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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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bald
eine Antwort finden musste. Die simpelste davon war: Was sollten sie jetzt tun?
    Der Kleinbus fiel ihm ein, der Mann, den sie vorhin
auf dem Feld gesehen hatten. Sie waren also nicht allein im Nirgendwo. Sie
mussten nur jemanden finden.
    Da war wieder die Stelle, an der er eben das
Einwickelpapier gefunden hatte. Es wurde allmählich sehr dämmrig. Und still war
es. Ganz still. Irgendwie irritierend. Wann hatte er das letzte Mal einen
Glockenton von Wokenduna Hall gehört? So weit entfernt konnten sie nicht sein,
man müsste das hier noch hören. Warum rief niemand nach ihnen? Warum suchte
keiner? Und wo verdammt noch mal waren die Hecken hin?
    Treppenstufen schlafen nie, dachte er zynisch. Mit
anderen Worten: Es lebe der Irrsinn.
    Unbeirrt und ziemlich gerade verlief der Pfad vor ihm
zwischen den Bäumen weiter. Irgendwo da vorne musste er auf die
Grundstücksgrenzen von Wokenduna Hall stoßen. Selbst wenn er sich bei den
Entfernungen total verschätzt hatte, das konnte nicht anders sein. Wenn niemand
die Naturgesetze außer Kraft gesetzt hatte. Und so ging er weiter und weiter
und weiter, bis es so düster wurde, dass er Angst bekam, nicht mehr
zurückzufinden. Da hielt er an.
    Wir setzen uns an den Feldrand und warten, bis sie uns
suchen. Alles andere ist Unsinn. Spätestens irgendwann in der Nacht finden die
uns. Mit Hunden kein Problem. Hauptsache, die beiden bleiben cool bis dahin.
Morgen lachen wir drüber.
    Er warf noch einen letzten Blick in die Runde. Dann
machte er sich auf den Rückweg. Als er das Feld wieder erreichte, herrschte
auch hier draußen tiefe Dämmerung. Carmino war auf den einen Apfelbaum
geklettert und starrte reglos zur Straße hinunter. Das Mädchen saß unten an den
anderen Baumstamm gelehnt und sah ihm mit trotzigem Blick entgegen. Sie hatte
den Kopfhörer auf, aber er hätte gewettet, dass der MP3-Player gar nicht eingeschaltet
war.
    „Und?“, fragte sie aggressiv.
    „Es wird zu dunkel“, wich er aus. „Jetzt müssen wir
eben warten. Die werden uns finden. Wir können nicht mehr als eine Meile von
Wokenduna Hall entfernt sein. Aber weiter rumrennen hat keinen Sinn ohne
Taschenlampen und alles. Wir bleiben besser hier und warten. Vor Mitternacht
haben die uns gefunden.“
    „Na klar. Wenn du das sagst.“
    Carmino schwang sich elegant vom Baum. „Niemand zu
sehen da unten.“ Und als er sich hingesetzt hatte: „Ganz schön verrückt, was?“
    James nickte müde und setzte sich ebenfalls.
    „Heißt das jetzt etwa, dass wir hier pennen müssen?“
    „Ich bleib wach. Ihr könnt schlafen. Ist sicher das
Beste, was ihr machen könnt.“
    „Willst du jetzt etwa noch einen auf Held machen?!
Verdammt, wie sollen wir denn hier schlafen?“, kreischte Pix. „Ich
übernachte doch nicht irgendwo im Wald! Es ist nass hier, es wird bestimmt
saukalt, ich hab nicht mal ’ne Jacke mit und ich hab Hunger und Durst!“
    „Willkommen im Klub, dumme Kuh! Was schlägst du denn
vor?“
    James hörte ihrem Streit eine Weile zu, aber er war
auf einmal zu erschöpft, um irgendetwas zu sagen. Sie hatten ja beide Recht.
Und dabei waren diese ganzen Unbequemlichkeiten nur ein dünner Firnis über dem
eigentlichen Problem, das ihm so richtig zuzusetzen begann. Es konnte nicht
mehr lange dauern, bis auch sie darauf stießen. Vorerst brachte er es nicht
über sich, ihnen von der Sache mit den Marspapierchen zu erzählen.
    Sein Verstand krümmte sich unter der Unmöglichkeit der
Situation. Der Irrgarten konnte nicht einfach verschwunden sein. Und
dass sie den Rückweg nicht gefunden hatten, weder auf der Straße noch hier im
Wald – das konnte einfach nicht sein.
    Vielleicht hab ich ja eine Halluzination, überlegte
er. Ein Hirnaneurysma, das seit dem Unfall in meinem Kopf steckt und jetzt
geplatzt ist. Die Kopfschmerzen vorhin –
    Er lehnte sich zurück und atmete tief ein. Gute
Waldluft. Erdiger Geruch vom Feld.
    „Was grinst du denn schon wieder? Mann, wenn das hier
ein Witz sein soll, ich sag dir, ich mach dich so was von fertig! Mein Vater
ist Anwalt, er ist zwar ein Riesenarsch, aber ein richtig berühmter Anwalt, und
der bringt dich dafür in den Knast, das garantier ich dir!“
    Er konnte sogar ihren Schweiß riechen. Keine
Halluzination konnte so überzeugend sein. Seufzend verabschiedete er sich von
der Vorstellung. „Sorry, das Grinsen hat nichts mit all dem hier zu tun. Also,
ist keiner von euch Pfadfinder? Oder hat ’ne Idee, wie man diese Sache so
bequem wie möglich

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