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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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tragen dazu bei, sondern auch die Intelligenz: Er ist schlau genug zu wissen, dass es viele Wege gibt, Geld zu verdienen. Wenn du ihm eine komplizierte Geschichte erzählst, wie irgendein Markt funktioniert und ausgebeutet werden kann, wird er dir im Gegensatz zu dümmeren Leuten zumindest bis zu einem gewissen Grad folgen können.
    Und es gibt noch einen Grund dafür, dass man einen erfolgreichen Menschen leichter reinlegen kann: Er hat Angst, als Trottel dazustehen. Wenn du ihn einmal hereingelegt hast, kannst du es auch noch ein zweites Mal probieren und ihm einreden, dass der Fehler im System angelegt war. Er wird nicht zur Polizei gehen oder es seinen Freunden erzählen, denn wenn sich erst herumspricht, dass sich jemand Mächtiges und Wichtiges wie er hat hereinlegen lassen, schadet das seinem Ruf, und ohne den kommt er nie wieder an Geld.«
    Mala schob das Kinn vor. »Klingt einleuchtend.«
    »Ist es auch«, erwiderte Ashok.
    »Ich zähle ja auch zu den Erfolgreichen und Einflussreichen«, bemerkte sie, während sich ihre Augen wie die einer Katze zu Schlitzen verengten.
    »Stimmt«, räumte Ashok ein, plötzlich auf der Hut.
    »Also wäre ich leichter reinzulegen als die ganzen Trottel in meiner Armee?«
    Ashok lachte. »Euer Verstand ist messerscharf, General, gebt acht, dass Ihr Euch nicht daran schneidet. Ja, es ist schon denkbar, dass dies alles ein gigantischer Schwindel um drei Ecken ist, mit dem einzigen Ziel, dich hereinzulegen. Aber für was? So reich dich deine Armee auch gemacht hat, du müsstest doch wissen, dass ich mit Vorlesungen in Wirtschaftswissenschaften am Indischen Institut für Technologie genauso viel verdienen könnte. Im Endeffekt geht es also um die Frage, ob du mir traust oder nicht. Ich kann dir beweisen, dass du nicht Opfer, sondern Teil des Schwindels bist. Wenn du aussteigen willst, ist das aber okay. Es wird dem Plan zwar schaden, er ist dadurch aber nicht vom Tisch. Wir haben eine Menge Unterstützer.«
    Mala lächelte wieder ihr Sonnenscheinlächeln. »Du bist ein schlauer Mann«, sagte sie. »Und für den Moment will ich dir trauen. Mach weiter.«
    »Lass uns einen Schritt zurückgehen. Interessiert an ein bisschen Geschichte?«
    »Wird mir das verstehen helfen, warum du hier so lange brauchst?«
    »Ich glaube schon. Auf jeden Fall finde ich, dass es eine verdammt gute Geschichte ist.«
    Mit einer Geste forderte sie ihn auf fortzufahren und nippte an ihrem Chai. Sie saß kerzengerade, und ihr Gebaren war königlich.
    »In den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts nannte man die größten Gaunereien den ›Großen Reibach‹. Das waren richtige kleine Theaterstücke, die nur für eine einzige Person aufgeführt wurden: die ›Zielperson‹, das Opfer. Alle anderen waren Teil des Stücks. Die Zielperson traf im Zug einen ›Lockvogel‹, der sie aushorchte, um herauszufinden, ob es bei ihr was zu holen gab. Manchmal gab er ihr einen kleinen Vorgeschmack dessen, was sie alles verdienen konnte. Vielleicht ›fanden‹ sie auf geheimnisvolle Weise etwas Geld, das er zuvor deponiert hatte, und teilten es untereinander auf.
    Durch so was lernt die Zielperson, Vertrauen zu schöpfen, und es gibt dir auch Macht über sie, denn jetzt weißt du, dass sie durchaus dazu bereit ist, ein wenig zu schummeln.
    Von dem Moment an, in dem der Zug ankam und die Zielperson eine fremde Stadt betrat, war jeder Einzelne, den sie traf oder sprach, Teil des Plans. Arbeitete die Zielperson zum Beispiel im Finanzsektor, brachte der Lockvogel sie als Nächstes zu einem ›Insider‹, der sie in einen Plan einweihte, groß beim Pferderennen abzusahnen. Falls die Zielperson sich mit Pferderennen zu gut auskannte, ging es vielleicht um den Aktienmarkt. Mit anderen Worten: Es ging stets um solche Dinge, mit denen sich die Zielperson am wenigsten auskannte.
    Die Zielperson wurde also in ein Wettbüro oder zu einem Makler geschleppt, wo dermaßen viel los war, dass es einfach undenkbar war, all diese Leute könnten Teil eines Plans sein. Hier erklärte man ihr, um was genau es ging. Das Wettbüro erhielt seine Zahlen per Telefon vom Telegrafenamt, denn damals gab’s ja noch keine Computer. Als Nächstes bekam die Zielperson auch das Telegrafenamt zu sehen – ein weiterer einziger Schwindel – und lernte dort einen ›Freund‹ des Insiders kennen, der willens war, die Rennergebnisse ein paar Minuten lang zurückzuhalten. Der Lockvogel und seine Freunde kannten die Gewinner also vor allen anderen und

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