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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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seine Schulter griff und den Deckel seines Laptops zuknallte – so hart, dass er den Schirm knacken hörte – , dann machte die Hand eine Kehrtwende und stieß ihm den Kopf nach vorn, sodass er mit dem Gesicht auf den Tisch schlug.
    Todesstille breitete sich aus. Das Blut rauschte in Connors Ohren. Er setzte sich wieder aufrecht hin und drehte den Kopf. Über ihm stand Kaden. Er hatte einen Dreitagebart, stank nach saurem Schweiß und schnaubte wie ein alter Raddampfer.
    »Was … «
    Die fleischige Faust holte abermals zum Schlag aus, und Connor zuckte unwillkürlich zurück. Er hatte sich seit seiner Schulzeit nicht mehr geprügelt, und er konnte einfach nicht fassen, dass dieser echt erwachsene Mann ihn echt mit seiner echten Faust geschlagen hatte. Etwas regte sich in ihm, kochte über, schoss ihm in Arme und Beine. Sein Atem ging stoßweise, und bei jedem Atemzug schmeckte er das Blut in seinem Mund. Er bekam Herzrasen. Er stand abrupt auf, warf seinen Stuhl rückwärts um und …
    Sprang!
    Er stieß sich mit beiden Beinen ab und warf sich mit seinem vollen (und nicht unbeträchtlichen) Gewicht gegen Kadens vorstehenden Bauch. Doch große Hände packten seine Arme, Hüfte und Beine und zogen ihn weg. Auch Kaden wurde von vier Spielbetreibern gepackt und angeschrien, er solle sich verdammt noch mal beruhigen.
    Tat er auch. Zumindest ein wenig. Jemand reichte Connor eine eiskalte Dose Coke aus dem riesigen Kühlschrank, damit er sie sich in den schmerzenden Nacken legen konnte.
    »Was zum Teufel ist los mit dir?«, schnappte er wütend.
    »Du verdammter Idiot !«, rief Kaden, der immer noch von vier kräftigen Männern gehalten wurde. »Du hast das ganze gottverdammte Netzwerk lahmgelegt. Du und deine bescheuerten Skripte! Hast du überhaupt eine Ahnung , was dein kleiner Jagdausflug uns gekostet hat?«
    Connors Wut und Empörung begannen in Angst umzuschlagen.
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Wer auch immer diese dämlichen Forensik-Skripte geschrieben hat, hatte einfach absolut keine Ahnung. Die Software hat die Server derart mit Anfragen überflutet, und immer mit höchster Priorität, dass dem Spiel irgendwann gar nichts mehr übrig blieb, als alle Spieler rauszuwerfen – bloß um dir sagen zu können, was die Spieler gerade vorhaben! Ich kann dir sagen, was sie versucht haben, Connor: Sie haben versucht, sich mit dem Server zu verbinden! «
    Connor warf einen Blick zu Bill hinüber, der die Software ja entwickelt hatte, und sah den Sicherheitschef erbleichen. Connor erinnerte sich vage, dass Bill ihm gesagt hatte, die Skripte seien experimentell, er solle sie nur vereinzelt benutzen. Aber sie waren so hilfreich gewesen. Und es hatte ihm auch einen Kick gegeben, wie ein Erzengel, der Buch über alle Menschen führt, über der Welt zu thronen. Oder auch wie der Weihnachtsmann genau hinzusehen, wer artig und wer unartig gewesen war …
    Die Ungeheuerlichkeit dessen, was er getan hatte, traf ihn fast so hart wie Kadens Faust. Er hatte drei der zwanzig größten Wirtschaftsräume der Welt ein paar Stunden lang einfach abgeschaltet. Cokes Spiele setzten mehr um als Portugal, Polen und Peru zusammen, und das waren bloß die Länder mit P. Wären die Spielwelten echte Länder gewesen, hätte es sich hierbei um Krieg gehandelt. Oder um Hochverrat.
    Es war zweifellos der größte Patzer seiner Karriere. Seines ganzen Lebens. Wahrscheinlich der größte Patzer in der Geschichte des Coca-Cola-Konzerns.
    Die ganze Kommandozentrale schien vor ihm zurückzuweichen, als ob der Raum sich auf einmal ausdehnte. Im Hintergrund hörte er die Spielbetreiber tuscheln und einander das wahre Ausmaß seines allumfassenden, legendären, weltweit einzigartigen VERSAGENS erklären.
    Connor hatte noch nie einen derartigen Fehler begangen. Er war hier und da mal ins Schleudern gekommen. Aber nie, wirklich niemals, hatte er je zuvor …
    Er schüttelte den Kopf. Die Hände, die ihn hielten, ließen von ihm ab. Steif bückte er sich nach seinem Laptop. Plastik- und Glassplitter regneten herab, als er ihn aufhob. Er konnte niemandem mehr in die Augen sehen. Er verließ die Zentrale.
    Später wusste er nicht mal mehr, wie er nach Hause gekommen war. Sein Auto stand in der Einfahrt, also war er wahrscheinlich gefahren, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Auf einmal saß er an seinem großen, zugestaubten Esstisch (wenn er daheim überhaupt etwas aß, dann meist an der Spüle), und irgendwo ganz von fern klingelte

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