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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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die Augen auf den Bildschirm geheftet. Die Angreifer hatten sich zu einem Megamech zusammengeschlossen. Fünfzehn, nein zwanzig Stück verschmolzen zu einem Bot von so gigantischen Ausmaßen, dass ihr Mech sich daneben wie eine Mücke ausnahm.
    »Zu mir!«, rief sie. »In Formation!« Sofort nahmen Malas Soldaten ihre Plätze ein und starteten ihre eigene Megamech-Sequenz. Doch es dauerte zu lange, und sie waren nicht zahlreich genug. Obwohl sie tapfer kämpften, riss sie der gigantische Gegner in Stücke. Der Megamech hob ihre Kampfmaschinen in die Höhe, eine nach der anderen, spähte in die Kanzeln, zerfetzte die Panzerungen und warf die zappelnden Piloten in die steigende Zombieflut zu ihren Füßen. Zu spät fiel Mala ein, wie es gewesen war, als sie stets die unterlegene Streitmacht befehligt hatte. Bei der zahlenmäßigen Überlegenheit des Gegners hätte sie sofort eine Defensivstrategie anwenden müssen.
    Doch zu spät. Im nächsten Moment fand sich ihr eigener Mech im Griff des Feindes wieder. Er hob sie vor sein Gesicht, das Licht auf ihrer Konsole veränderte sich, und ein leises Warnsignal erklang: Er versuchte, ihre Systeme zu infiltrieren und sich mit ihnen zu verschmelzen. Das war ein Spiel innerhalb des Spiels: das Hacken-und-gehackt-werden-Spiel, und sie war ziemlich gut darin. Man musste dabei ein paar Logikpuzzles schneller lösen als der Gegner. Also klickte und tippte sie, so rasch sie konnte, um eine Brücke aus unregelmäßigen Blöcken zu bauen, ein Schloss zu öffnen, dessen Mechanismus in einer bestimmten Reihenfolge betätigt werden musste, und …
    Aber sie war nicht schnell genug. Hilflos mussten sie und ihre Freunde mit ansehen, wie ihre Konsole gesperrt und ihr Mech nun vom Zentralprozessor bis zum Flammenwerfer vom Feind kontrolliert wurde. Pwned.
    »Hallo«, sagte eine Stimme auf ihrem Headset. Wenn man den Mech eines anderen Spielers kontrollierte, konnte man auch seine Kanäle übernehmen. Sie überlegte, ob sie die Nachricht auf die Lautsprecher legen sollte, damit ihre Armee mithören konnte, aber eine böse Ahnung ließ sie innehalten. Der Gegner hatte einiges auf sich genommen, um mit ihr persönlich zu reden, also würde sie ihn anhören.
    »Ich bin Schwester Nor«, erklärte ihre Gegnerin, denn die Stimme war eine Frauenstimme, nein, eine Mädchen stimme – vielleicht irgendwo dazwischen. Ihr Hindi hatte einen eigenartigen Akzent, so wie das der chinesischen Schauspielerinnen im Kino. »Es war mir ein Vergnügen, gegen dich zu kämpfen. Deine Gilde hat sich gut geschlagen. Nur waren wir natürlich besser.«
    Mala hörte entfernten Jubel und begriff, dass die Gegner ihr Gespräch mithörten. Was sie zunächst für statisches Rauschen gehalten hatte, waren in Wahrheit Dutzende von Spielern auf der ganzen Welt, die in ihre Mikrofone atmeten.
    »Ihr seid ziemlich gut«, sagte Mala im Flüsterton, sodass nur ihr Mikrofon die Worte aufnahm, aber niemand im Raum.
    »Ich bin keine simple Spielerin, genauso wenig wie du, meine Liebe.« Die Stimme hatte etwas Herzliches, keine Spur von Schadenfreude, wie Mala sie früher für besiegte Spieler empfunden hatte. Unwillkürlich musste sie lächeln und wiegte den Kopf hin und her. Du bist ja echt eine Schlaue, mach nur weiter! Malas Soldaten schauten wie gebannt zu.
    »Ich weiß, wieso du kämpfst. Du glaubst, du gehst einer ehrlichen Arbeit nach, aber hast du dir je überlegt, warum dich jemand dafür bezahlen sollte, andere Arbeiter im Spiel anzugreifen?«
    Mala verscheuchte ihre Armee und deutete resolut zur Tür. Sobald sie alleine war, sagte sie: »Weil sie das Spiel für die richtigen Spieler ruinieren. Sie stören einfach.«
    Der große Mech schüttelte langsam den Kopf. »Bist du wirklich so blind? Glaubst du, die Leute, die dich bezahlen, kümmert es, ob das Spiel Spaß macht? Meine Güte!«
    Malas Gedanken wirbelten wild durcheinander. Natürlich waren die anderen Spieler Mr. Banerjee egal. Natürlich ging es ihm nicht um das Spiel. Wäre es ihm darum gegangen, hätte er einfach die Accounts der Spieler löschen können, gegen die Mala ins Feld zog. Das wäre einfacher und sauberer gewesen. Schließlich dämmerte ihr die Antwort. »Dann sind sie die Konkurrenz?«
    »Na also, du bist ja doch so schlau, wie ich gedacht habe. In der Tat. Sie sind die Konkurrenz. Irgendwo gibt es eine Gruppe Farmer so wie eure hier, die dafür bezahlt wird, Mechs hochzuspielen oder Land zu erobern oder sonst was zu tun, womit man Geld verdienen kann.

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