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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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es.
    Geistesabwesend tastete er sich ab und suchte sein Handy. Dabei fiel ihm auf, dass er seine Autoschlüssel noch in der Hand hielt, was seine Annahme untermauerte, dass er mit dem eigenen Wagen nach Hause gefahren war. Schließlich fand er sein Handy und nahm den Anruf entgegen.
    »Connor«, sagte Ira. »Connor, ich weiß nicht recht, wie ich’s dir sagen soll … «
    Connor grunzte. Das waren genau die Worte, die man nie von seinem Makler hören wollte.
    »Connor, bist du noch dran?«
    Er grunzte wieder. Irgendwo fand sein Gehirn noch etwas Platz, sich noch mehr Sorgen zu machen.
    »Connor, hör mir zu. Hörst du mir zu? Connor, es geht um Folgendes: Das Gold im Pilzkönigreich befindet sich im freien Fall. Es ist absolut kein Boden in Sicht.«
    »Oh«, sagte Connor. Es klang wie ein Quieken.
    Der Makler seufzte. Er klang nahe am Rand der Hysterie. »Es wird aber noch schlimmer. Dieser Prinz in Dubai? Es hat sich rausgestellt, dass seine Papiere gar nichts wert sind. Er ist auch pleite.«
    »Soso«, sagte Connor. Viele tausend Meilen entfernt fletschte ein wütender Gorilla die Zähne, trommelte mit haarigen Fäusten gegen die Innenseite seines Schädels und brüllte etwas wie: Du hast gesagt, es sei sicher!
    » Natürlichgibterdasnichtzu.«JetztschienIradenRandderHysterieüberschrittenzuhaben.Erkicherte,undseineStimmepurzeltedieOktavenraufundrunter,alsließeeinBetrunkenerseineFingerüberKlaviertastenrutschen.»Ersagtsowaswie›WirkämpfengerademiteinemvorübergehendenmonetärenEngpass,derunsgezwungenhat,angesichtsderallgemeinenInstabilitätderMärkteeinigeunsererfinanziellenVerpflichtungenaufzuschieben‹.AberConnor«,erkichertewieder,»ichbinjanichtvongestern.Ichweißganzgut,wassowasheißt.DerPrinzistp-l-e-i-t-e.«
    »Soso«, sagte Connor erneut. Du hast gesagt, es sei sicher! Absolut sicher, hast du gesagt!
    » Und da ist noch etwas.«
    Connor gab ein leises Wimmern von sich. Der Makler plapperte weiter. »Das heute ist mein letzter Tag bei Paglia & Kennedy. Möglicherweise ist es überhaupt der letzte Tag von Paglia & Kennedy. Wir haben gerade die Benachrichtigungen verschickt. Wir hatten wirklich eine Menge Geld in diese Papiere gesteckt, weißt du.
    Alle anderen sind schon los, um die Büros zu plündern, aber ich dachte mir, ich stehe noch ein wenig auf dem Deck der Titanic und führe ein paar Telefonate mit meinen besten Kunden. Ich habe fast alles ins Gold des Pilzkönigreichs investiert. Natürlich nicht gleich zu Beginn. Mit der Zeit aber schon, hier mal was, da mal was, die Rendite war einfach so gut … «
    »Es war eine absolut sichere Sache«, sagte Connor, etwas lauter, als er vorgehabt hatte.
    »Klar«, meinte Ira. »Okay, Connor, altes Haus, also dann … Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen.« Connor merkte, dass der arme Kerl von ihm noch Dankbarkeit erwartete. Er dachte, er mache es gerade wieder gut, dass er Connor – wie viel? Hundertachtzigtausend? Zweihunderttausend? Connor wusste es nicht mal mehr – gekostet hatte.
    »Danke für den Anruf«, sagte er. »Danke, Ira. Gib auf dich acht.« Er bekam die Worte kaum heraus, doch hinterher ging es ihm tatsächlich schon etwas besser.
    Er legte auf und warf das Handy auf den Tisch. Irgendwo dort draußen erwachten Cokes Spielwelten wieder zum Leben, die Spieler loggten sich wieder ein, zusammen mit den Goldfarmern, den Webblys, den Pinkertons, der ganzen Bande. Nicht aber Connor. Seit seinem siebten Lebensjahr hatte Connor auf die eine oder andere Weise in einer Scheinwelt gelebt. Jetzt jedoch begann er in Betracht zu ziehen, dass das für immer vorbei war.
    Er würde jeden Augenblick gefeuert werden. Da machte er sich keine Illusionen. Vielleicht sogar verhaftet. Und er war vollkommen pleite. Schlimmer noch: Er hatte den letzten Stapel Wertpapiere von Paglia & Kennedy mit geliehenem Geld gekauft, und das musste er zurückzahlen. Obgleich er damit vielleicht noch etwas Zeit hatte, wenn das Maklerbüro jetzt nicht mehr existierte.
    Er atmete tief durch und schloss die Augen. Irgendein Geruch – vielleicht der Schweiß in seinem Hemd, das getrocknete Blut auf seinem Gesicht, der muffige Geruch seiner Wohnung – erinnerte ihn an seine alte Bleibe in Palo Alto, in der Nähe des Stanford-Campus, und die lange Zeit, die er dort mit dem Kauf virtueller Anlagen zugebracht hatte, immer am Rand des finanziellen Abgrunds, ja des Verhungerns. Und auf einmal hatte er keine Angst mehr.
    Er machte sich keine Sorgen mehr um seinen Job. Keine Sorgen

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