Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

etwas. Es schien doch nicht so schlimm zu sein. Wahrscheinlich war diese Entführung nur eine willkommene Idee für die Produzenten von BIH, um mehr neugierige Zuschauer anzulocken. Sie wunderte sich nur, dass Kiran den Dreharbeiten zugestimmt hatte. Warum tat er das?
    Und dann wurde ihr heiß, ihr Gesicht glühte.
    Es kann eine Botschaft an mich sein, dachte sie aufgeregt. Er will mir etwas sagen!
    Sie wechselte den Tab wieder und klickte auf Play. Die Szene mit Krissi ging weiter. Sie wartete noch eine Weile auf Alex, dann stand sie auf und bewegte sich durch die Reihen von Ballgästen auf den Ausgang zu. In der Vorhalle sah sie sich um und rief nach Alexander. Natürlich fand sie ihn nicht.
    Die nächste Einstellung zeigte Alex von Nahem. Sein Gesicht, mit geschlossenen Augen. Er blinzelte und sah sich benommen um. Die Kamera fuhr zurück und zeigte dem Zuschauer, dass er auf einem Bett lag, die Hände mit Ketten gefesselt.
    Wieder ergriff Daniela ein Schwindelgefühl. Sie hatte dieses Bild erwartet, aber trotzdem tat sie sich schwer, es zu ertragen. Es war schon merkwürdig. Sie wollte nicht, dass jemand anders als sie Kiran so behandelte, weil sie es nicht böse gemeint hatte. Aber Emilia war böse. Sie tat es nicht aus Liebe, sondern um ihm zu schaden. Furchtbar.
    Alexander riss an den Ketten und man sah, dass er keine Chance hatte, sich zu befreien. Emilia erschien neben ihm und setzte sich zu ihm aufs Bett. Daniela keuchte. Jetzt, wo Emilia anders gekleidet war und die Haare offen trug
    das ist meine Frisur!
    sah sie ihr zum Verwechseln ähnlich. Das war bestimmt Absicht! Diese sensationsgierigen Heuchler!
    Emilia strich Alex über die Stirn, der ängstlich zu ihr aufsah.
    „Was … was hast du vor?“
    Emilia lächelte.
    Daniela erwartete fast, dass Kiran jetzt sagte, dass seine Eltern in Indien seien und kein Geld hätten. Aber das hier war Alex und sein Vater hatte Geld. Viel Geld.
    „Das wirst du schon sehen“, flüsterte Emilia. „Dein Vater wird noch bitter bereuen, was er mir angetan hat. Und du auch.“
    Dann setzte der Abspann ein und Daniela zitterte vor Aufregung. Was würde jetzt geschehen? Was tat sie Alex an? Sie musste die nächste Folge sehen. Unbedingt. Aber das ging jetzt noch nicht. Daniela konnte sich nicht vorstellen, dass sie die Stunden bis zur nächsten Sendung überstand, ohne weitere Informationen zu haben.
    Sie gab verschiedene Begriffe in die Suchmaschine ein und durchwühlte das Netz nach Hinweisen. Sie wurde fündig.
    Rekordquoten bei „Berlin im Herzen“! Schauspieler Kiran Advani stellt sein Entführungsdrama nach!
    Daniela überflog den Artikel, aber es stand nicht viel mehr darin, als die Überschrift schon aussagte, und dass die Dreharbeiten unter höchster Geheimhaltung stattgefunden hätten. Der Inhalt der speziellen Doppelfolge war auch geheim und wurde nicht mal auf Soapspoiler-Seiten für die Vorschau freigegeben. Wie die Entführung ausginge, würden die Zuschauer erst während der Ausstrahlung selbst erfahren.
    Daniela wimmerte und suchte wider besseres Wissen das Internet nach weiteren Informationen ab. Natürlich fand sie nichts. Der Inhalt der Folge war geheim. Warum? Was hatten sie vor?
    Bis tief in die Nacht suchte sie in Foren und Nachrichtenmeldungen, dann gab sie auf. Den Rest der Nacht verbrachte sie fast schlaflos und unruhig.
    Um sieben Uhr klingelte ihr Wecker. Sie stöhnte weinerlich auf und suchte den Knopf, der das nervige Piepsgeräusch unterband. Jetzt musste sie aufstehen und hinunter gehen und ihre Arbeitsanweisungen entgegennehmen. Der Tag würde sich endlos hinziehen, bis sie endlich in ihr Zimmer gehen durfte, um die Sendung zu sehen. Sie schlug die Decke zurück und stand auf.
     
     
     

21
    „Fehlt dir was?“, fragte Robert. „Du siehst aus, als hättest du kaum geschlafen.“ Er ließ eine Bürste in kräftigen Strichen über das Fell eines großen Pferdes gleiten. Daniela stand daneben und sah ihm zu. Sie sollte ihm im Stall zur Hand gehen, hatte Martina gesagt. Nachmittags lag ihr Aufgabenbereich dann innerhalb des Hauses. Daniela hatte bei ihrer Bewerbung ihre Erfahrung als Putzfrau ins Feld geführt.
    „Nein, ist nur die erste Nacht in einer neuen Umgebung. Kein Problem“, sagte sie. Das Pferd schnaubte laut und Daniela zuckte zusammen. Robert lachte.
    „Der freut sich nur über irgendwas. Das Geräusch machen sie, wenn sie zufrieden sind“, erklärte er.
    „Wie heißt es denn?“, fragte Daniela. Es interessierte sie nicht