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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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ewig steigen, die Spielbetreiber würden sich gar nicht trauen, diese Items zu nerfen. Eine Weile konnten sie sich dort oben, hoch in der Luft, auch noch halten, ihre Schwerter schwenken und immer mehr Gläubige um sich scharen, denn die sahen ja, dass sie nicht abstürzten. Bis …
    Ja, bis …
    Bis auf einmal genügend Leute darauf setzten, dass sie doch abstürzten. Bis die Zeitungen verwundert fragten, wie man an so was Absurdes wie den Wert dieser Schwerter denn je hatte glauben können, und darauf hinwiesen, dass ein Absturz unvermeidlich, ja geradezu vorherbestimmt gewesen sei, schon seit der erste Spekulant sein erstes Schwert gekauft hatte.
    Man könnte sich den Glauben an unfehlbare Schwerter wie einen Elektromagneten vorstellen, der Eisenpartikel in seiner Umgebung anzieht.
    In der Mitte war die Anziehungskraft ziemlich stark. Doch an den Rändern hatte sich nur etwas feiner Eisenstaub angesammelt, den man mit einem kräftigen Pusten wegblasen konnte. Und wenn man zu kräftig blies, verschwand er für immer aus dem Wirkungsbereich des Magneten. Das waren die Leute, die bloß ein oder zwei kleine Schwerter oder Anleihen oder »komplexe und voll abgesicherte schwertbasierte Papiere« gekauft hatten, weil es eben gerade in Mode war. Wenn diese Leute hörten, dass die Sache zu schön war, um wahr zu sein, und die Preise dann fielen, verkauften sie das bisschen, das sie hatten, nahmen einen kleinen Verlust in Kauf und warnten all ihre Freunde.
    Somit behaupteten auf einmal jede Menge Leute, die Schwerter seien eigentlich gar nicht so toll. Das verminderte Vertrauen senkte die Preise. Zugleich waren viel zu viele Schwerter auf dem Markt, und auch das Überangebot senkte die Preise. Die größeren Eisenstückchen in der Mitte, die Anleger also, die ziemlich viel Geld in imaginäre Schneidewerkzeuge investiert hatten, sahen die Preise in den Keller gehen. Doch sie hörten die Makler und Analysten herumwuseln und rufen: »Ach was, der Magnet wird uns für immer an Ort und Stelle halten! Die Preise ziehen schon wieder an. Das ist nur vorübergehend!«
    Und der Witz war: Wenn die Makler und Analysten die größeren Investoren davon überzeugen konnten, dass sie recht hatten, dann hatten sie auch recht . Wenn diese Großanleger an ihren Schwertern festhielten, blieb der Markt noch eine Weile gesund.
    Wenn das aber nicht mehr reichte und die Investoren ihr Vertrauen verloren, hörten sie mit dem Verkaufen gar nicht mehr auf. Das lag daran, dass derjenige, der zuerst verkaufte, noch den besten Preis dafür bekam. Dann waren seine Schwerter auf dem Markt (und mehr Angebot senkte ja, wie gesagt, die Preise), und jeder, der danach kam, kriegte schon etwas weniger. Und wenn der dann trotzdem verkaufte, sank der Preis noch weiter, was immer neue Anleger verschreckte, immer mehr Schwerter auf den Markt brachte und die Preise noch weiter in die Knie zwang.
    Mittlerweile hatten die Spielbetreiber wahrscheinlich schon den einen oder anderen Nervenzusammenbruch hinter sich. Vielleicht versuchten sie auch, den Schwerterbestand zu manipulieren. Sie nahmen Schwerter vom Markt oder brachten neue heraus, nerften oder bufften sie wie blöde, Hauptsache, der Spielspaß löste sich nicht in Wohlgefallen auf.
    Dadurch wurde aber alles nur noch schlimmer, weil es eben keine exakte Wissenschaft war, sondern nur ein munteres Rätselraten, bei dem man unendlich viel falsch und kaum etwas richtig machen konnte.
    So verlor der Magnet immer weiter an Kraft, und die Eisenpartikel spürten schon den Sog des Vergessens, den Ruf des tiefen Alls: »Lasst los, lasst euch ins Nichts fallen, der Magnet ist doch tot!«
    Sie wollten aber nicht fallen. Sie wollten sich festhalten. Sie hatten so viele Schwerter auf der Bank, sie bestanden geradezu aus Schwertern. Sie hatten ein Vermögen mit ihnen gemacht. Und natürlich hatten sie dieses Vermögen für noch mehr Schwerter ausgegeben. Oder andere Schwerter. Oder Äxte. Doch für was auch immer sie es ausgegeben hatten, es lief immer aufs Gleiche hinaus. Und jeder Makler wusste, dass ihm niemand einen Strick daraus drehen konnte, den Kauf von Dingen empfohlen zu haben, die immer Gewinn abgeworfen hatten.
    Wenn der Schwertermarkt dann zusammenbrach, war das das Ende für die letzten Eisenpartikel – jene großen, engagierten Anleger. Sie wurden einfach fortgeweht. Sie hatten ihr Leben, ihre Liebe und ihre unsterblichen Seelen den magischen Schwertern verschrieben, und wenn die ihnen nun das Herz brachen,

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