For the Win - Roman
Mikrowelle, schon war er wieder flüssig. Am liebsten hätte er jetzt Bananen gegessen, doch leider waren keine da, also musste er vorläufig mit dem Sandwich vorliebnehmen, um den Hunger zu stillen. Bananen würde er sich später besorgen.
Das Sandwich (das Handy klingelte) war köstlich. Wäre das Brot frisch gewesen, hätte es allerdings noch besser geschmeckt. Wenn er Bananen kaufen ging, konnte er ja auch gleich frisches Brot besorgen (schon wieder klingelte das Handy) und das eingefrorene wegwerfen. Von nun an würde er immer frisches Brot kaufen und jeden Bissen (und schon wieder das Klingeln) genießen.
Bis zu dem Moment, als er den Finger auf die grüne Taste legte, hatte er eigentlich vorgehabt, das Handy einfach auszuschalten. Doch sein Finger drückte die Taste, und der Schreck darüber zischte seinen Arm empor und griff auf den ganzen Körper über, während er eine ferne Stimme sagen hörte: »Hallo? Connor?«
Connor schaute zu, wie seine Hand sich um das Handy schloss und es zum Ohr hob.
»Ja?«, sagte sein Mund mit der alten, angespannten Connor-Stimme.
»Ich bin’s – Bill«, sagte der Sicherheitschef. »Könntest du bitte ins Büro kommen?«
Connor seufzte. »Ich schick euch meinen Firmenausweis per Kurier. Das Zeug in meinem Büro könnt ihr einpacken und mir zustellen. Wenn ihr mich verklagen wollt, werdet ihr schon einen Gerichtsboten bemühen müssen.«
Bills Lachen klang bitter und freudlos. »Wir verklagen dich nicht, Connor. Wir feuern dich nicht mal. Wir brauchen deine Hilfe.«
Connor schluckte. Das war die eine Sache, mit der er nicht gerechnet hatte: dass sein Leben ihn einholen würde, um ihn abermals einzusaugen. »Wovon zum Teufel redest du da?«
»Ich glaube, es handelt sich um deine Goldfarmer«, sagte Bill. »Sie haben uns bei den Eiern und drücken immer fester zu. Wir brauchen dich hier, damit wir uns gemeinsam darum kümmern können.«
ConnorzogwiederseineArbeitskleidunganundkamsichdabeiwieeinVerurteiltervor,dersichfürdieHinrichtungbereitmacht.Erbetete,dassseinAutoihnimStichlassenwürde,abereswarjabrandneu – wiejederausderZentralehatteersichjedesJahreinneuesgekauft – ,undderElektromotorspranganstandslosan,kaumdassConnoreinenBlickindenRetinascannerinderSonnenblendegeworfenhatte.
Ein weiteres Mal ging es die Straße hinab, doch diesmal sah er alles durch getönte Scheiben. Die geschlossenen Fenster und die Klimaanlage sperrten das Vogelgezwitscher und den Duft der Bäume und der üppigen Blumen aus. Und es ging zu schnell, um eine Schnecke oder auch nur einen Vogel zu entdecken.
Connor fuhr zurück zur Arbeit.
Sie kamen mitten in der Nacht – mürrische Chinesen, die wie Gangster vom Festland aussahen, wahrscheinlich mit Touristenvisa für zwei Wochen nach Singapur eingereist. Diesmal hatten sie sogar die Polizei mitgebracht. Schwester Nor, der Mächtige Krang und Justbob aber saßen zwei Straßen weiter und verfolgten den Zugriff via Webcam, die das Video live ins Webbly-Netzwerk und an mehrere Journalisten streamte. Sie hatten die Journalisten sofort alarmiert (und damit aus dem Bett geworfen), nachdem ein netter Händler aus der Nachbarschaft sie gewarnt hatte.
Ihr Ausweichquartier war nicht halb so schön wie das alte Versteck, doch der Unterschied war schnell dahin: Dort war die Polizei gerade dabei, jedes Möbelstück in seine Einzelteile zu zerlegen. Der Mächtige Krang zeichnete derweil in Echtzeit Kommentare auf den Schirm – etwa den Dollarwert der Einrichtung, die gerade zu Bruch ging, manchmal auch bloß Schnurrbärte und Augenklappen auf die Gesichter der Polizisten. Als die Chinesen die Hosen runterließen, um auf die Trümmer zu pinkeln, zog er eilig Kringel um die fraglichen Bereiche, brachte Pfeile an, die direkt darauf deuteten, und schaffte es, in drei Sprachen » WINZIG !« daneben zu schreiben, ehe die Männer mit ihrem kleinen Geschäft fertig waren.
Dann bekam einer der Polizisten einen Anruf, fragte »Was?«, »Wo?« und immer wieder »Hier? Hier?« und tastete zugleich im Winkel zwischen Wand und Decke herum, bis er die Kamera gefunden hatte. Der Gesichtsausdruck, mit dem er sie entdeckte – eine Mischung aus Entsetzen und Zorn –, war einfach unbezahlbar.
»Unbezahlbar«, sagte der Mächtige Krang. Seine Gefährtinnen allerdings schienen sich nicht so gut zu amüsieren.
»Jetzt zieht nicht solche Gesichter«, sagte er. »Sie haben uns nicht gekriegt. Die Streikenden streiken. In Mumbai und Guangdong ist die Hölle los. Die New
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