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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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sehr, sehr kompliziert sein.
    DabeisinddieWürfelansichgarnichtkompliziert.EsgibtbloßsechsunddreißigMöglichkeiten,wasmanwerfenkann:eins-eins,eins-zwei,eins-dreiundsoweiter,biszusechs-sechs.Essollteeigentlicheinfachsein,dieChanceneinerWetteeinzuschätzen.ZumBeispieldieWahrscheinlichkeit,zweimalhintereinandereinenSechserpaschzuwürfen:Diebeträgtsechsunddreißigmalsechsunddreißigzueins.WenneinemdieWettedaraufwenigereinbringt,wirdmanirgendwannGeldverlieren.WenndieWetteeinemmehreinbringt,wird man irgendwann welches gewinnen.«
    Mala schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Stell dir vor, du wirfst eine Münze.« Er zog seinen Geldbeutel aus der Tasche und nahm eine alte chinesische Bronzemünze mit einem quadratischen Loch in der Mitte heraus. »Wir haben Kopf und Zahl. Angenommen, die Münze ist absolut gleichmäßig in Gewicht und Luftwiderstand, dann stehen die Chancen für jedes Ergebnis fifty-fifty oder eins zu eins. Sie sind also gleichmäßig verteilt.
    Spielen wir ein faires Spiel: Ich werfe die Münze, du rätst, auf welcher Seite sie landen wird. Wenn du recht hast, kriegst du das Doppelte deines Einsatzes; wenn nicht, kriege ich dein Geld. Wenn wir dieses Spiel lange genug spielen, werden wir beide am Schluss genauso viel Geld wie am Anfang haben – es ist ein langweiliges Spiel.
    Was aber, wenn ich dir bei Kopf das Dreifache zahle? Dann musst du einfach immer nur auf Kopf setzen, und irgendwann wirst du mein ganzes Geld haben. Zwar gewinne ich etwas bei Zahl, bei Kopf gewinnst du aber mehr. Mit der Zeit gewinnst du alles. Dieses Angebot solltest du also annehmen.«
    »Alles klar.«
    »Wenn es nun aber eine sehr komplizierte Wette ist? Wenn es zum Beispiel zwei Münzen gibt und die Auszahlung des Gewinns an eine Reihe verschiedener Faktoren geknüpft ist? Ich zahle dir zum Beispiel für Doppel-Kopf und Doppel-Zahl das Dreifache, vorausgesetzt, dass du nicht zweimal hintereinander das Gleiche wirfst, es sei denn , es ist schon der dritte identische Wurf in Folge. Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Angebot?«
    Mala zuckte die Schultern.
    »Ich habe auch keine Ahnung, ich müsste erst nachrechnen. Wenn ich dir aber auf Grundlage der Regeln, die ich gerade erfunden habe, dreihundert zu eins böte – du setzt zehn Rupien, und wenn du gewinnst, zahle ich dir dreitausend – , was dann?«
    Mala legte den Kopf schief. »Die Wette würde ich wahrscheinlich annehmen.«
    »Die meisten Leute würden das. Es ist ein toller Cocktail: Man nehme einen Teil komplizierte Regeln und einen Teil hohe Gewinne, und die Leute setzen brav den lieben langen Tag ihr Geld. Jetzt sag mir: Würdest du zehn Rupien darauf setzen, dreißigmal hintereinander einen Sechserpasch zu würfeln?«
    »Nein«, sagte Mala. »Das ist so gut wie unmöglich.«
    Ashok breitete die Hände aus. »Und damit hast du die zweite Lektion gelernt: Jeder Mensch besitzt ein gewisses Gespür für Wahrscheinlichkeiten, selbst wenn er oder sie, verzeih mir, ein Mädchen ist, das nie in seinem Leben Statistik gelernt hat.«
    Mala errötete leicht, erwiderte aber nichts. Schließlich stimmte es ja.
    »Die meisten Leute werden keine Wetten auf etwas abschließen, das so gut wie unmöglich ist, selbst wenn du ihnen fantastische Gewinne versprichst. Du kannst das Unmögliche aber mit ein paar Kunstgriffen verschleiern – indem du zum Beispiel die Regeln sehr kompliziert machst. Dann werden selbst gescheite Leute Wetten auf etwas abschließen, das genauso unwahrscheinlich ist, wie dreißigmal in Folge einen Sechserpasch zu würfeln. Tatsächlich tendieren gerade gescheite Leute dazu, solche Wetten abzuschließen, deshalb … «
    Mala hob die Hand. »Weil sie nämlich so gescheit sind, dass sie glauben, von allem Ahnung zu haben.«
    Ashok klatschte. »Meisterlich! General, Ihr hättet eine Betrügerin oder Wirtschaftswissenschaftlerin werden sollen … , wenn Ihr nicht schon ein so toller General wärt.«
    Mala grinste. Ashok wusste, wie gerne sie hörte, was für ein guter General sie war. Er sah es ihr nach: Wäre er ein Dharavimädchen, das sich aus den Slums hochgekämpft hat, wäre er bestimmt auch ein wenig unsicher. Auch das war etwas, das ihm an Mala und ihrem messerscharfen, grimmigen Verstand gefiel.
    »Und jetzt, liebe Mala, setz mir das doch bitte mal alles zusammen.«
    Wie eine gelehrige Schülerin begann sie, die Lektion zu wiederholen und die wesentlichen Punkte an ihren Fingern aufzuzählen. »Für einen Ponzi-Trick, der wirklich,

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