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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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diesem Augenblick befand sich Luther in der schlimmsten Zwickmühle seines Lebens.
    Dann erreichte Drakon den Herrn und sprang ihn an, und blitzartig hatte sich der Mischling entschieden. »Verdammt«, sagte er. »Verdammt sollst du sein.« Er rannte los mit der Absicht, einen selbstmörderischen Angriff auf die Flanke des Wolfshundes zu versuchen. Was er nicht wußte, war, daß die Entscheidung des Wolfshundes, den Menschen anzugreifen, ebenfalls selbstmörderisch gewesen war.
    Drakons Vorderpfoten knallten mit voller Wucht gegen den Busen des Menschen - es war eine Herrin - in der Absicht, sie umzuwerfen. Die Herrin indes spielte nicht mit. Sie fiel nicht; sie wankte nicht einmal. Ungerührt hob sie die Arme und schloß, als der Wolfshund den Kopf querlegte, um ihr an die Kehle zu gehen, starke Hände um seinen Hals.
    Kalte Hände.
    Plastikhände.
    »Wwa-?« So plötzlich abgebremst, als ob sich eine eiserne Kette strammgezogen hätte, flog Drakons Kopf ruckartig zurück und er starrte mit einem Mal in die blauglühenden Augen der Gummimaid. Auch Luther sah die Augen und blieb voll Entsetzen wie angewurzelt stehen.
    »Raaq...«, flüsterte er.
    »Nein«, beharrte der Reinrassige. Drakon versuchte sich freizukämpfen, aber es gelang ihm nicht, mit der Schnauze so nah heranzukommen, daß er hätte zubeißen können; und es hätte ohnehin nichts genützt. Der Körper der Gummimaid war hart, absolut unnachgiebig; nur ihre Hände waren geschmeidig, und ihre Biegsamkeit diente einzig dem Zweck, sich immer enger um den Hals des Wolfshundes zu schließen.
    »Was bist du?« fragte Drakon und versuchte zu bellen, doch er bekam keine Luft. »Was bist du?« Er kratzte und riß mit den Klauen an der Maid, aber sie spürte keinen Schmerz, lächelte ihr synthetisches Lächeln und wrang ihm dabei das Leben aus dem Leib. Finsternis zog sich mehr und mehr um ihn zusammen, und kurz vor dem Ende schien sich die Gummimaid zu verwandeln. Ihre Augen blieben dieselben, doch das Gesicht schwoll an, dehnte sich aus, wurde zu dem eines Hundes, eines unwahrscheinlich riesigen Tieres, ganz aus Licht und Schatten gebildet. Willkommen daheim, Rassi, begrüßte es ihn.
    »NEIN!« brüllte Drakon im Geist. Luther konnte nicht sehen, was er sah, doch er spürte die Qual. Die Hinterpfoten des Wolfshundes scharrten verzweifelt auf dem Asphalt, scheuerten sich blutig, als er einen letzten Versuch zu entfliehen unternahm. »Ich lebe, ich lebe, ich lebe, ICH L-«
    Das Knacken, mit dem sein Genick brach, war nur ein leises Geräusch im Vergleich mit dem Donner. Die Gummimaid warf seinen Kadaver beiseite wie ein Spielzeug, an dem sie jegliches Interesse verloren hatte. Sie richtete ihre Augen auf Luther.
    »Bleib, wo du bist, Teufel«, sagte der Mischling zu ihr und wich schrittweise zurück. Die Puppe legte den Kopf schief - die Polizeimütze saß ihr immer noch fest auf dem Kopf - und ging auf ihn zu, ohne sich zu beeilen, mit langsamen und entspannten Schritten.
    In diesem Augenblick kam der Streifenwagen aus dem Nebel hervorgeschossen.
     
    VII
     
    Hollister spürte die Anwesenheit der Gummimaid, noch bevor die Scheinwerfer ihre Gestalt im Nebel erfaßt hatten. Sie stieg auf das Gaspedal, und Doubleday hatte gerade noch Zeit, »Wa-« zu schreien, bevor die Puppe aus dem Nichts auftauchte und vom Kotflügel erfaßt wurde. Hollister hatte vorgehabt, die Maid ent-
    weder umzufahren und unter die Räder zu bekommen, oder aber sie möglichst demoliert in hohem Bogen von der Straße zu fegen, doch keines von beidem gelang. Statt dessen ließ sich die Gummimaid der Länge nach auf die Motorhaube fallen und streckte die Hände nach ihnen aus, als ob sie die ganze Zeit auf nichts anderes gewartet hätte.
    »Oh, Scheiße!« zischte Hollister, denn direkt vor ihnen fing der Commons an, und es war nicht möglich, weiterzufahren. Sie trat auf die Bremse und riß das Lenkrad scharf links herum; das Auto schleuderte auf die Cayuga Street, knallte längs gegen einen parkenden Lieferwagen und blieb abgewürgt stehen. Doubledays Kopf prallte so heftig gegen das Seitenfenster, daß sich die Scheibe mit einem Netz von Sprüngen überzog.
    Hollister traute ihren Augen nicht. Die Gummimaid hatte die Mütze verloren, hielt sich aber weiterhin mühelos an der Motorhaube fest, wie eine mißliebige Kühlerfigur. Kaum daß der Streifenwagen stand, streckte sie wieder lächelnd eine Hand aus. Ein Plastikknöchel klopfte an die Windschutzscheibe, und das Sicherheitsglas barst

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