Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
Vom Netzwerk:
können, noch leichter, als ich von hier aus nach Hongkong und zurück fahren kann. Deshalb unterstütze ich euch und sage meinen Mädchen, dass sie dasselbe tun sollen. Euer Problem ist ein Arbeiterproblem , kein rein chinesisches, und keins, das nur Spieler haben. Die Mädchen in den Fabriken sind Arbeiterinnen, und sie wollen genauso faire Bedingungen wie du und deine Freunde.«
    Sie atmete schwer, und ihre Nasenflügel bebten vor Wut.
    Er wollte etwas sagen, doch es kam nur als Nuscheln heraus.
    »Was?«, fragte sie und bohrte wieder die Nägel in seine Hand.
    »Es tut mir leid!«, sagte er. »Ich will bloß nicht, dass dir was passiert.«
    »Ach, Tank«, erwiderte sie. »Du brauchst nicht den großen, starken Beschützer zu spielen. Ich hab immer auf mich selbst achtgegeben, seit ich von zu Hause weg und in den Süden bin. Es mag dich überraschen, aber Mädchen brauchen keine großen, starken Jungs, die auf sie aufpassen.«
    Er schwieg einen Moment. Sie hatten ihr neues Versteck fast erreicht. »Kann ich dann einfach zugeben, dass ich ein Idiot bin, und wir belassen es dabei?«
    Sie tat so, als würde sie einen Moment überlegen. »Klingt gut, finde ich!«, sagte sie dann und gab ihm einen Kuss, einen warmen, sanften Kuss, bei dem ihm der Schweiß ausbrach und sich die Nackenhaare aufstellten. Sie knabberte noch kurz an seiner Unterlippe, dann ließ sie ihn los und machte eine unanständige Geste in Richtung der kleinen Jungs, die ihnen von einem Balkon aus zujohlten.
    »Okay«, sagte sie. »Lass uns auf Sendung gehen.«

Es war alles so schön geplant gewesen. Sie wollten noch die Regenfälle der Monsunzeit und Diwali, das indische Lichterfest mit seinen Feierlichkeiten und Feuerwerken abwarten. Sie warteten auf die großen Bestellungen zum amerikanischen Thanksgiving, wenn die Großhändler sich beim Gedanken an riesige Gewinne mit Gütern aus dem pazifischen Raum die Hände rieben.
    Das war ein guter Plan gewesen. Allen hatte er zugesagt. Wei-Dong, der Junge, der mit ihren Prepaidkarten den Pazifik überquert hatte, hätte sich vor Begeisterung fast in die Hose gemacht. »Dann habt ihr sie in der Zange«, hatte er immer wieder gesagt. »Dann müssen sie einfach einlenken, und zwar schnell .«
    Auch im Spiel lief alles blendend. Dieser Ashok in Mumbai hatte es sehr geschickt angestellt, ihre verschiedenen »Anlageinstrumente« attraktiv aussehen zu lassen, und die Analysten fraßen ihm regelrecht aus der Hand. Sie verkauften mehr faule Papiere, als sie drucken konnten. Der Erfolg hatte alle überrascht, selbst Ashok. Sie hatten sogar ein paar Webblys vom Verkauf abziehen müssen, denn wie sich herausstellte, glaubte eine überraschend große Anzahl von Leuten so ziemlich jedes Gerücht, das sie in einem Aktien-Forum oder einer Spieltaverne hörten.
    Auch dem Mächtigen Krang und Schwester Nor gefiel dieser Zeitplan sehr gut, und sie hielten sich hundertprozentig daran. Justbob … Nun, Justbob konnte damit leben, aber sie war eine Kriegerin und wusste daher: Da s erste Opfer einer jeden Schlacht ist der Schlachtplan selbst .
    Während Schwester Nor, Krang und die anderen Lieutenants in China, Indonesien, Singapur, Vietnam und Kambodscha wie die Pferde schufteten, um die Planung in den Griff zu bekommen, hielt Justbob Welten überspannende Manöver ab, bei denen ihre Armeen zu Tausenden gegeneinander antraten.
    Schwester Nor war darüber gar nicht glücklich. Sie fand es zu auffällig: Irgendwann würden die Spielbetreiber bemerken, was sich da formierte, und sich fragen, welchem Zweck all die Armeen dienten, und dann würde ihr Plan auffliegen. Justbob hingegen hielt es für sehr viel wahrscheinlicher, dass die Goldfarmer und deren Gaunereien sie verraten würden. Armeen waren im Spiel so alltäglich wie Zwiebeln in einer Gemüsepfanne. Sie versuchte aber gar nicht erst, das Schwester Nor zu erklären, die schon lange so gut wie gar nicht mehr spielte. Stattdessen versprach sie unterwürfig, sich zurückzuhalten, vorsichtig zu sein und so weiter.
    Und bald danach ließ sie ihre Armeen wieder gegeneinander antreten.
    Es war anders als alles, was irgendein Spieler je erlebt hatte: Die Armeen bestanden bereits aus Tausenden von Spielern und wuchsen täglich. Justbob trainierte sie stundenlang, und die Generäle, Anführer, Kommandanten oder wie sie sich sonst nannten entwarfen ihre besten Strategien und Taktiken – einschließlich genialer Hinterhalte und heimlicher Guerillaattacken – und wuchsen im Kampf

Weitere Kostenlose Bücher