Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
aller Welt hast du das geschafft?“
„Ich hab Verdacht geschöpft, als du nicht im Babs und dann nicht am Set warst. Intuition.“
„Ein Hoch auf deine Intuition“, flüsterte er und schaffte es sogar, zu lächeln. „Wirst du mir noch mal helfen?“
„Wenn ich kann.“
„Sie werden mich ins Krankenhaus bringen. Das musst du verhindern. Dort fällt die Presse über mich her. Ich muss in ein Hotel oder so.“
„Was ist mit deiner Wohnung?“, fragte sie.
„Die Presse. Die wissen, wo ich wohne. Falls ich ohnmächtig werde, musst du ihnen sagen, dass ich das nicht will. Kein Krankenhaus.“
Patricia gab sich einen Ruck. „Ich kann dich mit zu mir nehmen, wenn du willst.“
Er sah sie an, ein wenig erstaunt, aber nicht ablehnend.
„Ich biete eine Schlafcouch, eine originalversiegelte Zahnbürste und Klamotten von meinem Ex-Freund, frisch gewaschen“, sagte sie.
Kiran lächelte schwach. „Ganz ehrlich? Klingt wie der Himmel auf Erden. Danke Curly. Ich bin dir so dankbar, das kann ich gar nicht sagen.“
Scheinwerferlicht blendete sie und Patricia wandte das Gesicht ab. Motoren stoppten, Autotüren wurden geöffnet.
„Lassen Sie den Mann los, stehen Sie auf und kommen Sie langsam hier rüber!“, rief ihr jemand zu, den sie hinter dem grellen Licht nicht sehen konnte. Patricia stöhnte.
„Ich bin nicht die Entführerin!“, rief sie.
„Lassen Sie ihn los!“, rief dieselbe Stimme wieder.
„Verdammt noch mal!“, schrie Patricia. „Ich bin die Falsche! Und wenn Sie sich noch lange mit mir beschäftigen, entkommt die Frau, die sie suchen! Daniela Kranz! Wir haben sie niedergeschlagen und sie liegt in dem Haus am Ende von diesem Weg! Und jetzt machen Sie, dass Sie da hinkommen!“
„Jetzt hab ich Angst vor dir, Curly“, sagte Kiran. „Es ist okay!“, rief er lauter den Polizisten zu.
Ein Mann trat aus dem Licht der Scheinwerfer und näherte sich ihnen.
„Sind Sie Kiran Advani?“, fragte er.
„Ja, bin ich“, sagte Kiran matt.
„Beeilen Sie sich. Daniela Kranz ist in der Hütte da hinten“, sagte Patricia. „Sie entkommt Ihnen. Und Vorsicht! Sie hat eine Spritze, in der vielleicht Gift ist!“
Der Polizist gab ein paar schnelle Anweisungen und zwei Streifenwagen fuhren an Patricia und Kiran vorbei.
„Ein Krankenwagen kommt gleich. Sind Sie verletzt?“, fragte der Polizist.
„Es geht mir gut“, sagte Kiran.
„Übertreib’s nicht“, sagte Patricia leise.
„Tu ich nicht“, antwortete Kiran. „Mir geht’s so gut wie seit drei Tagen nicht mehr.“
„Sie können ihn jetzt loslassen, der Krankenwagen ist gleich da“, sagte der Polizist.
„Einen Dreck kann ich“, sagte Patricia scharf. „Hätte man mir geglaubt, dann wäre früher schon was passiert. Die Polizei hat nicht ernst genommen, was ich sage. Dabei hatte ich die ganze Zeit recht und Kiran war entführt. Also sagen Sie mir jetzt nicht, ich soll ihn loslassen. Sagen Sie mir nicht, was ich soll, kapiert? Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe!“
„Ich stell dich als meinen Bodyguard ein. Ich glaube, ich bin ganz sicher in deiner Wohnung“, sagte Kiran und setzte sich vorsichtig auf.
Kiran lag auf einer Liege im Krankenwagen und hatte die Augen geschlossen. Die Sanitäter hatten ihn an den Tropf gehängt und Patricia hatte als sein Sprachrohr fungiert. Nach einer heftigen Debatte setzte Kiran seinen Wunsch durch, nicht ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.
Patricia stieg in den Wagen und setzte sich neben ihn. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und Kiran zuckte zusammen.
„Ich bin’s“, sagte sie leise.
„Curly. Haben sie sie?“
„Nein. Sie ist weg. Das Haus war leer. Sie ist wahrscheinlich in den Wald gerannt und jetzt suchen sie nach ihr. Wir hätten sie fesseln sollen. Wir hätten sie anketten können“, sagte Patricia.
„Die kommt nicht weit“, sagte Kiran. „Bestimmt nicht. Ich hätte auch nicht zugelassen, dass du noch mal zurückgehst.“
Dir darf nichts passieren.
„Wenn sie dich befragt haben, fahren wir zu mir, okay?“, sagte sie.
„Ja“, sagte er. „Zur Not zieh ich mir die Infusion selbst raus und hau ab. Du brauchst übrigens keine Bedenken zu haben wegen der Nadel.“
„Was meinst du?“
„Wegen dem Blut. Die Nadel war in meinem Hals und dann hat sie dich erwischt. Ich mache regelmäßig einen AIDS-Test“, sagte Kiran.
Patricia schwieg. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und ob sie den Grund wissen wollte, warum er so oft zu diesem Test ging. Kiran schien ihr
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