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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Landorf
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Lilly ein.
    »Och nee, Lilly. Jetzt mach hier mal nicht auf keusch. Sex ist so was wie… wie Sport. Es macht Spaß. Man fühlt sich gut. Und Schluss.«
    Lilly zuckte resigniert mit den Schultern und sah ihn mitleidig an. »So wird das nie was mit Dir und einer festen Beziehung, Tim.«
    »Wer sagt denn, dass ich eine feste Beziehung will? Da wäre ich schön bescheuert, oder?«
    Jetzt gesellte sich Nick, der vorher den Müll rausgetragen hatte, zu den dreien. »Wer ist bescheuert?«
    »Tim!«, riefen Lilly und Emily gleichzeitig und kicherten.
    Nick machte eine abfällige Handbewegung, grinste Tim dabei aber an. »Ach so. Das ist doch nichts Neues.«
    Dann machten die vier sich an die Arbeit. Im Grunde arbeiteten aber nur drei von ihnen. Lilly war nicht wirklich bei ihren Aufgaben. Kaffeemahlen, Besteck polieren und so etwas. Sie war in Gedanken so weit entfernt wie Darth Vaders Todesstern von der Erde. Sie konnte an nichts anderes denken als an Chris und seine Hände auf ihrer Haut. Seine Lippen auf ihren Lippen. Sie kam sich vor wie in einem Rosamunde-Pilcher-Film, der zur Abwechslung einmal in Berlin spielte. Und nicht in Cornwall. Wenn sie sich bemühte, vermutete Lilly übermütig, würde sie es sogar fertig bringen, heute rosarote Herzchen in der Luft zu sehen. Da war sie sich ganz sicher.
     
    An diesem Morgen war es auffällig ruhig im Café Solo . Drei Yummy Mummies hatten ihre zusammengerollten Yogamatten gut sichtbar auf einen Stuhl drapiert und lästerten unüberhörbar über die noch fehlende Vierte im Bunde. »Völlig inkonsequent in der Erziehung ihrer Tochter« und »Wird schon sehen, wo das hinführt, wenn sie ein Teenager ist«, war bruchstückhaft mitzubekommen.
    Am Einzeltisch beim Fenster saß Stammgast Hugo, der jeden Morgen pünktlich um neun Uhr erschien und eine Tasse schwarzen Tee trank, dessen Teebeutel genau zwanzig Mal ins heiße Wasser getunkt und wieder herausgezogen werden musste. Seit Tag eins des Café Solo arbeitete er an einem Drehbuch über die Liebe. So beschrieb er es zumindest immer.
    Lilly polierte jetzt geistesabwesend Gläser und fragte sich, ob Chris heute im Solo auftauchen würde? Nein, eigentlich versuchte sie, ihn mit aller mentaler Kraft herbeizudenken. Dann ging sie zu Hugo hinüber.
    »Na, mein Lieber. Wann ist denn das oscarreife Drehbuch endlich fertig?«
    Hugo blickte auf und sah sie aus verträumten, wasserblauen Augen an. »Ach, Du weißt doch, wie das mit der Muse ist. Sie kommt und geht.«
    »Willst Du mir jetzt sagen, dass Du Deine Muse verloren hast und wieder von vorne anfängst oder was?«
    »Ich habe gerade die letzten 100 Seiten des Drehbuchs der Liebe wieder gelöscht. Manchmal macht das Schicksal eine völlig überraschende Wendung.«
    Lilly fand Hugo irgendwie originell. Sie hörte gerne seinen Orakeleien zu. Auch wenn Tim sich sicher war, dass Hugo »nicht alle Tassen im Schrank« hatte, überkam Lilly manchmal das Gefühl, dass dieser moderne Dichter mehr über das Leben und die Liebe wusste, als sie alle vier zusammen.
    »Und was ist das in Deinem Drehbuchfall jetzt für eine Wendung?«, fragte sie nun neugierig.
    »Das Eintreffen des geheimnisvollen Fremden.«
    Darüber musste Lilly erst einmal kurz nachdenken. »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Manchmal, meine Liebe, glaubt man nur zu wissen, wer jemand ist.«
    Lilly war das jetzt doch zu konfus. »Na dann«, sagte sie und trollte sich wieder. Vielleicht hatte Tim ja doch Recht?
     
    Das Omaglöckchen an der Tür klingelte und kündigte einen neuen Gast an. Er trug einen sperrigen schwarzen Lederkoffer. Wie ein Handelsvertreter der alten Sorte.
    »Guten Morgen«, sagte er zu niemand speziellem. »Ich bin von Fair Trade Coffee und wir haben einen Termin.«
    Lilly schaute Emily fragend an, Emily schaute Nick fragend an, und Nick schaute Tim fragend an. Der sagte schließlich: »Einen Termin?«
    Der Mann kramte einen Zettel aus seiner Jackentasche hervor und entfaltete ihn sorgsam. »Ja, heute um 9 Uhr.«
    Alle Beteiligten blickten automatisch auf die riesige Wanduhr, obwohl ihnen das auch nicht viel weiterhalf. Es war 9 Uhr. Der Mann war pünktlich. So viel war klar.
    »Aber wir haben doch erst vergangene Woche unsere Kaffeelieferung bekommen«, sagte Nick dann.
    »Wie? Ihr Café hat schon offen?«
    »Natürlich haben wir offen. Oder was denken Sie, was wir hier veranstalten? Café spielen?«
    Der Mann schaute sich um. Dann blickte er wieder auf seinen Zettel. »Also auf meinem Zettel steht:

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