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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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wende ich mich dem vertrauten Sound von Radio Magic FM zu, der laut aus dem Badezimmer tönt.
    Meine Mutter steht am Waschbecken vor dem verschmierten, zersprungenen Spiegel, überprüft noch einmal ihre Wimperntusche und zupft unsichtbare Flusen von ihrem hautengen Silber-Stretch-Minikleid. Es riecht nach Haarspray und Parfüm. Als sie mich hinter sich auftauchen sieht, verziehen sich ihre knallrot geschminkten Lippen zu einem breiten Lächeln, wie wenn jemand sich aufrichtig freut. »Hallooo, mein Schöner!«
    Sie stellt das Radio leiser, dreht sich schwungvoll zu mir umund streckt die Arme aus. Ich soll sie umarmen und küssen, aber ich bleibe reglos im Türrahmen stehen und küsse nur die Luft. Die Falte zwischen meinen Augenbrauen gräbt sich mit jeder Begegnung tiefer.
    Sie fängt zu lachen an. »Du müsstest dich mal sehen – in deiner Schuluniform, aber genauso ungepflegt wie die Kleinen. Du musst dir unbedingt mal wieder die Haare schneiden lassen, mein Süßer. Ach, du meine Güte, was soll denn dieser wilde Blick?«
    Ich lehne mich müde gegen den Türrahmen, den Blazer habe ich ausgezogen, er schleift jetzt auf dem Boden. »Das ist schon das dritte Mal in dieser Woche, Mum«, protestiere ich matt.
    »Ich weiß, ich weiß, aber das kann ich unmöglich sausen lassen. Davey hat den Pachtvertrag für noch eine Kneipe unterschrieben und will heute Abend mit mir ausgehen und feiern!«, ruft sie begeistert. Doch als sie merkt, dass mein Gesichtsausdruck sich nicht ändert, wechselt sie schnell das Thema. »Na, wie war’s denn heute in der Schule, mein Schatz?«
    Ich lächle verkrampft. »Super, Mum«, antworte ich. »Wie immer.«
    »Wunderbar!«, ruft sie und hat offensichtlich beschlossen, den Sarkasmus in meiner Stimme zu überhören. Wenn es etwas gibt, was meine Mutter meisterlich beherrscht, dann, sich auf ihre eigenen Angelegenheiten zu konzentrieren. »Nur noch ein Jahr – nicht mal mehr –, und du bist die Schule und den ganzen Blödsinn los.« Ein breites Lächeln in ihrem Gesicht. »Und bald wirst du endlich achtzehn, und dann bist du wirklich der Mann im Haus!«
    Ich lehne auch noch den Kopf gegen den Türrahmen. Der Mann im Haus. Seit ich zwölf bin, nennt sie mich schon so. Seit Dad uns verlassen hat.
    Sie dreht sich wieder zum Spiegel und fasst sich unter den Busen. Ihr Kleid ist tief ausgeschnitten. »Na, wie schau ich aus? Ich hab heute mein Geld bekommen und mir mal etwas Shopping gegönnt.« Dabei grinst sie mich verschwörerisch an, als wäre ich ihr heimlicher Komplize. »Guck dir mal diese goldenen Sandalen an. Sind die nicht zauberhaft?«
    Ich bringe es nicht fertig, zurückzulächeln. Ich frage mich, wie viel von ihrem Monatslohn dabei draufgegangen ist. Shoppen als Therapie ist schon seit Jahren ihre große Leidenschaft. Mum klammert sich verzweifelt an ihre Jugend, ihre große Zeit, als ihr auf der Straße alle Männer nachgeguckt haben. Aber mit ihrer Schönheit ist es bald vorbei, ihr Gesicht ist durch die vielen harten Jahre vorzeitig gealtert.
    »Du siehst großartig aus«, antworte ich mechanisch.
    Ihr Lächeln wird dünner. »Jetzt stell dich nicht so an, Lochan. Ich brauche deine Hilfe. Dave will mich heute Abend in die Bar ausführen, die in der Stratton Road neu aufgemacht hat, gegenüber vom Kino, du weißt schon.«
    »Okay, okay. Schon gut. Hab deinen Spaß.« Ich bemühe mich, die Falte zwischen meinen Augenbrauen verschwinden zu lassen, und aus meiner Stimme ist auch kein Sarkasmus mehr herauszuhören. Dave ist eigentlich ganz in Ordnung. Aus der langen Reihe von Männern, mit denen meine Mutter ein Verhältnis angefangen hat, nachdem Dad sie wegen einer seiner Dichter-Kolleginnen verlassen hatte, war Dave bisher der gutmütigste. Er ist neun Jahre jünger als sie und der Besitzer der Kneipe, in der sie jetzt als Kellnerin arbeitet. Zurzeit lebt er von seiner Frau getrennt. Aber wie jeder der Männer, mit denen sie bisher etwas hatte, scheint er eine seltsame Macht über sie auszuüben. Sie verwandelt sich durch ihnin ein kicherndes, flirtendes, ihn umturtelndes Weibchen, gibt ihr hart verdientes Geld für unnötige Geschenke aus, alles »für ihn«, und kauft für sich selbst die unmöglichsten hautengen und viel zu kurzen Kleidungsstücke. Und heute zum Beispiel ist es noch nicht mal fünf Uhr, und sie ist schon ganz aufgeregt und rot im Gesicht, während sie sich für den Abend zurechtmacht; bestimmt hat sie mindestens eine Stunde lang hin und her überlegt, was

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