Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
jetzt ganz unverhohlen tun, schließlich hatte er sich an sie gekuschelt. War das, weil er sie gern hatte oder suchte er nur Schutz nach dem Schock?
Es war nicht einfach, ihre Gefühle für ihn zu sortieren, die miteinander im Streit lagen. Sich mit ihm einzulassen, so fern er das überhaupt wollte, barg gewisse Risiken. Es war immer ihr Vorsatz gewesen, mit Schauspielern nichts anzufangen. Das konnte nicht gut gehen. Wegen der Fans und dem Beruf an sich und überhaupt … es hatte einen komischen Beigeschmack, wenn eine Setmitarbeiterin sich einen Schauspieler angelte. Irgendwie unprofessionell.
Ihr war bewusst, dass Kiran wahrscheinlich bei fast jeder Frau landen konnte, wenn er es darauf anlegte. Und sie war kein Teenager, der sich leicht von einem Seriendarsteller und dem ganzen Drumherum beeindrucken ließ. Sie drehte leicht den Kopf und atmete seinen Duft ein. Sie seufzte lautlos. Sie stand auf ihn, da konnte sie sich selbst einreden, was sie wollte. Sie sehnte sich nach ihm, wollte bei ihm sein. War das schon Liebe oder verwechselte sie die Sorge und die Verlustangst der Entführung mit Liebesgefühlen?
Kiran bewegte sich und Patricia rührte sich nicht, in der Hoffnung, dass er weiterschlief und sie seine Nähe noch länger spüren konnte. Sie wurde enttäuscht. Er richtete sich auf und sah sich verwirrt um, erst ein wenig erschrocken, dann erleichtert. Er drehte sich zu ihr um.
„Oh … hey Curly. Du bist ja schon wach. Einen Moment hab ich gedacht … ich wär noch dort. Oh, Mann …“ Er strich sich das Haar nach hinten. „War wirklich lieb von dir, dass du bei mir geblieben bist. Hab mich nicht getraut zu fragen.“
Sie lächelte ein wenig und er sah nachdenklich auf sie herab.
Was denkst du?, dachte sie.
„Ist schon komisch, dass wir hier so geschlafen haben“, sagte sie, nur, um nicht weiter zu schweigen.
„Stimmt“, sagte er. „So können wir wenigstens offiziell behaupten, dass wir miteinander im Bett waren.“
Patricia musste kichern.
War das eine Anspielung?
„Ja, das können wir jetzt sagen, ohne zu lügen“, sagte sie. Er lächelte ein wenig, aber seine Augen sahen noch traurig aus. Er würde viel Zeit brauchen, um das Erlebte zu verwinden.
„Als du Daniela so provoziert hast … mein Gott, ich dachte, was tut sie da nur. Und dann hab ich gedacht, dass du bestimmt einen Plan hast und ich habe dir vertraut. Ich dachte, entweder sterbe ich jetzt oder du schaffst das irgendwie. Und du warst echt überzeugend. Hättest Schauspielerin werden sollen.“
Ihre Wangen wurden warm und Patricia ärgerte sich ein wenig, dass sie rot wurde durch sein Lob.
„Im Ernst?“, fragte sie und versuchte, nicht zu begeistert zu klingen.
„Ja, ich hab kurz überlegt, ob wir wirklich ein Paar sind und ich das durch die Drogen vergessen hab. Man hat dir jedes Wort geglaubt. Daniela hat dir auch geglaubt. Woher wusstest du, dass sie das von mir abbringen würde?“
„Wusste ich nicht“, gab Patricia zu. „ Ich dachte einfach, ich lenke ihre Wut auf mich, gebe mir die ganze Schuld in ihren Augen, damit sie dir nichts tut. Und mach sie eifersüchtig.“
„Hat funktioniert. Du bist unglaublich, Curly.“ Er sagte das mit ehrlicher Bewunderung in der Stimme und sie wurde wieder rot. Sie setzte sich auf.
„Was wirst du jetzt tun, wenn sie Daniela nicht bekommen?“, fragte sie. „Du kannst doch nicht immer in Angst leben, es reicht, wenn Alex ein Frauentrauma hat.“
„Ich hab mir schon was überlegt. Im Gegensatz zu Alex werde ich mir mein Leben nicht von so einer Frau kaputt machen lassen. Ich werde damit klarkommen und neu durchstarten. So hab ich es immer gemacht. Deshalb wollte ich auch mit dir reden, im Babs . Ich gehe weg, Curly. Ich gehe in die USA.“
Patricia schwieg. Ein Gefühl, fast wie Übelkeit, kam in ihr hoch. Er wollte weggehen. Es fiel ihr schwer, die Fassung zu bewahren. Ob er ihr diese Gefühle ansah?
„Was wirst du dort machen?“, brachte sie mühsam heraus.
„Ich habe ein Angebot. Eine Fantasyserie. Ist ne riesige Produktion und ich hätte eine Hauptrolle. Ich hab erst überlegt, ob ich hier weggehen soll, aber jetzt … das ist der richtige Zeitpunkt, um bei BIH aufzuhören. Weißt du, ich bin mir schon im Klaren, wie das läuft. Ich bin kein schlechter Schauspieler, aber es gibt bessere. Die nehmen mich wegen meinem Look und weil ich jung bin. Und ich spreche fließend Englisch, wie du weißt. Ich hab schon früh kapiert, was ich für ein Glück habe mit
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