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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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erholten sie sich nie wieder davon. Je mehr der Markt vor die Hunde ging, desto lautstarker bestanden sie darauf, dass alles in bester Ordnung sei. Es konnte ja nur eine Frage von Tagen sein, bis alles wieder »normal« war. Sie konnten es sich gar nicht leisten, ihr Vertrauen zu verlieren – denn sie hatten ja nicht vor, in den Weltraum hinauszutreiben.
    MankonntedieWirklichkeitabernichtewigverleugnen.DerMagnetverlorseineKraft.KeinerwolltemehrirgendwelcheSchwerterundschonwarensienichtsmehrwert.SelbstdenLeuten,dieSchwerterwirklichbrauchten,umdamitElfen,OrksodersonstigeFeld-Wald-und-Wiesen-Bewohnerzuerschlagen,warenSchwerterjetztirgendwieeinwenigpeinlich,weilmittlerweilenämlicheinHaufendummerWitzeübersiekursierte:überidiotischeAnlagen,korrupteMaklerundverrückteSpekulanten,dieinderHitzedesGefechtsdenVerstandverlorenhatten.LieberzogendieKriegereineWeilemitKnüppelundBogenindieSchlacht … Wo doch jeder wusste, wie scheiße Schwerter waren.
    Wie tief konnte der Wert eines Schwerts letztlich sinken? Erstaunlicherweise bis weit unter Null. Schwerter konnten nicht nur jeden Wert verlieren, es konnte einen sogar noch was kosten, sie wieder loszuwerden. Na ja, nicht die Schwerter an sich, wohl aber ihre Derivate – die Wetten, die man auf sie abgeschlossen hatte. Wenn jemand anderes eine Wette auf den Kurs der eigenen Schwerter abgeschlossen und daraus zusammen mit noch ein paar Wetten ein hübsches Paket geschnürt hatte, konnte allein der Versuch, herauszufinden, welche Wette jetzt in welchem Paket steckte, einen so viel kosten, dass man am Ende mit Verlust dastand, selbst wenn man gewonnen hatte.
    Vertrauen war toll, es war aber nicht alles. Früher oder später holte die Wirklichkeit sie alle ein. Alle Zeichentrickfiguren stürzten letztendlich in den Canyon. Und jedes Schwert war irgendwann nichts mehr wert.
    In der Kommandozentrale war die Hölle los. Die Spielbetreiber fauchten einander an wie übellaunige, dickbäuchige Saurier, und sie fraßen auch wie Dinos: Burger, Pizza, eimerweise Hühnchen, riesige, fette Portionen Eiscreme, einfach alles, was sie mit einer Hand verschlingen konnten, während sie an ihren Schirmen arbeiteten und einander Beleidigungen zuschrien.
    Connor bekam es kaum mit. Er war tief in seine Feeds vergraben. Bills neue Software ließ ihn jede Spieleraktion wie ein Video vor- und zurückspulen. Jedes Mal, wenn sich die Wege eines Spielers bei einem Raid oder PvP -Kampf, einem Chat oder Tauschgeschäft mit denen eines anderen kreuzten, zweigte eine neue Achse davon ab. Es war eine Flut von Informationen, die das Geheimnis eines jeden Spielers in jedem Spiel, das Coke gehörte, enthielt.
    Es war ein Übermaß an Informationen. Connor suchte nach etwas sehr Konkretem – der Identität von Goldfarmern – , doch stattdessen wurde ihm jede verdammte Kleinigkeit geliefert, die im Spiel gesagt oder getan wurde. Es war ein herrliches Spielzeug, eine einzige Ablenkung, und Connor verbrachte mittlerweile fast seine gesamte Zeit mit dem Erstellen von Filtern, mit deren Hilfe er daraus schlau werden konnte.
    Zurzeit studierte er sämtliche Spieler, deren Charaktere binnen einer Stunde, nachdem sie mindestens 1000 Mariomünzen verdient hatten, in einem PvP -Kampf ums Leben gekommen waren. Das erwies sich als wahre Fundgrube von Goldfarmern und Webblys. Er bastelte gerade an einem Skript, mit dessen Hilfe er die Identität aller Spieler, die bei einem solchen Kampf gerade in der Nähe gewesen waren,bestimmen konnte, als ihm auffiel, dass es in der Zentrale noch lauter als sonst zuging. Es brach das reinste Chaos aus.
    Er schaute von seiner Arbeit auf. »Was ist los?«, fragte er, während er rasch den aktuellen Stand des Spiels und der Systeme abrief. Doch noch ehe er eine Antwort bekam, erkannte er selbst, was los war: Alle Server waren voll ausgelastet. Sämtliche Computercluster, die über die ganze Welt verteilt in ihren klimatisierten Frachtcontainern standen, liefen im roten Bereich. Jeder Messwert war am Anschlag – Berechnungen pro Sekunde, Speicherauslastung, Festplattenaktivität. Bei näherem Hinsehen jedoch erkannte er seinen Irrtum: Das Netzwerk selbst war kaum ausgelastet, eigentlich so gut wie gar nicht. Aus irgendeinem Grund wurde zwar enorm viel Rechenleistung in Anspruch genommen – so viel, dass es die Server an den Rand des Abgrunds trieb – , doch all das geschah, ohne dass irgendwer groß mit ihnen kommunizierte.
    Tatsächlich war der Datentransfer so gering, dass eigentlich

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