Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
hab auch nie so eine gesehen, wenn wir mal aus waren.“
„Weißt du, ob er …ich sag mal … Affären hatte? Und komm mir jetzt nicht wieder mit der Eifersuchtsnummer. Ich meins ernst!“, sagte Patricia.
„Wir waren mal in nem Club und da hat er eine geküsst. Aber das ist über ein Jahr her. Ob sie zusammen im Bett waren, weiß ich nicht.“
Patricia atmete durch. Der Stich in ihrer Brust, als Attila erwähnte, dass Kiran ein Mädchen geküsst hatte … lächerlich, aber ihr Gefühl, ja, sie war eifersüchtig. Sie musste damit aufhören und bei der Sache bleiben. Kiran hatte ihr gar nichts von diesem Mädchen erzählt. Der Gentlemen genießt und schweigt. Patricia versuchte, das störende Gefühl wegzudrücken. Sie war nicht besser als irgendein blöder Fan, wenn sie so etwas dachte. Kiran durfte tun, was immer er wollte. Sie arbeitete mit ihm, mehr nicht. Aber sie hatte sich auch an ihn gewöhnt und sie mochte ihn. Dass es mehr war, das hatte sie sich nie eingestanden. Aber da war etwas. Vielleicht das, was sie dazu brachte, mit dieser Intensität
Intuition
nach ihm zu suchen. Alles, was sie wollte, war, ihn zu finden. Lebendig und gesund. Und reichte ihr das? Wenn er jetzt plötzlich auftauchte, mit einer Frau an seiner Seite, die ihn anlachte und küsste …
Patricia schloss kurz die Augen.
„Ich ruf dich wieder an, Attila, okay?“
„Okay, sag Bescheid, wenn du was weißt.“
Sie drückte das Gespräch weg. Ja, sie wäre erleichtert, ihn zu sehen. Aber es würde auch wehtun. Er hatte dann eine andere Vertraute, der er seine Sorgen erzählte.
Patricia bezahlte ihren Latte und ging zurück zum Auto. Sie verbot sich ab jetzt strikt alle egoistischen Gedanken. Alles, was zählte, war Kiran zu finden.
Kiran schlief. Et atmete tief und gleichmäßig. Daniela ließ ihre Hand auf seinem Arm ruhen. Ihre Zärtlichkeiten hatten ihn entspannt einschlafen lassen und dieser Gedanke erfüllte sie mit einer Glückseligkeit, die ihr bisher völlig unbekannt gewesen war. Sie gewann den Mann ihres Lebens für sich. Wer hatte schon dieses Glück? Fast niemand. Und mehr noch. Sie hatte einen Jungen, den alle anderen auch wollten, für sich allein. Ihr Zähmprogramm zeigte Wirkung. Zugegeben, es war etwas ungewöhnlich, ihn gefangen zu halten, aber das Ergebnis überzeugte. Noch einmal beugte sie sich über ihn und küsste sanft seine Stirn. Dann erhob sie sich und ging auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Kiran brauchte Schlaf und eigentlich musste er auch mehr essen. Jetzt schlief er wieder, bevor sie ihm etwas Herzhaftes hatte anbieten können. Sie fand, dass er schon schmaler im Gesicht aussah und das ging natürlich nicht. Sobald er aufwachte, gab es eine richtige Mahlzeit. Sie würde die Vorkosterin geben, damit er sich traute, das Essen anzunehmen.
Daniela holte ihr Notebook heraus und klappte es auf. Sie fühlte sich jetzt in der Lage, ein wenig im Forum zu surfen und sie wollte die Online-Nachrichten abklappern. In der Stadt hatte sie schon nach Schlagzeilen bezüglich der Entführung Ausschau gehalten, aber bisher war der Presse nichts bekannt. Das konnte daran liegen, dass Wochenende war und Kiran nur einen Tag am Set gefehlt hatte. Ab Montag konnte es auffallen und dann drehten sie ohne Kiran weiter … Daniela hoffte, dass sie ihn noch eine Weile behalten konnte, ohne dass sie die Rolle von Alex strichen. Das wäre eine Katastrophe und sie wusste nicht, ob sie damit klarkommen würde, wenn Alex in der Serie starb. Bestimmt würden die Drehbuchautoren ihn erst mal in Urlaub schicken. Und wenn Kiran wieder zurück kam, konnte er auch aus diesem Urlaub zurückkehren. Eigentlich kein Problem. Der Gedanke beruhigte sie. Sie öffnete das BIH-Forum und scrollte sich durch die Beiträge. Es gab nur das Übliche, langweiliges Palaver, nichts Neues. Wenn sie es genau betrachtete, war es so wie immer. Aber früher hatte sie sich auf Infos und Meinungen gestürzt. Heute nicht mehr. Seit Kiran bei ihr war, verlor das Forum immer mehr an Bedeutung. Das war alles Kinderzeug. Unwichtiger Kleinkram.
Ihr Handy piepste. Daniela griff danach und sah eine SMS. Sie öffnete sie.
Erwarte von dir, dass du Montag nach Hause kommst. Mama
Daniela löschte die Nachricht und wandte sich wieder ihrem Notebook zu.
Sie hatte ihm den Schlafenden abgekauft und war gegangen. Jetzt musste er liegenbleiben und still sein, sonst kam sie sofort wieder zurück, wie eine Plage.
Wie lange noch? Wie lange?
Bis sie ihn endlich frei
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