Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
nicht vom Dreh. Es ging um Krissi, die in letzter Sekunde ein Abendkleid von ihrer Freundin zugeschoben bekam, damit sie noch auf den Ball konnte. Diese Freundin stylte Krissi auch noch und Daniela sah sofort, dass die Frisur zu perfekt war, um glaubhaft das Werk einer beliebigen Freundin zu sein. Wahrscheinlich stammte dieses Kunstwerk in Wirklichkeit von Patricia, die sich mit übertriebener Frisiererei in den Vordergrund drängen wollte. Das sah ihr ähnlich.
Der Garbacher Hof erschien in einem Kameraschwenk und Daniela hielt die Luft an. Es war soweit. Die Ballszene begann und sie suchte sich selbst auf dem Bildschirm. Sie kannte ja ihre Position, aber irgendwie kam diese Ecke nie ins Bild. Daniela überlegte, ob sie ihre Rolle wohl rausgeschnitten hatten wegen der Entführungssache. Plötzlich fühlte sie sich sehr dumm. Natürlich hatten sie alles weggeschnitten.
Bevor sie sich darüber ärgern konnte, zerrte Gundula die ängstliche Krissi durch die Menge und schimpfte sie aus, bis Alexander neben sie trat und ihr beistand. Er küsste sie vor Gundulas empörten Augen.
„Er findet dich eklig, weil du rauchst“, sagte Daniela leise. Es tat gut, ihn zu sehen. Leider verstärkte sich dann auch ihr Sehnsuchtsgefühl.
Alex und Krissi bewegten sich auf der Tanzfläche. Ab dieser Stelle kannte Daniela die Handlung nicht, denn sie hatte einen Schwächanfall erlitten und Patricia hatte das Gerücht verbreitet, sie sei schwanger und ihr damit die Rückkehr ans Set verwehrt. Hatte sie Daniela damals schon als Konkurrenz erspürt? Möglich. Am Ende war ihr ganzes besorgtes Getue nur eine Show gewesen, um Daniela von Kiran fernzuhalten. Erst hatte sie die Jungs fortgeschickt und das mit der Schwangerschaft gesagt und dann hatte sie auch noch die Sanitäterin gegen Daniela eingenommen. Patricia hatte ihren Heimvorteil schamlos gegen Daniela ausgenutzt. Oh ja, der Feind ging trickreich vor und sie war arglos in diese teuflische Falle getappt. Im Grunde hatte Patricia sie erst zu ihrer Verzweiflungstat getrieben. Für ein paar Sekunden fühlte Daniela sich geschockt ob dieser Erkenntnis. Diese falsche Schlange. Ihre Wut wandelte sich zu reinem Hass und sie bohrte unbewusst ihre Fingernägel in die Handballen.
Krissi und Alex beendeten ihren Tanz und Alex führte seine Tanzpartnerin galant zu einer Sitzgruppe.
„Möchtest du was trinken?“, fragte er sie und Krissi schlug die Augen nieder.
„Ich denke, ich sollte gehen. Das gibt doch nur Ärger“, sagte sie.
„Nein, du bleibst. Champagner?“ Er lächelte wieder und sie nickte schüchtern. Alex ging durch den Raum und die Kamera folgte ihm ein Stück. Dann wechselte das Bild und man sah die Füße einer Frau, die in zarten, fast durchsichtigen Schuhen steckten. Daniela runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten? Die Schuhe liefen über den Marmorboden des Garbacher Hofs und die Kamera glitt über das elegante weiße Kleid bis nach oben zur Hand der Unbekannten. Man sah deutlich, dass sie darin etwas verbarg. Sie betrat den Ballsaal durch den Torbogen am Eingang und die Kamera nahm ihre Perspektive ein. Die Unbekannte beobachtete Alex. Ihre Hand streckte sich nach vorne und sie gab einige Tropfen aus einem Glasfläschchen in eins der gefüllten Gläser, die auf einem Serviertisch standen.
Daniela zuckte zusammen. Was sollte das? Sie fühlte sich auf einmal sehr unwohl.
Alex kam arglos näher an die Kamera heran und dann hob er den Kopf und stutzte.
„Du?“, fragte er und das Bild wechselte in eine halbnahe Einstellung.
„Emilia!“, hauchte Daniela und presste sich die Hand auf den Mund.
„Nicht so laut, mein Süßer“, schnurrte Emilia und wich ein wenig in das Halbdunkel der Vorhalle. Dann verschwand sie hinter dem Torbogen. Alex folgte ihr. Emilia drehte sich lächelnd zu ihm um. Sie hielt zwei gefüllte Gläser in der Hand.
„So sieht man sich wieder.“ Sie hob leicht das Glas und trank einen Schluck.
„Verschwinde. Du hast hier nichts zu suchen“, sagte Alex.
„Ich sehe schon, du hast eine neue kleine Freundin“, sagte Emilia und lächelte gefährlich.
„Lass Krissi aus dem Spiel!“, sagte Alex und trat drohend näher. „Wenn du sie anrührst, bring ich dich um.“
„Ach, wie romantisch“, schwärmte Emilia. „Du hast immer schon gern den Helden gespielt, Alexander. Dabei steht dir das gar nicht.“
„Was willst du hier?“, fragte Alex gepresst. „Du hast sicher wieder eine Teufelei vorbereitet.“
„Nicht doch. Ich wollte
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