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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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verlassen, stand auch Walter auf.
    »Komm«, sagte er und winkte George zu.
    »Bitte?«
    »Hol deinen Mantel«, sagte Walter. »Wir gehen ein bißchen an die Luft. Da sind noch ein paar Sachen, die ich mit dir bereden möchte.«
    »Ist gut.« George ließ seinen Nachtisch stehen und folgte Walter hinaus. Nunmehr unbeaufsichtigt, machte sich Luther unverzüglich daran, alles auf dem Tisch noch verbliebene Eßbare methodisch zu vertilgen.
    Die zwei Männer liefen parallel zur untergehenden Sonne und erreichten schließlich die Viehweide, die an Walters Besitz grenzte. Die Schneedecke war alles andere als geschlossen, aber sie reichte, um ein angenehmes Knirschen unter den Füßen zu erzeugen, was der Unterhaltung einen zusätzlichen Rhythmus verlieh.
    »Ich werde jetzt einen altmodischen Ausdruck verwenden«, schickte Walter warnend voraus und tat dann wie versprochen: »Betrachtest du dich als Anwärter auf die Hand meiner Tochter?«
    »Ob ich vorhabe, sie zu heiraten, meinen Sie?« fragte George. Er dachte einen Augenblick darüber nach und lachte. »Jetzt schon vom Heiraten reden, Mann o Mann... ach verdammt, was weiß ich, ich glaub, das ist durchaus möglich.«
    »Laß mal Glaube und Möglichkeit aus dem Spiel, mein Sohn. Du hast doch einen eigenen Willen, oder? Willst du sie heiraten oder nicht heiraten oder irgendeine dritte Möglichkeit?«
    »Ich liebe Ihre Tochter«, sagte George ernsthaft, »und obwohl es so Knall auf Fall gegangen ist, hab ich doch das Gefühl, daß ich sie auch weiterhin lieben werde, was für meine Begriffe damit gleichbedeutend ist, daß wir früher oder später heiraten werden, sofern sich ihre Gefühle für mich nicht in der Zwischenzeit ändern. Aber... Sie sollten mir bitte glauben, daß ich mich durchaus für einen willensstarken Menschen halte, Mr. Smith... aber das Schicksal fragt nicht immer nach dem Willen, und neuerdings habe ich aus allerlei Gründen einen ziemlichen Heidenrespekt vor dem Schicksal. Selbst wenn ich jetzt den felsenfesten Entschluß fassen würde, Ihre Tochter zu heiraten, wer weiß, schon morgen könnte eine Sturmflut dahergefegt kommen und sie irgendwohin spülen, wo ich sie nicht mehr finde, oder ein Erdbeben...«
    »Wir werden dich also als Freier ohne Gewähr vormerken«, beschloß Walter. »Und als besorgter potentieller Schwiegervater muß ich dir jetzt natürlich ein paar persönliche Fragen stellen, um auch sicher zu sein, daß du der Richtige bist. Ich erwarte von dir absolute Ehrlichkeit - ich habe scharfe Augen, und ich werde sofort merken, wenn du mich anlügst.« Und damit begann er eine lange Liste von Fragen herunterzurasseln, die George nach bestem Vermögen beantwortete. »Bist du in irgendeiner Hinsicht nicht ganz normal?«
    »Ja, Sir, ich glaube schon.«
    »Gelobt sei Jesus Christus. Schon mal eines schweren Verbrechens für schuldig befunden worden?«
    »Nein, Sir.«
    »Schon mal ein schweres Verbrechen begangen, ohne erwischt j zu werden?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Pläne, irgendwann ein schweres Verbrechen zu begehen?«
    »Schwebt Ihnen da etwas Bestimmtes vor, Mr. Smith?«
    »Och, ich weiß nicht... etwas Interessantes wie einen Eisenbahnüberfall oder die Schändung einer nationalen Gedenkstätte.«
    »Ich könnte es in Erwägung ziehen, wenn Sie möchten.«
    »Gut - ich werde dich beim Wort nehmen. Jemals Mitglied einer subversiven Organisation gewesen?«
    »Vom Amerikanischen Schriftstellerverband.«
    »Reicht nicht.«
    »Ich war mal auf einem Unitarier-Picknick.«
    »Du bist mein Mann. Irgendwelche homosexuellen Neigungen?«
    »Höchstens lesbische.«
    »Pech. Trinkst du, George?«
    »Gelegentlich. Seit meiner Studentenzeit hab ich’s etwas gedrosselt.«
    »Um so besser für deine Leber. Nimmst du irgendwelche Drogen?«
    »Na ja... es ist ja mehr oder weniger Tradition, auf dem College herumzuexperimentieren, und in Cornell -«
    »Rauchst du Pot?«
    George nickte zögernd. »Schon, ja. Aber nicht oft - ich krieg nix Gescheites zu Papier mit vollgedröhntem Kopf.«
    »Du schreibst jeden Tag, nicht?«
    »Müßt ich. Klappt nicht immer so.«
    »Ich weiß, wie das ist. Hast du vor, heute abend noch was zu schreiben?«
    »Heute abend? Nein, jetzt bin ich in Urlaub.«
    »Also gut.« Ganz unvermittelt und mit einer Flinkheit, die sein Alter Lügen strafte, drehte sich Walter Smith um und flankte aus derselben Bewegung über den Zaun. Drüben gelandet, wirbelte er noch ein paarmal wie ein Kreisel herum und lachte dabei wie ein

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