Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
Ausdruck der Karte und dann schlenderte sie davon. Sie musste noch ihre gebrauchten Kleidungsstücke entsorgen.
„Hier“, sagte Patricia und reichte Kiran einen Teller.
„Du hast gekocht?“ Er nahm den Teller an und stellte ihn vor sich auf den kleinen Tisch.
„Während du unter der Dusche warst“, sagte sie und reichte ihm eine Gabel. „Kartoffeln mit Butter. Du solltest eine Mahlzeit mit Schonkost einlegen, bevor du wieder richtig isst.“
„Danke“, sagte er und sah sie dabei kurz an. Er meinte damit nur zum Teil das Essen und Patricia fühlte das. Sie sah seine wundgescheuerten Handgelenke und presste die Lippen aufeinander. Sie war wütend auf Daniela und ein bisschen auch auf die Polizei, die in ihren Augen einfach nicht genug unternommen hatte.
„Ich hab dir die Couch bezogen. Wenn heute Nacht was ist, dann ruf mich“, sagte sie und sah zu, wie er die Kartoffeln in der Butter zerdrückte.
„Ich hab das Gefühl, ich hab noch nie so was Köstliches gegessen“, sagte er. Seine Augen suchten wieder die ihren. „Wie hast du mich nur gefunden? Das will einfach nicht in meinen Kopf, dass du das geschafft hast. Ich hab dich erst für eine Erscheinung gehalten, als du da in der Tür standest. Ich dachte, jetzt bin ich vollkommen verrückt.“
„Erzähl ich dir mal, wenn du ausgeschlafen bist“, sagte sie.
„Danke, dass du mich hier unterbringst, Curly.“
„Mach ich gern. Du musst dich erst mal erholen.“ Sie sah ihm beim Essen zu und beherrschte sich. Innerlich war ihr ein wenig zum Heulen. Denn obwohl Kiran jetzt lebendig vor ihr saß, konnte sie sehen, dass das Blitzen in seinen Augen, dieser fröhliche Lebensfunke, den sie von ihm kannte, erloschen war. Er versuchte tapfer zu sein, aber er war verletzt. Als Mann konnte er sich das wahrscheinlich nicht eingestehen, aber sie musste ihn entsprechend vorsichtig behandeln.
Patricia schreckte hoch. Sie war kurz eingedöst, aber jetzt spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Sie schlug die Decke zurück und stand auf. Sie fand Kiran auf der ausgeklappten Couch sitzend vor, die ihm als Schlafplatz diente. Er sah auf, als sie hereinkam und sie merkte, dass sie nur ein T-Shirt und Unterwäsche trug, aber in diesem Moment war es ihr egal, ob er sie so sah.
„Was hast du?“, fragte sie.
„Ist schon gut“, sagte er und sah nach unten.
„Alptraum?“
„Vielleicht.“
„Kiran, du musst vor mir nicht so tun, als ob dir das alles nichts ausmacht. Und das tust du gerade. Du musst keine Männlichkeitsnummer hier durchziehen. Egal, was hier passiert, keiner erfährt etwas davon. Die müssen nicht mal wissen, dass du hier gewohnt hast.“
Er nickte. „Danke. Ich bin okay.“
„Das bist du nicht. Und das weißt du auch.“ Sie setzte sich neben ihn und sah ihn von der Seite an. „Ich sehe, dass es dir schlecht geht. Und ich bin für dich da, wenn du willst. Du musst nicht allein sein.“
„Du brauchst deinen Schlaf auch“, sagte er.
Patricia überlegte kurz, dann wagte sie es. „Ich kann mich hier zu dir legen, wenn du willst. Niemand erfährt davon. Dann bist du nicht allein.“
Er schwieg einen Moment und das war Antwort genug.
„Ich hol mein Bettzeug“, sagte sie.
Wenig später lagen sie nebeneinander auf der Couch. Patricia hatte das Licht gelöscht.
„Danke Curly“, flüsterte Kiran. „Ich hab keine Angst gehabt in dem Sinne, weißt du. Ich … ich weiß auch nicht, was mit mir ist.“
Sie hat dich missbraucht, das ist mit dir, dachte Patricia. Sie hat deine Seele missbraucht.
Im Dunkeln tastete sie nach seiner Hand. Als sie seine Finger berührte, reagierte er sofort auf sie. Dann lagen sie da, Hand in Hand. Kiran seufzte leise im Dunkeln.
„Ich hab oft an dich gedacht, in den letzten Tagen“, sagte er. Sie fühlte, wie er ihre Hand drückte und sie drückte zurück.
„Jetzt bin ich ja da.“
„Ja.“
Sie lagen eine Weile schweigend in der Dunkelheit des Wohnzimmers. Dann ließ der leichte Druck seiner Hand in ihrer nach. Patricia hörte gleichmäßige Atemzüge. Kiran schlief. Sie grübelte noch ein wenig, dann schlief sie selbst auch ein.
17
Neben ihr war etwas und Patricia brauchte einen Moment, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Kirans Kopf ruhte an ihrer Schulter. Er hatte sich im Schlaf an sie gedrückt. Sie fühlte seinen Körper durch die Decke, so dicht lag er neben ihr. Patricia blieb ganz still liegen, um ihn nicht zu wecken. Und sie genoss seine Nähe. Das konnte sie
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