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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Landorf
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überzeugendes Flunkern gut raus.
    »Du hast die ganze Zeit vor der Eröffnung davon gesprochen, den neuen Nachbarn einen Streich zu spielen. Mann, Tim. Einen Rohrbruch und so viel Schaden herbeizuführen. Das ist mehr als ein Streich!«
    Er schaute sie mit großen, treuen Hundeaugen an, und sie war fast versucht, darauf hereinzufallen und seinen Kopf zu tätscheln.
    »Ich war das nicht, Lil. Glaub mir.«
    Doch Lilly wusste nicht, was sie glauben sollte. Wem sie glauben sollte.
    »Echt nicht?«
    »Absolutes Indianerehrenwort. Echt nicht!«

18
     
    Wie jedes Jahr kam Weihnachten völlig unerwartet. Es war der 19. Dezember, und Lilly hatte noch kein einziges Geschenk für irgendjemanden. Nicht einmal eine Idee. In den letzten beiden Jahren war sie es immer gewesen, die für Weihnachtsstimmung im Café Solo gesorgt hatte. Schon Ende November hatte sie die Kartons mit der Deko aus dem Keller geholt, aber unter den Drohungen der anderen bis zum ersten Dezember gewartet, bis sie loslegte. Und wie sie loslegte. Die Weihnachtsfenster der Liliane von Marloffstein waren legendär. Zumindest das hatte sie zu Hause gelernt. Denn Schlösschen Marloffstein, der Landsitz der von Marloffsteins, war für seinen Weihnachtsmarkt im Schlosshof weit über die Grenzen von Mittelfranken hinaus berühmt. Sogar chinesische Touristenbusse hatten Marloffstein schon angefahren.
    Doch dieses Jahr war alles anders.
    Der visuell nicht gerade begabte Nick hatte ein paar Tannenzweige ins Schaufenster gedonnert und ohne erkennbares System bunte Christbaumkugeln darauf verteilt. Bunte Kugeln! Auf so eine abscheuliche Idee wäre Lilly niemals gekommen. Bei ihr war Weihnachten entweder Silber. Oder Gold. Oder Marine und Weiß.
    Dieses Jahr war Weihnachten aber einfach gar nicht. Lilly hatte beschlossen, das Fest der Liebe schlichtweg zu ignorieren. Sie wusste nur noch nicht genau, mit welcher Ausrede sie um einen Heimatbesuch bei ihren Eltern herumkommen würde. Gelbfieber vielleicht? Oder Tollwut?
    »Könnte ich bitte noch einen schwarzen Tee haben?«, unterbrach Hugo, der Stammgast, Lilly in ihren Gedanken.
    »Kein Problem!«
    Sie ließ schnell heißes Wasser in ein Teeglas laufen, tauchte den Beutel genau 20 Mal ins Wasser und zog ihn wieder heraus. Dann servierte sie das Gebräu am Einzeltisch neben dem Eingang. Auch wenn Hugo mit seinen Orakelsprüchen, die sich in letzter Zeit immer bewahrheitet hatten, Lilly langsam unheimlich wurde, setzte sie sich heute zu ihm hin.
    »Na, wie läuft’s mit dem Drehbuch der Liebe ?«
    Hugo zögerte. »Glücklicher.«
    Darunter konnte Lilly sich wenig vorstellen. »Und was heißt das?«
    Er rührte verträumt in seinem Teeglas, obwohl er nie Zucker verwendete.
    »Glück ist eine Überwindungsprämie, meine Liebe.«
    Lilly dachte kurz darüber nach. »Verstehe ich nicht.«
    »Glück, glauben immer alle, fällt vom Himmel und landet vor den Füßen irgendeines Glücklichen. Das stimmt aber nicht. Diejenigen, die Glück haben, haben alle etwas dafür getan.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie haben vielleicht hart dafür gearbeitet. Oder lange daran gearbeitet. Aber am Ende haben sie sich alle überwunden und etwas getan, von dem sie nicht gedacht hätten, dass sie es schaffen könnten.«
    Dann wandte er sich von Lilly ab und wieder seinem Laptop zu.
    Gedankenverloren stand sie auf und machte sich eine heiße Schokolade mit Lebkuchengeschmack.
    »Glück ist eine Überwindungsprämie«, murmelte sie vor sich hin. Der Spruch gefiel ihr irgendwie. Er besagte, dass Glück nicht wie ein Lottogewinn war. Unerreichbar für die meisten. Und rein zufällig. Sondern ... nun ja ... irgendwie machbar.
     
    Ein Gast trat ins Café Solo , doch auf den zweiten Blick war Lilly klar, dass er gar keiner war. Es war der Postbote.
    »Expresszustellung«, rief er und reichte ihr einen Umschlag über die Theke.
    Sie nickte zum Dank.
    »Und schöne Weihnachten noch.«
    »Ihnen auch schöne Weihnachten«, rief sie ihm hinterher.
    Immer noch gedankenverloren öffnete sie den Umschlag mit einem Messer und holte den Inhalt heraus. Versicherungspost. Uninteressant, dachte sie. Muss ich Emily geben. Die war im Solo für solchen Kram zuständig. Doch dann fiel ihr Blick auf den Betreff des Schreibens. »Versicherungsbericht zur Abschlussuntersuchung im Manipulationsfall Kollwitzplatz 9« stand da. Und Lilly wurde plötzlich ganz heiß. Offensichtlich hatte der Postbote die Cafés miteinander verwechselt und das Schreiben aus Versehen bei ihr

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