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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Honigkuchenpferd, und das kam nicht nur von dem, was er geraucht hatte.
    »Hallo, Papa«, rief Aurora und winkte, als sie in die Auffahrt einbog. Walter Smith winkte zurück, wobei er nicht im mindesten den Eindruck machte, als überraschte es ihn, den Mietwagen oder George zu sehen. Ja, als sie ausstiegen, schien er sich tatsächlich noch am ehesten über den Hund zu wundern.
    »Hallo du«, sagte Walter, als Luther bellend auf ihn zurannte.
    »Das ist George, Papa«, stellte Aurora ihn etwas nervös vor. Sie war sich nicht sicher, wie ihr Vater darauf reagieren würde, daß sie einen wildfremden Menschen mit nach Hause brachte... wenngleich er ja gar nicht so wildfremd war.
    »Stephen Titus George«, sagte Walter mit einem Kopfnicken. »Ich hab gerade deine Bücher ausgelesen. Wirklich gut.«
    »Ich liebe Ihre Tochter«, platzte George heraus.
    Walter nickte noch mal. »Wirklich gut«, wiederholte er. »Da haben wir nach dem Abendessen Gesprächsstoff genug.« Er wandte sich Aurora zu. »Deine Mutter wird nicht vor morgen zurück sein. Sie mußte schnell rüber nach Madison. Dein Onkel Bryce hat seinen Chevy gegen eine Kiefer gesetzt. Hat erst das Auto zu Klump gefahren und sich dann ein Bein gebrochen, als er versuchte, aus dem Fenster zu klettern, weil die Tür klemmte.«
    »Das ist ja schrecklich.«
    Walter zuckte mit den Schultern. »Wenigstens wird er seiner Frau nicht auf den Geist gehen, solange er im Streckverband liegt. Könnte sogar ein frohes Weihnachtsfest für sie werden.«
    »Papa!«
    »Na, ist doch wahr. Er hat ihr immer nur Ärger gemacht. Ach, übrigens, Brian Garroway war vor ein paar Tagen hier.«
    »Wirklich?« Auroras Stimme klang plötzlich besorgt. »Was wollte er denn?«
    »Mich dumm und dämlich quasseln. Hat mir erzählt, du hättest den Verstand verloren und seist von Teufelsanbetern verschleppt worden, all so’n Zeug halt. Ich hab ihn ein bißchen labern lassen, daß wir dich unbedingt retten müßten und was weiß ich nicht alles, und dann hab ich ihn nach Hause geschickt.«
    »Ach du Schreck...«
    »Er kommt schon drüber weg«, fügte Walter schnell hinzu und bemühte sich, nicht zu grinsen. »Glaub’s mir. Was hieltet ihr zwei Hübschen jetzt davon, noch vor dem Ausladen zu essen?«
    Genau das taten sie.
    Das Abendessen war ein hinreißend schlecht zusammengestelltes Menü von Roastbeef, Gurkensandwiches und warmem Weißwein. Der Braten war noch blutig und faszinierte Luther so sehr, daß er prompt auf den Eßtisch sprang. Statt ihn runterzuscheuchen, stellte Walter Smith noch einen Extrateller für ihn hin. »Erzähl bloß deiner Mutter nichts davon«, warnte er Aurora.
    Während des Essens plauderten sie angeregt, und das Gespräch förderte unter anderem zutage, daß Brian Garroway es irgendwie geschafft hatte, George als die Ursache für das plötzliche Abhandenkommen seiner Freundin zu identifizieren. (Aurora hatte ihm nichts gesagt; als sie das entscheidende Schlußwort gesprochen hatte, war Brian in einen so selbstgerechten Zorn verfallen, daß sie jede Lust verloren hatte, ihm den Grund ihrer Entscheidung mitzuteilen.)
    »Er sagte, es sei vorerst nur ein Verdacht«, referierte Walter, »doch, wie er meinte, ein sehr starker, und es wäre absolut entsetzlich, wenn er sich als begründet erweisen sollte. Nach seiner Schilderung bist du ein durch und durch verkommenes Subjekt, George, ein nichtsnutziger Schundproduzent und nur darauf aus, das amerikanische Leserpublikum moralisch zu verderben. Genau wie dieser James Joyce. Natürlich konnte ich es nach einer solchen Einführung kaum erwarten, deine Romane zu lesen. Die Stadtbücherei hatte sie nicht, unser Tante-Emma-Laden auch nicht, also bin ich nach Milwaukee runtergefahren.«
    »Milwaukee?« wunderte sich George. »Aber das sind ja bestimmt achtzig Kilometer von hier.«
    »Fünfundachtzig«, korrigierte ihn Walter. »Und jede Minute Fahrt hat sich gelohnt. Phantastische Sachen... für mich die größte Entdeckung seit Bel Kaufman, und das war 1975.«
    George war zutiefst geschmeichelt, auch wenn er nicht die leiseste Ahnung hatte, wer diese Bel Kaufman war oder was sie geschrieben hatte. Aurora fragte sich, was in ihren Vater gefahren sein mochte, schwieg verwundert und stopfte eine erkleckliche
    Anzahl Gurkensandwiches in sich hinein, was während des Nachtischs eine laute und nicht zu unterdrückende Sequenz von Rülpsern zur Folge hatte. Sie entschuldigte sich und verschwand
    im Bad.
    Kaum hatte Aurora das Zimmer

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