For the Win - Roman
an.«
Ihre Stimme verklang, und ein fröhlicher Verrückter begann die Vorzüge Falun Gongs zu preisen – die übliche Billigwerbung, die Matthew schon früher in Jiandis Show gehört hatte.
Nachdenklich kaute er auf einer faden Teigtasche herum und wartete darauf, dass Lu wiederkam. Er war noch keine zwei Tage in Freiheit, und schon war sein Leben millionenfach interessanter. Und es gab Teigtaschen. Große Dinge warfen ihre Schatten voraus.
Lu kam herein, und zusammen gingen sie zurück zur U-Bahn. Während sie die Treppe hinabeilten, flüsterte er: »Warte erst, bis du hörst, was wir vorhaben.« Seine Stimme war ganz angespannt vor Freude. Beinahe schadenfroh.
»Ich bin gespannt«, sagte Matthew. Etwas Hoffnung keimte in ihm auf. Wann hatte er zum letzten Mal Hoffnung verspürt? Richtig: als er mit seinen Freunden Boss Wings Goldfarm verlassen und sein eigenes Geschäft gegründet hatte. Das war zwar nicht gerade gut gelaufen. Doch die Hoffnung war köstlich gewesen. Sie war es immer noch.
Justbob hatte ihr gesamtes Netzwerk mobilisiert. Die besten Kämpfer der IWWWW – leidenschaftlich und zu allem entschlossen. Seit einem Jahr kämpften sie nun schon gegen die Pinkertons und die Sicherheitsleute der Firmen, und das hatte sie abgehärtet. Manche waren auch im echten Leben zusammengeschlagen worden, genau wie Justbob und Krang und Schwester Nor; und seinen Avatar durch ein Röntgenbild gebrochener Knochen oder eine Nahaufnahme hässlicher Stiche zu ersetzen, war schon fast wie einen Orden zu tragen.
Justbob liebte ihre Kämpfer. Und ihre Kämpfer liebten sie.
»Hallo, meine Hübschen«, gurrte sie ins Headset und rückte den Eisbeutel zurecht, den sie sich zwischen Stuhllehne und Steißbein gelegt hatte. Sie hatten jetzt einen neuen Unterschlupf in Geylang, was immer noch der Ort der Wahl war, wenn man sich in Singapur ein wenig außerhalb der Legalität bewegen wollte, ohne dabei zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Seid ihr bereit?«
Auf der ganzen Welt erklang ein Jubelchor. Justbob sprach Malaysisch, Indonesisch, Englisch, Tamil und ein bisschen Mandarin und Hindi, doch für gewöhnlich verständigte sie sich auf Englisch, was jeder halbwegs verstand. Im Hintergrund lief aber auch ein Chat, bei dem man einander bei der Übersetzung half. Sie musste langsam reden, doch es funktionierte.
»Wir werden zeitgleich in vier Welten zuschlagen: Mushroom Kingdom , Zombie Mecha , Svartalfheim Warriors und Magic of Hogwarts .« Sie verfolgte den Chat, um sicherzugehen, dass alle verstanden hatten. »Was ich mit ›zuschlagen‹ meine? Ich meine unter unsere Kontrolle bringen . Wir werden die gesamte Wirtschaft dieser Welten übernehmen: die Mehrheit allen Goldes, aller Prestigeobjekte, aller Macht. Wir werden schnell sein. Wir werden unaufhaltsam sein: Wann immer eine Operation ins Stocken gerät, haben wir noch drei weitere am Start. Wir werden das Schicksal jedes Bosses in der Hand haben, der seine Arbeiter in diesen Welten schuften lässt. Wir werden deren Bossen in den Hintern treten. Die Pinkertons ziehen wir entweder auf unsere Seite, oder wir schlagen so hart zu, dass sie sich anschließend nach einem neuen Beruf umschauen.
Um das zu schaffen, brauchen wir viele tausend Spieler, die alle zusammenarbeiten. In den meisten Fällen müsst ihr nur tun, was ihr am besten könnt: Gold machen. Wir erwarten aber heftigen Widerstand, sobald sich herumspricht, was wir vorhaben. Also brauchen wir Kämpfer, die uns vor den Pinkertons schützen, wir brauchen aber auch Ablenkung und Störaktionen, vor allem in Welten, die nicht auf unserer Liste stehen. Wir wollen, dass die Spielbetreiber total verwirrt sind, bis es zu spät ist. Wir brauchen Proxys, viele Proxys, und so viele Chars, wie ihr gleichzeitig hochspielen könnt. Das ist momentan eure wichtigste Aufgabe: Spielt so viele Chars, wie ihr könnt, damit ihr den Account wechseln und gleich weitermachen könnt, wenn einer gesperrt wird.«
Sie verfolgte kurz den Chat im Hintergrund und fügte hinzu: »Ja, daran arbeiten wir gerade. In ein, zwei Tagen haben wir Prepaidkarten für euch. Legt euch schon mal eine Liste mit US -Proxys zu.«
Eine Weile las sie wieder mit. »Natürlich werden sie versuchen, die Proxys zu sperren, doch dann wird es einen Aufschrei von den amerikanischen Spielern geben. Habt ihr eine Ahnung, wie viele Amerikaner sich während der Arbeit aus ihrem Firmennetzwerk stehlen, um über diese Proxys zu spielen? Wenn sie die blockieren,
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