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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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als der drohende Tod.
    Sie näherten sich jetzt einer achtspurigen Hängebrücke, einem Koloss aus weißem Beton und Stahlkabeln, den ein aufwendig gestaltetes Schild auf Hindi und Englisch stolz als den Bandra-Worli Sea Link auswies, schossen eine Rampe hinauf, haarscharf an einer Reihe von Stahlträgern vorbei, und überquerten die Brücke. Unter ihnen funkelte blau das Meer, so nah, dass sie meinte, mit der ausgestreckten Fingerspitze über die Wellen streichen zu können. Die Luft roch nach Salz und der See. Eine Brise vertrieb die beißenden Abgase und fuhr durch ihre Kleidung, die ihr am Körper klebte. Ihre Angst war wie weggewischt und kehrte auch nicht zurück, als sie danach wieder in die von Menschen und Verkehr verstopften Straßen Mumbais eintauchten. Sie sahen Sadhus, nackte, mit Farbe bemalte heilige Männer, schlugen Haken um Dabbawallahs, die auf ihren Köpfen große Holzgestelle mit Essensboxen balancierten, in denen sie Ehemännern in der ganzen Stadt das von deren Frauen gekochte Essen brachten.
    Als sie die riesige Infinity Mall erreichten, wusste sie, dass sie Andheri nun ganz nahe waren. Sie fuhren an einer hohen, uralten Ziegelmauer entlang, die sich über Hunderte von Metern erstreckte und einen großen Komplex umgab, bei dem es sich nur um eines der Studios handeln konnte. Vor der Mauer herrschte geschäftiges Treiben. Fliegende Händler, Straßenköche, Bettler und Handwerker drängten sich am Straßenrand, und Filmemacher in schicken Anzügen mit dunklen Brillen und Handys am Ohr bahnten sich den Weg durch das Gewühl. Der Roller fädelte sich durch alles hindurch und passierte eine schier endlose Reihe makelloser dunkler Autos, die sich vor dem Sicherheitscheck an der Einfahrt stauten.
    Am Ende der Straße bogen sie scharf ab und näherten sich einem sehr viel kleineren Tor. Davor standen zwei Posten mit Gewehren am Gürtel, die nach ihren Waffen griffen, als sie den Roller näherkommen sahen. Als Ashok kurz abbremste, erkannten die Wachen ihn und traten einen Schritt zur Seite. Die Durchfahrt hinter ihnen war kaum breit genug für den Roller, doch Ashok gab gleich wieder Gas. Yasmin sog scharf die Luft ein, als ihre flatternden Ärmel die alten, schartigen Ziegel streiften.
    Hinter dem Tor schien eine andere Welt zu beginnen: Vor ihnen erstreckten sich die Studios bis ins Unendliche. Die entferntesten Gebäude verloren sich im Smog, und zahllose Straßenzüge verwandelten die Anlage in ein einziges Labyrinth. Die Gebäude sahen wie Bahnhöfe oder Flugzeughangars aus Kriegsfilmen aus und waren größer als alles, was Yasmin je gesehen hatte. Dazwischen lagen gepflegte Rasenflächen mit ordentlich gepflanzten Obstbäumen. Arbeiter mit klimpernden Werkzeuggürteln trugen riesige Rohre, Holzbalken und Stoffballen ihrer geheimnisvollen Bestimmung entgegen.
    Ashok passierte die Hangars. Dort drin mussten sie wohl die Filme drehen. In Zombie Mecha gab es eine gute Karte der Filmstudios, und man konnte dort, wenn man wollte, vor einer Reihe hölzerner Kulissen gegen Zombies kämpfen.
    Gleich darauf bog Ashok links ab und fuhr auf mehrere Wohnwagen zu. Jeder davon war von einem kleinen Zaun und einem winzigen Garten umgeben, und all das wirkte so sauber und ordentlich, dass Yasmin zuerst dachte, die Gartenblumen müssten aus Plastik sein.
    Endlich bremste Ashok, rollte noch ein paar Meter und hielt dann an. Er stellte den Motor ab, doch das Dröhnen hing ihr noch in den Ohren, und sie glaubte das Vibrieren noch eine Weile in ihren Beinen zu spüren. Erleichtert löste sie den Griff um Ashoks Taille und stieg ab, wobei sie an dem lathi hängen blieb und ins Gras fiel. Mit Schamesröte im Gesicht rappelte sie sich wieder auf.
    Ashok grinste sie an. »Alles klar bei dir, Schwester?«
    Sie wollte eine scharfe Antwort geben, aber ihr fiel keine ein. Die Fahrt hatte sie aller Worte beraubt. Auf einmal war ihr, als bekäme sie keine Luft mehr. Der Stoff ihres Hidschab schien voller Straßenstaub zu sein, der ihr beim Atmen in Mund und Nase gelangte. Vorsichtig löste sie die Nadel des Hidschab und öffnete ihn so weit, dass er nicht mehr ihr Gesicht verbarg.
    Entsetzt starrte Ashok sie an. »Du – du bist ja noch ein kleines Kind!«
    Sie warf den Kopf zurück und fand endlich wieder Worte. »Ich bin vierzehn – in Dharavi gibt es Mädchen in meinem Alter, die schon einen Mann und Kinder haben! Ich bin eine Kämpferin und Anführerin. Ich bin kein kleines Kind!«
    Er errötete und legte entschuldigend

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