For the Win - Roman

paar andere gearbeitet hatten, ältere Jungen, die die eine oder andere Meinungsverschiedenheit mit den Bossen gehabt hatten. Er dachte nicht sonderlich oft an sie, doch wenn er es tat, stellte er sich meist ein paar gierige Trottel vor, die zu faul waren, für ihr Geld arbeiten zu gehen. Loser, die er am liebsten mit einem kräftigen Tritt in den Hintern zurück nach Sichuan geschickt hätte, oder von wo auch immer sie sich ins Perlflussdelta gestohlen hatten.
    RuilingwareinverdammtguterSpieler.Ambestenwarerim PvP ,dennerhatteeseinfachdrauf,sichinnerhalbwenigerMomenteeinfastkomplettesBildvondenEigenheitenundSchwächeneinesanderenSpielerszumachen.Erkonnteesnichterklären – dasWissentrafihneinfachwieeinPfeilinsAuge.ImErgebniskonnteniemandeinenCharakterschnellerhochspielenalsRuiling.ErwanderteeinfachmiteinemchinesischenNamendurchsSpielundquatschtealle,dieertraf,aufChinesischan.Früheroderspäterfühltesichirgendeinreicher,fetter,dummerWestlerzumOrdnungshüterberufen,riskierteeinedickeLippeundforderteihnzumDuellheraus.Dasnahmeran,tratihmindenHintern – undhattewiedereinpaarPunktebeisammen.
    Es war erstaunlich, wie viel Spaß das machte.
    Ruiling hatte gerade zwölf Stunden davon hinter sich. Er hatte sich eine Portion Teigtaschen mit Fleischfüllung bestellt und tunkte sie mit den Stäbchen in eine feuerrote vietnamesische Soße. Während er sie verschlang, freute er sich auf noch ein wenig Spiel zum Runterkommen. Dafür nahm er immer seinen eigenen Char, den er schon seit früher Kindheit spielte. Irgendwie war dieser Charakter ein Teil von ihm, so lange hatte er ihn jetzt schon. Er hatte ihn hochgespielt, so weit es ging ausgereizt und mit der besten und seltensten Ausrüstung versehen. Unzählige Toons hatte er aufgepäppelt und verkauft – Ruiling aber gehörte ihm .
    Heute Abend tat er sich mit ein paar anderen Farmern zusammen, von denen er manche noch von daheim kannte. Andere hatte er noch nie getroffen. Sie waren eine wilde Gilde, die immer nachts unterwegs war und die schwersten Missionen spielte, die es gab. Die Crème de la Crème. Das hatte sich herumgesprochen, und deshalb hatten sie jetzt auch immer ein paar Zuschauer dabei, die ehrfürchtig verfolgten, wie er die Gegner reihenweise plattmachte. Er genoss das und beantwortete hinterher auch gern ihre Fragen, sodass alle was davon hatten. Sie liebten ihn, und das war das Beste daran.
    Heute drangen sie in Buris Festung ein, den Palast des lange verschollenen Stammvaters der Götter. Er war die Urkraft, die Svartalfheim und das ganze Universum in die Existenz gerufen hatte. Der Palast hatte furchterregende Wächter, war nur mithilfe mächtiger Zaubersprüche zu betreten und in der ganzen Geschichte von Svartalfheim Warriors noch nie komplett durchgespielt worden. Genau die Art Mission, die Ruiling reizte. Es war sein sechster Anlauf, und er war bereit, sechs Stunden am Stück zu spielen, wenn es sein musste, genau wie der Rest seiner Gilde.
    Und dann bekam er den Fenriszahn. Das war das seltenste und legendärste Item im ganzen Spiel – ein mächtiger Talisman, mit dem man jedes Wolfsrudel auf seine Seite ziehen konnte. In den Foren gab es haufenweise Gerüchte darüber, und ein paar Mal hatten Betrüger behauptet, den Zahn zu besitzen, und sich an krummen Geschäften damit versucht. Doch niemand hatte ihn je wirklich gesehen.
    Ruiling hatte gerade eine epische Schlacht gegen eine Armee von Himmelsriesen geschlagen, in der alle außer ihm getötet worden waren, und einen Moment lang verschlug es ihm die Sprache. Er zeigte nur auf den Bildschirm, während sein Mund sich öffnete und schloss.
    Auch die anderen Spieler waren verstummt, folgten seinem Blick und begannen langsam zu begreifen, was gerade passiert war. Ein Murmeln breitete sich aus und nahm an Fahrt auf, wurde immer lauter, steigerte sich zu einem Donnern, einem Siegesgeheul, das das ganze Café herbeirief. Der Jubel übertönte sogar die Lüfter, eine hormongetränkte Stammesübung im triumphalen Auf-die-Brust-Schlagen, die sie alle hinweg riss. Jeder von ihnen hatte schon davon geträumt, wie es wohl wäre, mit dem Fenriszahn raiden zu gehen – jeden Widerstand mit einem einfachen Mausklick zu brechen, jedem Gegner die Wolfsrudel auf den Hals hetzen zu können. Ihnen allen schlug das Herz bis zum Hals.
    Doch dann war da ein anderer Laut, der immer bestimmter wurde. Eine ältere, harte Stimme, kratzig von einer Million Zigaretten: »Hinsetzen! Hinsetzen! Zurück an die Arbeit! Alle zurück