihrerseits, sondern dass sie einen Fehler machte. Dass sie einen Unfall hatte und er hier verrottete. Oder dass sie ihm ein falsch dosiertes Medikament einflößte.
Kiran lag still unter der Decke und starrte die Wand an. Eine Weile haderte er noch mit sich und seinem Schicksal, dann wanderten seine Gedanken zu Patricia. Seit er hier war, hatte sie sich zu seinem Anker entwickelt. Sie war seine einzige Hoffnung, denn nur sie würde sich genug Gedanken zu seinem Verschwinden machen.
Wenn du mich nur hören könntest, Curly. Wenn ich dir nur meine Gedanken schicken könnte.
Leider konnte er das nicht.
Er seufzte. Die Decke wärmte ihn und die Müdigkeit kam heran. War es eigentlich Mittag, Abend oder Nacht? Er wusste es nicht. Hier drin war alles anders mit den verdunkelten Fenstern. Es gab keine Zeit mehr.
Die Liste mit den Komparsen kam per email. Kerstin hatte sie ihr geschickt, nachdem Patricia ihr die Notwendigkeit erklärt hatte. Und Kerstin versprach, dicht zu halten. Patricia druckte alles aus und sah sich die Listen durch. Alles war nach Drehtagen geordnet. Es gab auch Drehtage ohne Komparsen oder welche, wo nur zwei oder drei am Set gewesen waren. Patricia sortierte und schrieb zwei Stunden lang, bis sie eine Essenz herausgearbeitet hatte. Übrig blieben siebenundzwanzig weibliche Personen, die sie sich genauer ansehen wollte. Einige davon konnte sie schon mal vorläufig aussortieren. Katharina Bach, die hatte sie kurz kennengelernt und konnte sich an sie erinnern. Katharina hatte erzählt, dass sie direkt nach dem Dreh ihre Familie in Portugal besuchen wollte, die dort ein Hotel eröffnet hatte. Sie wollte mehrere Wochen bleiben. Sie hatte Fotos von dem Hotel dabei gehabt und es klang glaubwürdig. Eine weitere, Kimberly Meyer, schied auch aus. Sarah hatte über diese Kimberly gelästert, weil Vor- und Nachname nicht zusammenpassten. Kim war von ihrem Freund nach dem Dreh abgeholt worden und man sah sofort, dass sie dem Typen treu ergeben war. Außerdem hatte sie pechschwarz gefärbtes Haar, wobei dies nur ein sekundäres Argument war. Schließlich gab es Perücken und die Frau im Babylon konnte sich getarnt haben. Eine Daniela Kranz und eine Lilly Findeis strich sie ebenfalls weg. Daniela war die mit den Kreislaufproblemen, die schwangere. Die war noch während des Drehs abgereist und war schon körperlich nicht in der Lage, einen halb bewusstlosen Mann zu transportieren. Und Lilly hatte starkes Übergewicht. Sie war als „dickes Mädchen“
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