Forever in Berlin
,Beratung eines neuen Bio-Cafés. Wollen ausschließlich mit FairTrade Kaffee arbeiten. Eröffnung geplant am 1. Dezember’. Das ist in drei Wochen.«
Die vier Freunde schauten sich ratlos an.
»Wer hat zuletzt von euch mit unserem Lieferanten gesprochen?«, fragte Lilly dann.
»Ich«, antwortete Tim. »Wie immer. Aber ich habe diesen Auftrag natürlich nicht erteilt. Wir haben ja schon geöffnet. Und schenken seit Beginn Fair-Trade-Kaffee aus Guatemala aus.«
Der Vertreter blickte wieder auf seinen Zettel. »Ist das hier der Kollwitzplatz 9?«
»Nein. Das ist der Kollwitzplatz 7«, riefen alle vier unisono.
Dann fügte Nick an: »Nebenan, der ehemalige Waschsalon, das ist der Kollwitzplatz 9.«
»Ich fasse es immer noch nicht«, sagte Nick und stocherte verdrossen in seinem Mittagessen, einem Thunfischsalat. Lilly bröselte an einem Blaubeermuffin herum, und Emily hatte es ganz den Appetit verschlagen. Die drei machten Mittagspause, während Tim sich um die Kundschaft kümmerte.
»Wer kommt denn auf so eine fiese Idee?«, fragte Emily. »Einfach die Filiale einer neuen Bio-Kaffeekette neben einem schon bestehenden, erfolgreichen Bio-Café zu eröffnen?«
»Irgendwelche Kapitalistenschweine, die die Ideen der Kleinen erst klauen, um sie als Konkurrenz dann anschließend platt zu machen«, antwortet Lilly düster.
»Und was machen wir jetzt?«
»Keine Ahnung, Em.«
Emily, Nick und Lilly hingen schweigend ihren dunklen Gedanken nach. Die Freunde hatten mittlerweile im Internet recherchiert, dass eine weltweit agierende Kaffee-Bar-Kette namens »World Coffee« gerade in den lukrativen Biomarkt einstieg und vor hatte, unter dem Namen »Green Coffee« in den kommenden zwölf Monaten 22 Läden in Deutschland zu eröffnen. Darunter eben den am Kollwitzplatz 9. Genau nebenan!
»Lillyfee, Kundschaft«, unterbrach Tim die allgemeine Depression am Mittagstisch.
»Ich hätte gerne einen doppelten Espresso«, hörte Lilly eine bekannte Stimme sagen und sprang sofort auf.
»Chris!« Sie lief auf ihn zu, stoppte kurz schüchtern ab, küsste ihn dann aber doch einfach vor allen Gästen und Freunden auf den Mund. Anschließend schlang sie ihm die Arme um den Hals, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
»Aber hallo, was ist denn mit Dir los?«, lachte Chris, und hatte aber anscheinend bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. »Ist jemand gestorben?«
»So könnte man es auch nennen«, antwortete Tim.
Chris setzte sich zu Nick und Emily an den Mittagstisch, während Lilly es sich auf seinem Schoß bequem machte. Tim brachte ihm einen doppelten Espresso.
»Das ist übrigens Chris«, strahlte Lilly in die Runde, als sie ihn endlich – offiziell – ihren Freunden vorstellte.
»Hi«, sagte der und lächelte hinter ihrem rechten Ohr hervor.
»Der mysteriöse Darth Vader also«, grinste Nick.
»Der Porschefahrer«, sekundierte Emily.
»Der Kerl, den Lilly nicht ran…«
Doch Tim kam nicht weiter, weil Lil ihm eiligst über den Mund fuhr. »Halt sofort die Klappe, Tim.«
Chris nahm das freundliche Gefrotzel sportlich hin. »Was ist denn nun los hier?«, wollte er wissen.
Abwechselnd erzählten die Freunde, wie sie herausgefunden hatten, dass direkt neben ihrem Laden eine Filiale einer großen Kette aufmachen würde, die genau das gleiche Konzept hatte. Für die vier war klar: Das würde das Café Solo auf Dauer nicht überleben. Eine mächtige Kette konnte billiger einkaufen und somit auch billiger verkaufen. Für zwei Bio-Kaffeeläden in derselben Straße war einfach kein Platz.
Chris runzelte besorgt die Stirn, während Lilly sich an seine Schulter kuschelte. »Das ist jetzt aber echt unglücklich«, sagte er nachdenklich.
»Kannste wohl sagen«, antwortet Nick. Er schnappte sich seine Gitarre und spielte ein paar Akkorde von irgendeinem Nirvana-Song, der auch gut auf eine postmoderne Beerdigung gepasst hätte.
11
»Nein«, weigerte sich Lilly. »Da steige ich auf keinen Fall ein.«
Der silberne Porsche stand blitzeblank poliert vor dem Café Solo , und Chris hielt ihr zuvorkommend die Beifahrertür auf.
»Jetzt stell’ dich nicht so an, Lil. Wie wollen wir denn sonst nach Rügen kommen? Mit Deinem Fahrrad etwa? Und mit mir auf der Stange?«
Lilly stapfte einmal um das Auto herum, bis sie wieder auf der Beifahrerseite angekommen war. Sie hatte fast eine körperliche Gegenreaktion auf den Wagen. So etwas wie unerklärlichen Spontanbrechreiz.
»Ich finde diese Blechschüssel hier peinlich,
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