Forever in Berlin
Ferienhaus.
Sie drehte sich zu ihm um und presste ihren nackten Oberkörper an den seinen. Seine Haut war warm, seine Muskeln angespannt.
Er stöhnte leise. »Lil, das geht jetzt langsam gegen die Spielregeln«, murmelte er, bevor er sie erneut küsste.
Sie rollte sich auf ihn und küsste ihn fordernder. Dann setzte sie sich auf. Unter ihr lag ein grinsender Chris, der nun die Arme hinter dem Kopf verschränkte und sie unverblümt musterte.
»Du bist unglaublich.«
Lilly lächelte und wurde ein bisschen rot ob des Kompliments.
»Und Du bist auch nicht von schlechten Eltern.«
Er lachte.
Dann sah sie ihn auffordernd an. Angriffslust blitzte in ihren Augen. »Regeln, mein Lieber, sind dazu da, um gebrochen zu werden«, schnurrte sie fast wie eine Katze.
Sie nahm seine Hände und führte sie an ihre Taille. Er setzte sich ebenfalls auf, und sie saß jetzt auf seinem Schoß. Er fuhr mit den Händen seitlich am ihrem Körper entlang nach oben, an ihren Brüsten vorbei, über die Schultern, bis er ihr Gesicht in den Händen hielt. Dort hielt er einen Moment inne und küsste sie. Ihre Lippen berührten sich. Ihre nackten Oberkörper berührten sich. Und Lilly spürte ein Feuerwerk des Verlangens in ihrem Körper. Sie küsste ihn fordernder, dringlicher.
Verstand er endlich, was sie jetzt doch von ihm wollte?
Er streifte ihre Haare zurück und sah ihr etwas atemlos, aber fast schon teuflisch lächelnd tief in die Augen.
Was macht er jetzt?, fragte sie sich.
»Mit mir werden Regeln nicht einfach so gebrochen, meine Liebe«, sagte er dann mit dieser neuen tiefen, rauen Stimme. »Sex ist schließlich kein Fast Food.«
Dann hob er sie zur Seite, stand auf und verschwand viel siegreicher als es Lilly recht gewesen wäre in der Küche. Lilly sah nur noch seinen nackten Rücken und ließ sich, von ihren eigenen Vorsätzen geschlagen, zurück auf die Decke vor dem Kamin sinken.
12
»Weißt Du eigentlich, dass Verliebte der restlichen Menschheit gehörig auf den Keks gehen?«, maulte Tim, der sich die Frühschicht dieses Montags mit Lilly teilte. Morgens war er immer ungenießbar, aber heute war es besonders schlimm. Dabei hatte ihn eine attraktive Brünette eben noch bis zum Café Solo begleitet und zum Abschied direkt vor dem Schaufenster intensive Zungengymnastik mit ihm veranstaltet. Was wollte ein Mann wie Tim mehr?, fragte sich Lilly schweigend.
Dann trällerte sie, weil sie einfach nicht anders konnte: »Du bist ja nur neidisch auf das junge Glück.«
»Junges Glück. Bäh! Ich kriege gleich Ohrensausen.« Tim schüttelte sich, als hätte man ihm kopulierende Regenwürmer in die Hand gedrückt oder so.
»Aber Du hast doch vergangene Nacht offenbar auch bekommen, was Du wolltest, oder?«
»Ja und? Deshalb muss ich ja nicht gleich so eklig verliebt sein wie Du.«
»Ich bin nicht eklig verliebt. Ich bin einfach nur glücklich.«
Für Lilly war momentan jeder Tag Wochenende, hitzefrei und Geburtstag in einem. Sie fühlte sich, als hätte sie dafür gesorgt, dass Erdbeereis zum Frühstück ein anerkanntes Nahrungsmittel war, und hatte, weil jetzt alle auf der Erde glücklich Erdbeereis zum Frühstück aßen, irgendwie auch noch den Weltfrieden herbeigeführt. Logisch war das zwar nicht ganz nachzuvollziehen, aber schließlich war sie ja auch verliebt. Da ging die Logik flöten.
Tim ließ aber einfach nicht locker in seiner Montagmorgenmieselaune. »Jetzt erzähl’ mir nicht, dass Chris der Mann Deines Lebens ist, oder so einen Schrott.«
»Ist er aber vielleicht.«
»Auaaaaa«, stöhnte Tim und hielt sich verkrampft mit beiden Händen die Ohren zu. Den Kopf warf er hin und her, als hätte er größte Schmerzen. »Ohrensausen!«
Tim und Lilly arbeiteten den restlichen Morgen schweigend vor sich hin. Tim eher brütend. Lilly eher träumend. Da flog plötzlich die Tür zum Café mit einem solchen Tempo auf, dass sie innen an den Wandstopper krachte und das Türenglas gefährlich schepperte. Herein stürmte ein ganz offensichtlich vor Wut kochender Nick, gefolgt von Emily.
»Ich dachte, Ihr zwei seid beim Yoga«, wunderte sich Lilly.
»Waren wir auch«, rief Nick und hielt drohend eine Ausgabe der Berliner Morgenpost hoch. »Und rate mal, was wir dort gefunden haben?«
»Eine Zeitung?« Viel mehr fiel Lilly dazu einfach nicht ein. Sie überlegte noch kurz, ob sie die wöchentlich wechselnde Speisekarte irgendwie verdummbaselt oder sonst irgendetwas vermasselt hatte, konnte sich aber an nichts
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