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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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kaum jemand mehr eingeloggt sein konnte. Und tatsächlich, die Spielerzahl fiel immer weiter: erst eine Million, dann 800000, dann 500000, dann 300000, und schließlich pendelte sich das Spiel bei etwa 40000 Sessions ein. Ein weiterer Klick erklärte ihm auch, wieso: Das Spiel warf mit zunehmender Auslastung immer mehr Spieler hinaus, um mehr Speicher und Rechenleistung für den ominösen Monsterprozess übrig zu haben – was immer es auch war, das die eisigen Container fast in Stücke riss.
    »Was, verdammt noch mal, ist hier los?«, schrie er in die Runde. Kaden hing am Telefon und schnauzte die Systemadministratoren an, dass sie jeden Prozess überprüfen und so schnell wie möglich diese Schlingpflanze finden sollten, die ihre Computer gerade im Würgegriff hielt.
    Bill hatte in der Zwischenzeit ein paar seiner speziellen Grey-Hat-Hacker losgeschickt, um nachzuschauen, ob sich ein paar ihrer schwarz behüteten Brüder im System herumtrieben: kriminelle Hacker auf der Suche nach Firmengeheimnissen und virtuellem Reichtum oder Saboteure, die im Auftrag der Konkurrenz ihr System lahmlegten. Vielleicht wollten sie auch ein Lösegeld erpressen oder hatten einfach Freude an ihrem Zerstörungswerk.
    Connorhättegewettet,dassessichumHackerhandelte.JederRechnerwurdeimFirmensitzvonCokeGamesinAustingebaut,montiertundwochenlanggetestet.SobaldeinneuerContainergrünesLichtbekam,wurdeerperTiefladerundSchiffzuseinemRechenzentrumgebracht.DieseZentrenbefandensichirgendwo,woeskühlwar,vorzugsweiseinderNäheeinerThermalquelleodereinesWind-oderWasserkraftwerks.EsgabmehrereStandorteinNeufundlandundAlaska,einpaarziemlichguteinIslandundNorwegen,außerdemeinpaarinBelgienundsogarinSibirien.DasSchöneandenFrachtcontainern – werhätteesgedacht – war,dasssieleichtzutransportierenwaren.DasSchöneaneinerkühlenUmgebungwar,dassdieKostenfürdieKühlungeinessolchenContainersankaltenTagenmitvielWindaufdieHälftesanken.DenndieKühlungwarmeistdasTeuersteaneinemSystem:JedesElektron,dassichdarinaneinemanderenrieb,währendeswieineinemFlipperdurchdieEingeweide seines Chips flitzte, verursachte Wärme.
    Coke plante seine Rechenzentren immer so, dass sie Raum für drei Container boten, doch ein Platz stets frei gehalten wurde. Wenn ein neuer Container eintraf, wurde er an dem bis dato leeren Standort erst eine Woche lang getestet, um sicherzugehen, dass während des Transports nichts beschädigt worden war. Dann wurde der älteste Container der Gruppe ausgemustert und per Bahn, Schiff oder Truck zurück nach Austin geschickt. Zwischendurch machte er noch Halt in Mumbai, Shenzhen oder Lagos, wo die Computer im Inneren ausgeweidet und die brauchbaren Teile zur Weiterverwertung verkauft wurden.
    Die Container hatten alle eine spezielle Aufgabe und arbeiteten nur den lokalen Verkehr ab, um den Netzwerk-Lag möglichst niedrig zu halten. Wenn einer aber mal überlastet war, konnte er einen Teil der Arbeit an seine Brüder sonst wo abtreten – besser, das Spiel laggte eine Weile, als dass es ganz zusammenbrach. An sich war es undenkbar, dass jeder Server auf der Welt gleichzeitig so von Spielern überrannt wurde, dass die Grenzen seiner Kapazität erreicht waren und er andere Server nicht mehr unterstützen konnte. Undenkbar. Es sei denn, es waren Saboteure am Werk.
    Connor aber zog es zu seinen Feeds, seinen Analyse-Tools, seinen gigantischen Heuhaufen mit ihren versteckten Nadeln zurück. Sollten die anderen sich um die Ausfallzeit sorgen, er hatte es auf größere Beute abgesehen.
    Er stürzte sich wieder in die Arbeit und erstellte noch raffiniertere Skripts, um die Übeltäter zu schnappen. Er hatte mittlerweile eine Menge Verdächtige beisammen, denen er mithilfe ein paar weiterer Skripts, die allmählich Gestalt anzunehmen begannen, auf den Zahn fühlen wollte. Sein Plan war wie folgt: Er würde eine riesige Kartei erstellen, so vollständig und ausführlich wie möglich, die Farmer durch das ganze Spiel verfolgen, rausfinden, wen sie noch alles kannten, bis er Tausende und Abertausende von Accounts zusammenhatte, und dann …
    Würde er sie vernichten.
    Binnen einer Sekunde, eines Augenblicks , würde er jeden einzelnen ihrer Accounts löschen, und ihr Gold und ihre Items gleich mit. Er würde ihre virtuellen Existenzen ausradieren und sie heim zu ihren Mamis schicken, wo sie sich ausweinen konnten. Und bei diesem Gedanken kam er sich gleichermaßen gut und gemein vor.
    Er war noch tief in Gedanken, als auf einmal eine fette, haarige Hand über

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