For the Win - Roman
sperren sie ihre besten Kunden aus. Dasselbe gilt für die MT s, die über Schulnetzwerke arbeiten. Sie können es sich einfach nicht leisten, diese Proxys zu sperren, zumindest nicht für lange!«
Im Chat brach ein Sturm der Begeisterung aus. Die Strategie gefiel ihnen – es war ein bisschen, wie Aggro von einem Boss zu ziehen, ein paar schwächere Gegner zwischen ihn und sich zu bringen und sich derweil einen Unterschlupf zu suchen. Dann konnte man in Ruhe zuschauen, wie sie gegeneinander kämpften statt gegen einen selbst. Justbob wünschte, sie könnte ihnen schon mehr verraten, denn die Gerissenheit des ganzen Plans ließ sie seit Tagen, Wochen, ja Monaten grinsen. So lange arbeiteten sie im engsten Kreis schon daran. Doch ihr war klar, dass es ohne Geheimhaltung nicht ging. Es war so gut wie sicher, dass ein paar der Spieler, die eben an der Konferenz teilgenommen hatten, für die andere Seite arbeiteten; schließlich hatten ja auch sie ihre Spione in den Unternehmen sitzen.
»Okay«, sagte sie, »okay. Genug geredet. Jetzt lasst uns was plattmachen gehen.« Ungestümer Jubel brach aus ihrem Headset, und sie und ihre Kommandanten lieferten sich eine selige Stunde lang Gefechte, bis schließlich der Mächtige Krang kam und sie mitschleppte, damit sie endlich essen konnten.
Schwester Nor wartete, bis sie Platz genommen hatten. Vor ihr zischelten die Nudelgerichte Char kway teow und Hokkien mee . Das Essen verströmte einen himmlischen Duft. »Gut«, sagte sie. »Unser Mann kommt morgen in Shenzhen an. Wir haben Leute, die ihn sicher aus dem Hafen bringen, und er meint, mit unserer Fracht habe es keine Probleme gegeben. Er war während der Überfahrt online und glaubt, dass er uns ein paar hundert MT s besorgen kann.«
Der Mächtige Krang wies mit seinen Essstäbchen auf sie. »Vertraust du ihm denn?«
Schwester Nor kaute und schluckte nachdenklich. »Irgendwie schon«, sagte sie. »Er ist schon ganz schön enthusiastisch. Ein richtiger Spieler, völlig vernarrt. Ich glaube, er wollte einfach Teil des ganzen Zaubers sein. Dann hat er festgestellt, dass er jede freie Minute mit Arbeiten verbringt und anschließend offenbar immer was im Kleingedruckten steht, das ihn um seinen Lohn bringt.«
Die anderen nickten zustimmend, denn sie kannten das : So funktionierten ausbeuterische Betriebe auf der ganzen Welt. Sie merkten auch, dass Schwester Nor Anlauf für eine ihrer Reden nahm, und rollten mit den Augen, aber so, dass sie es nicht mitbekam.
»Seine Arbeitgeber meinten, er solle doch dankbar für diese wunderbare Chance sein. Ob ihm denn nicht klar sei, dass genügend andere für seinen Job Schlange stehen würden, wenn er ihn nicht wollte.«
»Okay, er ist also wütend. Und wieso glaubst du, dass er uns noch mehr wütende Leute bringen kann?«
Sie zuckte die Achseln und spießte eine Garnele auf. »Er ist der geborene Netzwerker und ein richtiger Bastler. Du solltest ihn mal von seinem Frachtcontainer reden hören! Der ist das reinste Hochseehotel. Ziemlich einfallsreich. Und seine Freunde von der Gilde sagen, dass er wirklich umgänglich ist. Ein netter Kerl. Der Typ, dem die Leute zuhören.«
»Auch der Typ, dem die Leute folgen?«, fragte Justbob und kratzte an ihrer vernarbten Augenhöhle. Sie konnte das Jucken und die Schmerzen eine Weile vergessen, wenn sie sich mit ihren Kämpfern besprach, doch in der übrigen Zeit fehlte ihr diese wertvolle Ablenkung. Und die Phantomschmerzen drangen oft bis tief in ihre Träume und ließen sie manchmal unter Tränen aufwachen.
»Ich glaube schon«, erwiderte Schwester Nor.
Der Mächtige Krang trank etwas Melonensaft und malte im Kondenswasser auf dem Tisch herum. Die Kellnerin – eine hübsche Tamilin – tat so, als wäre sie böse mit ihm, und wischte es weg. Alle Kellnerinnen hatten eine Schwäche für den Mächtigen Krang. Selbst Justbob musste sich eingestehen, dass er ziemlich gut aussah.
»Mir gefällt das nicht«, sagte er. »Hier geht es um, du weißt schon, die Arbeiter .«
Schwester Nor fixierte ihn ernst. »Du meinst, du traust ihm nicht, weil er weiß ist. Aber auch er ist ein Arbeiter, selbst wenn er fürs Spiel arbeitet. Wir alle sind Arbeiter. Darum geht es bei den Webblys. Alle Arbeiter in einer großen Gewerkschaft – Solidarität. Fang damit an, nur manche in die Gewerkschaft zu lassen und andere nicht, und ehe du dichs versiehst, hat einer von denen, die du nicht in dein privates Clubhaus lassen wolltest, deinen Job. Krang! Wenn dir das
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