Forbidden
zerstört. Ich kann das alles nichtertragen, verstehst du nicht? Ich liebe dich doch, ich will doch, dass wir beide frei sind –«
»Nein!«, schreie ich mit Tränen in den Augen. »Wenn das alles so verwickelt und kompliziert ist, wenn dir das alles so viel Kummer und Leid bereitet, dann sollten wir damit Schluss machen, hier und jetzt! Dann musst du wenigstens nicht mehr mit einem so schrecklich schlechten Gewissen herumlaufen und darüber nachdenken, wie abstoßend wir vielleicht auf andere wirken, weil wir diese Gefühle füreinander haben!« Ich will nur noch weg von ihm und fange an zu rennen.
»Maya!«, brüllt er mir hinterher. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Bitte, lauf nicht vor mir weg!«
Er versucht, mich wieder zu packen. Will, dass ich stehen bleibe. Aber ich kann nicht – ich breche gleich zusammen, ich werde einen Heulkrampf bekommen, und niemand, er nicht und auch niemand anders, soll dabei Zeuge sein.
Ich fahre zu ihm herum, boxe ihm mit beiden Händen auf die Brust und stoße ihn fort, so fest ich kann. »Geh weg von mir!«, schreie ich. »Warum kannst du mich nicht fünf Minuten allein lassen? Bitte geh! Geh nach Hause! Du hast recht, wir hätten niemals damit anfangen dürfen! Lass mich in Ruhe! Gib mir etwas Raum und Zeit, damit ich nachdenken kann!«
Er blickt mich verzweifelt an, mit Panik in den Augen. »Was ich gesagt habe, war falsch! Warum hörst du mir nicht zu? Das war alles Quatsch – es ist plötzlich so über mich gekommen, aus Frustration! Ich will es nicht!«
»Aber ich will es!«, brülle ich. »Aus Mitleid brauchst du dich nicht um mich zu kümmern! Was du gesagt hast, stimmt: Wir sind verrückt, wir sind krank, wir sind beide gestörte Teenager,und wir müssen damit sofort aufhören! Was machst du hier immer noch? Geh nach Hause zu unserem Familienleben, das auch alles andere als normal ist! Lass uns so tun, als ob das alles zwischen uns nie geschehen wäre!«
Ich bin völlig außer mir. Es hämmert in meinem Schädel, und ich sehe rote Lichtblitze vor den Augen. Wenn ich ihn in meiner blinden Wut nicht weiter anschreie, breche ich gleich in Tränen aus. Ich werde von solchen Schluchzern geschüttelt werden, dass ich gar nicht mehr aufhören kann. Und ich will nicht, dass er das sieht: Das Letzte, was ich will, ist sein Mitleid. Ich möchte nicht spüren müssen, dass er aus Pflichtgefühl so tut, als würde er mich lieben. Ich will nicht, dass er merkt, wie verloren ich ohne ihn bin. Dass ich ohne ihn nicht leben kann.
Er kommt auf mich zu, streckt die Arme nach mir aus. Ich weiche zurück. »Ich meine es ernst, Lochan! Geh nach Hause! Rühr mich nicht an, oder ich schrei um Hilfe!«
Er lässt die Arme sinken und stolpert rückwärts. Er hat Tränen in den Augen. »Maya, was um Himmels willen soll ich denn tun?«
Ich schnappe nach Luft. »Geh einfach«, sage ich ruhig.
»Aber verstehst du denn nicht?«, fragt er noch einmal verzweifelt. »Ich will mit dir zusammen sein. Ich liebe dich –«
»Nicht genug.«
Wir schauen uns an. Seine Haare sind nass und zerzaust, seine grünen Augen in der Dunkelheit kaum zu erkennen, die schwarze Jacke ist bis zum Hals hoch geschlossen. Er schüttelt den Kopf, blickt auf dem dunklen Friedhof umher, als suche er nach Hilfe. Dann schaut er wieder mich an. »Maya, das ist nicht wahr!«, sagt er gepresst, fast krächzend.
»Du hast unsere Liebe krank und abstoßend genannt, Lochan«, erwidere ich.
»Das hab ich doch nicht so gemeint!« Sein Kinn fängt an zu zittern.
Ein scharfer Schmerz fährt durch mich hindurch, füllt meine Lungen, meine Kehle, meinen Kopf – so scharf, dass ich befürchte, davon gleich ohnmächtig zu werden. »Warum hast du es dann gesagt, Lochan? Du hast es so gemeint, und ich meine es jetzt auch so. Du hast recht, Lochan. Durch dich ist mir klar geworden, in was wir uns da verrannt haben. Wie wir uns selbst getäuscht haben. Wir sind beide einfach nur frustriert, einsam, verwirrt, gelangweilt – was auch immer. Das war nie wirklich Liebe zwischen uns –«
»Doch!« Seine Stimme versagt ihm beinahe. Er schließt kurz die Augen und presst die Faust gegen den Mund, um einen Schluchzer zu ersticken. »Es ist Liebe!«
Ich blicke ihn kalt an. »Wie kommt es dann, dass ich nichts mehr spüre?«
Er starrt mich entgeistert an, die Tränen laufen ihm die Wangen hinunter. »W-wovon redest du?«
Ich hole tief Luft, schaffe es nur noch mit äußerster Mühe, nicht loszuschluchzen. »Ich meine
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