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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Und wer, glaubst du, bekommt das Geld?«
    »Mein Boss«, erwiderte sie. »Und seine Bosse.« Jeder arbeitete für irgendwen.
    »Und klingt das fair für dich?«
    »Wieso nicht? Du arbeitest, stellst etwas her oder erledigst irgendwas, und der, für den du’s tust, bezahlt dich dafür. Das ist die Welt, so funktioniert sie nun mal.«
    »Und was tut dein Auftraggeber, um von deiner Arbeit zu profitieren?«
    Mala überlegte. »Er findet einen Weg, meine Arbeit zu Geld zu machen. Er bezahlt mich. Das sind ziemlich dumme Fragen.«
    »Ich weiß«, sagte Schwester Nor. »Aber auf dumme Fragen gibt es oft die überraschendsten und interessantesten Antworten. Die meisten Leute kommen nie darauf, die dummen Fragen zu stellen. Weißt du, was eine Gewerkschaft ist?«
    Mala dachte nach. In Mumbai gab es eine Menge Gewerkschaften, aber nicht in Dharavi. Sie hatte jedoch häufig Leute davon reden hören. »Eine Vereinigung von Arbeitern«, sagte sie, »die deren Bosse dazu bringt, ihnen mehr zu bezahlen.« Sie erinnerte sich daran, was sie noch gehört hatte. »Sie hindern andere Arbeiter daran, ihnen die Jobs wegzunehmen. Sie streiken.«
    »Schon richtig, das ist, was Gewerkschaften tun . Aber das vermittelt noch kein richtiges Bild davon, was sie sind . Beantworte mir folgende Frage: Wenn du zu deinem Boss gehen und ihn um mehr Geld, kürzere Arbeitszeiten und bessere Bedingungen bitten würdest, wie, glaubst du, würde er reagieren?«
    »Er würde mich auslachen und wegschicken«, erwiderte Mala. Es war eine unvorstellbar dumme Frage.
    »Du hast wahrscheinlich recht. Aber was wäre, wenn alle Arbeiter dasselbe wollten? Was, wenn alle, gleich wo er hingeht, ihm sagten: ›So viel sind wir wert‹, ›so kannst du uns nicht behandeln‹ und ›du kannst uns unseren Job nicht grundlos wegnehmen‹? Was, wenn alle Arbeiter, überall, diese Rechte einfordern würden?«
    Mala schüttelte den Kopf. »Das ist eine lächerliche Vorstellung. Es gibt immer jemand Ärmeren, der bereit ist, die Arbeit zu machen. Ganz egal, es würde nicht funktionieren.« Sie stellte fest, dass sie wütend war. »So ein Unsinn!«
    »Ich gebe zu, dass es relativ unwahrscheinlich ist«, sagte die Frau, und in ihrer Stimme schwang nun unverkennbar Belustigung mit. »Aber denk mal einen Moment über deinen Arbeitgeber nach. Weißt du, wo seine Arbeitgeber sitzen? Weißt du, wo die Spieler sitzen, die du bekämpfst? Wo ihre Kunden? Weißt du, wo ich bin?«
    »Ich wüsste nicht, welche Rolle das spielen sollte … «
    »Oh, es spielt aber eine Rolle. Genau darauf kommt es an, denn obwohl diese Leute über die ganze Welt verteilt sind, gibt es keine echte Distanz zwischen ihnen. Wir plaudern hier, als wären wir Nachbarn, dabei bin ich in Singapur und du in Indien. Wo genau? Delhi? Kalkutta? Mumbai?«
    »Mumbai«, gab Mala zu.
    »Du klingst gar nicht nach Mumbai. Du hast einen schönen Akzent. Uttar Pradesh?«
    Mala war überrascht, ihre Heimat mit solcher Leichtigkeit erraten zu sehen. »Ja«, bestätigte sie. Sie war ein Mädchen vom Dorf, sie war General Robotwallah, und diese Frau hatte sie im Handumdrehen durchschaut.
    »Der Firmensitz des Spiels befindet sich in Amerika, in einer Stadt namens Atlanta. Das Unternehmen ist auf Zypern registriert, in Europa. Die Spieler sitzen überall. Die, gegen die du gerade gekämpft hast, sind aus Vietnam. Wir hatten uns gerade nett unterhalten, ehe du aufgetaucht bist und sie in Stücke geschossen hast. Wir sind überall, und doch sind wir hier. Egal, wen dein Boss anheuert, früher oder später kommt er hier an, wo wir mit ihm reden können. Wohin dein Boss sich auch wendet, seine Arbeiter werden alle zu uns kommen. Und wir können eine Unterhaltung so wie diese mit ihnen führen – über die Welt, die wir haben könnten, wenn alle Arbeiter zusammenhielten, um ihre Interessen zu wahren.«
    Mala schüttelte immer noch den Kopf. »Sie würden uns einfach wegblasen. Eine andere Armee wie meine anheuern. Es ist und bleibt eine dumme Idee.«
    Der riesige Megamech hob sie vor sein Gesicht. Seine Riesenzähne kauten und knirschten. »Glaubst du, dass irgendeine Armee es mit uns aufnehmen könnte?«
    Mala dachte, dass sie vielleicht eine Chance hätten, wenn sie bei Kräften und vorbereitet waren. Dann dachte sie daran, wie viele erfolgreiche Schlachten man schlagen musste, ehe man einen dieser Kampftitanen gewann. »Vielleicht nicht. Vielleicht könntest du tun, was du sagst.« Sie zögerte. »Aber in der Zwischenzeit hätten

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