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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Bagage mit sich schleppen. Schönen Tag auch!« Er nickte und verließ mit seiner Frau den Laden.
    Jehle sah ihnen zu, wie sie die Stahlseile aufschlossen, mit denen sie ihre Fahrräder an der Platane vor seinem Laden festgemacht hatten.
    »Machen Sie sich nichts daraus«, sagte Stefanie, »der wollt sowieso nur, dass Sie es ihm erklären.«
    Jehle sah sie an. »Ich weiß«, sagte er. Er ging nach hinten und die Treppe in die Wohnung hoch in das Esszimmer und blickte suchend um sich. Auf dem Tisch standen noch seine Tasse und ein Teller mit Diätgebäck und die Warmhaltekanne für den Kaffee, aber die Zeitung war nirgends zu sehen. Schließlich entdeckte er sie zusammengerollt im Papierkorb, er bückte sich, zog sie heraus und faltete sie auseinander. Auf der dritten Seite war sorgsam ein kleines Rechteck ausgeschnitten, ein Zweispalter. Es überraschte ihn nicht. Bedächtig setzte er sich und schenkte sich eine Tasse ein.
    Mechanisch trank er einen Schluck Kaffee, ungesüßt, wie es sein Hausarzt wollte, und verzog das Gesicht. Dann stellte er die Tasse ab, stand auf und verließ das Esszimmer. Im Treppenhaus zögerte er kurz und warf dann doch einen Blick in das zum Innenhof hin gelegene Balkonzimmer. Es sah aus wie an jedem anderen Tag auch - als seien die Vorhänge eben erst frisch gewaschen und die Couch neu bezogen worden. Der schwarze Lack des kleinen Flügels glänzte, und auf dem Schreibtisch aus Eschenholz stand eine Vase mit den Herbstblumen, die Elisabeth heute in der Frühe geschnitten hatte.
     
     
     
    H oflach zog den Pick-up um die Kurve, dass sich der Wagen tief nach links in die Stoßdämpfer legte. Vor der Waschanlage stand ein Streifenwagen, das Blaulicht eingeschaltet, noch auf der Anfahrt hatte er das Martinshorn gehört und gedacht, die werden doch nicht...
    Was für ein Panikorchester! Er bremste ab, dass der Split aufspritzte, und brachte den Pick-up knapp vor dem Streifenwagen zum Stehen. Vor der Waschanlage standen zwei Polizisten, dazu Dragutinovic, und starrten weiß Gott wohin. Einer der Polizisten drehte sich um, es war eine Polizistin, das war noch ein Glück, die PHM Marlen Ruoff kannte er fast noch aus dem Kindergarten, auch wenn sie - das schwarze lockige Haar zusammengebunden und unter einer Polizeimütze verpackt - so kaum wiederzuerkennen war.
    Er stieg aus. Irgendetwas war wirklich nicht in Ordnung. Am meisten überraschte ihn, wie still alles war. Nur auf dem Zubringer zur Bundesstraße rauschte der Verkehr gleichmäßig und ungerührt. Aus der Anlage drangen Schaumwolken, weiß und dicht und wattig wie kleine Wolken voller Schnee. Sie rissen ab, und bauschige Wolkenfetzen krochen über den Boden, der zweite Polizist trat zurück, als seien die Fetzen giftig oder züngelten nach ihm.
    »Da ist noch einer drin«, sagte Marlen Ruoff und tippte grüßend an ihre Uniformmütze. »Aber wir kommen mit der Steuerung von deiner Anlage nicht klar.«
    Polizisten!, dachte Hoflach und sagte nichts, sondern nickte nur. Er ging zum Maschinenraum, und als er an Dragutinovic vorbeikam, fragte er nur:
    »Du hast alles abgestellt?«
    »Aber sicher, Scheff, sofort, alles aus«, kam die Antwort, »aber der Schaum, immer nur Schaum...«
    Hoflach ging in den Maschinenraum und stellte sich vor das Schaltpult. Marlen Ruoff trat neben ihn.
    »Du musst den da sofort rausholen, sonst rufen wir das THW.«
    »Und die kommen dann mit den Schneidbrennern, was?«, antwortete Hoflach unwirsch.
    »Wenn du den Mann nicht in fünf Minuten draußen hast, dann ist mir das scheißegal, und wenn sie deine ganze beschissene Anlage zu Kleinholz machen.«
    Hoflach schüttelte den Kopf. »Das ist keine beschissene Anlage. Das gibt es gar nicht. Es gibt bloß beschissene Eingaben.« Er legte den Hauptschalter um, eine Reihe von Instrumenten leuchtete auf, eines nach dem anderen, »ist doch alles im grünen Bereich«, sagte Hoflach mehr zu sich selbst, »Wasserdruck, Temperatur, Energieversorgung... Da ist gar nichts, das System war hängen geblieben, wir fahren die Kiste hoch, und der Laden läuft wieder, so einfach ist das!«
    Auf dem Monitor erschien eine Anzeige:
    »Noch 1 Auftrag. Soll Auftrag jetzt ausgeführt werden?«
    Hoflach tippte auf die Eingabetaste, der Monitor teilte mit, dass die letzte Abschaltung nicht ordnungsgemäß erfolgt sei und deshalb ein Kontrollcheck stattfinde, und in der Tür erschien der zweite Polizist und sagte, dass man draußen - wenn auch schwach - Klopfzeichen gehört habe. Auf dem

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