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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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meiner Hautfarbe und den blauen Augen. Ich habe ohne Probleme einen Modelvertrag bekommen und bin nach Deutschland gegangen. So konnte ich meine Eltern unterstützen. Mein Vater ist Deutscher und meine Mutter Halbinderin. Ich konnte genug Deutsch, um mich hier durchzuschlagen. Aber ich wusste auch, dass ich nur wenige Jahre habe, um in diesem Job was zu werden. Ich werde schnell zu alt sein, es werden andere Männer nachrücken, die jünger sind. Ich muss das jetzt machen, Curly. Ich kann nicht mehr warten.“
    „Wow, das … ist toll“, sagte Patricia.
    „Ehrlich?“, fragte er und sah sie mit einem undeutbaren Blick an.
    „Ja, klar. Du wirst dann international bekannt. Das ist doch der Wahnsinn. Willst du Kaffee?“, fragte sie und schlug die Decke zurück.
    „Ja, gern“, sagte er.
    Patricia verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche. Wenn sie sich jetzt nicht zusammenriss, würde sie weinen und das ging gar nicht. Ihre Flucht aus dem Wohnzimmer war schon peinlich genug gewesen. Sie füllte den Wasserkocher und nahm die Filter aus dem Regal. Jetzt war sie an dem Punkt, den sie nie hatte erreichen wollen. Sie heulte ihm nach. Damit musste sie sofort aufhören. Kiran hatte überlebt und das war das Wichtigste. Sie nahm zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie auf die Anrichte, als Kiran in die Küche trat.
    „Hast du was, Curly?“, fragte er vorsichtig.
    „Nein. Alles gut.“ Sie gab Kaffeepulver in den Filter. Er schwieg und sah ihr dabei zu.
    „Musst du heute noch mal zur Polizei oder so?“, fragte sie.
    „Ich werde mich später dort melden. Und ich muss meine Eltern anrufen. Das wird noch ne richtige Challenge.“
    „Meinst du, die Produktion lässt dich aus deinem Vertrag? Wegen Amerika mein ich. BIH ohne Alex … das werden sie nicht gerade toll finden. Hier.“ Sie hielt ihm den Kaffee hin.
    „Danke. Hab ich mir auch schon überlegt, aber ich werde ihnen etwas bieten, das sie nicht ablehnen können. Und damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.“
    „Und welche zwei Fliegen wären das?“, fragte sie.
    „Die Vertragsauflösung und Daniela“, sagte Kiran.
    Patricia sah ihn groß an und dann erzählte er ihr von seiner Idee.
     
     

18
     
    Patricia lief unmotiviert durch den Gang des BIH-Studios. Kiran hatte den ganzen Montag bei ihr verbracht und viel telefoniert und organisiert. Es schien ihm besser zu gehen und am Abend hatte er sie gefragt, ob er noch eine Nacht bleiben dürfe. Natürlich sagte sie ja. Aber sie war auch traurig. Bald würde sie ihn verlieren und sie wechselte sich ab zwischen einer merkwürdigen Selbstdisziplin und verzweifelter Trauer. Was war nur mit ihr passiert? Sie wollte nicht, dass es ihr schlecht ging und sie wollte sich nicht nach ihm sehnen. Und sie wollte es doch. Dieses Gefühl bremste ihren ganzen Alltag aus.
    Kiran hatte allein auf der Couch geschlafen, obwohl sie nichts lieber getan hätte, als neben ihm zu liegen und seinem Atem zu lauschen, seine Wärme zu fühlen. Nur gab es keine Rechtfertigung mehr, das zu tun. Allein in ihrem Bett hatte sie lange keinen Schlaf gefunden. Und Dienstag früh musste sie wieder ans Set. Es gab kaum etwas, worauf sie weniger Lust hatte, aber sie konnte sich nicht weiter krankmelden. Sie stieß die Tür zur Maske auf und erschrak.
    „Da ist sie!“, kreischte Kerstin und Patricia sah nur einen Haufen Menschen, Luftballons, Luftschlangen und buntes Zeug. Dann wurde sie bestürmt, fast hochgehoben und umher gewirbelt, dass ihr Hören und Sehen verging. Offensichtlich hatte Kerstin allen von ihrer „Heldentat“ berichtet. Sie lächelte und nahm höflich den Blumenstrauß entgegen, den sie ihr in den Arm drückten, aber in ihr sah es ganz anders aus. Kiran war in diesem Moment im Gespräch mit der Produktionsleitung und niemand wusste bisher von seinem Ausstieg aus der Serie. Sein Plan war abenteuerlich und nicht jeder würde ihn gutheißen, aber die Quote würde traumhaft sein, das war mal sicher.
    Attila schlang seine Arme um sie und zerdrückte sie beinahe. Patricia keuchte und schlug ihm auf den Arm.
    „Curly, du hattest recht und ich war ein Vollidiot. Was kann ich tun, um das wieder gutzumachen?“
    „Es ist schon gut“, sagte sie. „Alles ist jetzt gut.“
    Bei diesen Worten kam sie sich wie eine Lügnerin vor.
     
    Patricia brachte den Drehtag hinter sich, aber es war eine Qual. Ständig wurde sie auf ihre Rettungsaktion angesprochen und gefragt, wo Kiran jetzt sei. Sie wich aus und sagte einen

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