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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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und einen Wurf anzusetzen.
    Die Jungs um ihn jubelten und riefen seinen Namen, und Ruiling lächelte noch breiter.
    Der Aufseher rappelte sich wieder auf. Sein Gesicht war noch immer völlig ausdruckslos, zeigte nichts als eine schreckliche Leere, und Ruiling spürte die ersten Anflüge von Angst. Vielleicht lag es an der Art, wie der Mann wieder aufstand. Seine Haltung war so gar nicht wie die seiner Gegner, wenn sie auf dem Dorf ihre Kampfkünste trainiert hatten. Sie war viel ernster. Ruiling hörte ein leichtes Winseln und stellte fest, dass es aus der eigenen Kehle drang.
    Er senkte die Arme ein bisschen und streckte eine Hand in einer Geste der Freundschaft aus. »Kommen Sie«, sagte er. »Verhalten wir uns doch wie Erwachsene.«
    Und da griff der Aufseher unter die Schulter seines schlecht sitzenden, schuppenbesprenkelten Anzugs, zog eine billige kleine Pistole, richtete sie auf Ruiling und schoss ihm direkt in die Stirn.
    Noch bevor Ruiling zu Boden fiel, ein Auge offen, das andere geschlossen, ging ein Aufschrei durch den Raum. Dem Aufseher blieb noch eine Sekunde, den Klang von hundert wütenden Stimmen zu hören, ehe die Jungen vor Zorn überkochten und sich in einer wilden Meute auf ihn stürzten. Zu spät versuchte er, seinen Finger um den Abzug der Waffe zu krümmen, die er immer bei sich trug, seit er vor Jahren Fujian verlassen hatte. Drei Jungen hielten bereits seinen Arm gepackt und zwangen ihn nach unten, sodass die Waffe nun auf seine alte Hüfte zielte. Ein Schuss löste sich, und das kleinkalibrige Geschoss bohrte sich in seinen Oberschenkelknochen und verformte sich darin wie eine Bleimünze.
    Als er seinen Mund zu einem Schrei öffnete, griffen unzählige Finger nach seinen Wangen und Haaren und begannen brutal daran zu reißen. Andere packten seine Füße und Arme oder zogen ihn an den Ohren. Jemand schlug ihm hart in die Hoden, zweimal, doch er konnte schon nicht mehr schreien vor lauter Händen an seinem Mund. Er ging zu Boden. Die Waffe wurde ihm im selben Moment entrissen, als zwei Finger in seine Augen drangen. Dann waren da nur noch Dunkelheit und Schmerz und ein langer Moment, der sich endlos hinzuziehen schien und erst in die Bewusstlosigkeit, dann ins Nichts führte.
    »Und was tun wir jetzt?« Justbob fragte es zwischen zwei Bissen ihres Reisbreis, den sie sich zusammen mit starkem Kaffee und einer Platte Frühlingsrollen hatten liefern lassen. Um drei Uhr morgens war die Auswahl an verfügbarem Essen in Geylang etwas eingeschränkt, aber irgendwas gab es immer.
    Der Mächtige Krang startete ein Video, ließ es kurz buffern und klickte sich dann durch. »Drei der Jungs haben die Schießerei – die Hinrichtung – mit ihren Handys gefilmt. Der Kerl, den die dann überwältigt haben … Na ja, er sieht nicht mehr allzu frisch aus.« Eine Einstellung zeigte den dunklen, mittlerweile verlassenen Raum, in dem der Aufseher inmitten zertrümmerter Computer und Monitore auf dem Rücken lag, bewegungslos, beide Arme an den Ellbogen gebrochen, das Gesicht nur noch eine blutige Masse. »Wir nehmen an, dass er tot ist, aber die Streikenden lassen niemanden rein.«
    »Streikende«, wiederholte Justbob. Der Mächtige Krang spielte ein anderes Video ab. Es brauchte länger zum Laden, als ob der Server, wo immer er sich auch befand, vor all den zeitgleichen Zugriffen schon in die Knie gegangen wäre. So was kam eigentlich nicht mehr vor, seit Jahren nicht mehr, und zeigte Justbob, wie schnell sich diese Neuigkeit verbreitet haben musste. Trotz ihrer Erschöpfung war sie plötzlich hellwach und riss das gesunde Auge weit auf.
    Das Video begann: Hunderte Jungen vor einem unauffälligen, mehrstöckigen Gebäude, wie man sie zu Tausenden sah. Sie hatten sich die T-Shirts vors Gesicht gebunden, schüttelten die Fäuste in der Luft, und immer mehr schlossen sich ihnen an: Jungen, ältere Menschen, Mädchen …
    »Was sind das für Mädchen?«
    »Aus den Fabriken. Jiandi. Sie hat eine Sondersendung gemacht. Dumm von ihr, sie wurde beinahe geschnappt und wieder mal aus einem ihrer Verstecke gejagt. Bald werden ihr die Schlupflöcher ausgehen! Aber sie hat den Vorfall bekannt gemacht.«
    »Haben wir davon gewusst?«
    Schwester Nors Gesicht war so finster und bedrohlich wie eine Gewitterwolke. »Natürlich nicht, sonst hätten wir das verhindert und ihr gesagt, dass sie sich beruhigen und noch etwas gedulden soll. Wir haben einen Zeitplan – viele kleine Teile, die alle voneinander abhängen.«
    »Was ist

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