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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Gedanken plätscherte der Bach, und
dunkle Zeiten, Treibser und Valdannen waren ihm gerade herzlich egal.
    „Ich hab gehört, dass ihr einen Hakemi dabei habt“,
sagte Kriope da, und das Wort riss ihn aus seinen Träumen. „Wo ist er?“
    Horgest lachte wieder, ein paar andere auch. „Der da“,
sagte Stanwell. „Neben den qualmenden Schuhen.“
    Bevor James etwas sagen oder sich regen konnte, stand
die Frau vor ihm und musterte ihn unverblümt. Die Furchen über ihrer Nasenwurzel
vertieften sich noch.
    „Du?“, fragte sie verblüfft. „So jung?“
    „Unser ragoischi -Hakemi“, erklärte Firn. „Ein
Hakemi für Babys. Ist selbst fast noch eins.“
    „Verscherz es dir lieber nicht mit ihm“, warnte
Haminta. „Vielleicht brauchst du ihn auch mal!“
    „Also du – wenn du wirklich ein Hakemi bist, dann
kannst du vielleicht meinem Schwiegervater helfen?“ Es war mehr ein Befehl als
eine Bitte. „Er hat dauernd Schmerzen. Aber bezahlen kann ich dir nichts.“
    „Klar – geht schon klar“, sagte James und versuchte,
nicht überrumpelt, sondern lässig und würdevoll zu wirken. Wie ein echter
Hakemi klang er anscheinend trotzdem nicht, denn sie verfolgte mit
missbilligenden Blicken, wie er seine Schuhe heranangelte – einen musste er aus
Mapoosas Tatzen zerren. Das Gekicher der anderen entging ihr nicht, und sie
argwöhnte wohl einen dummen Scherz. Und damit lag sie ja auch nicht so falsch,
dachte er und stand auf. Es tat verdammt weh, die Füße schon wieder in die
Schuhe zu zwängen, vor allem, weil er die Socken inzwischen weggeworfen hatte.
    „Da kommt der Chef wieder!“, rief Juniper. „Der sieht
aber nicht gerade begeistert aus.“
    Das war er auch nicht. „Hier gibt’s keinen
Winkelmeister mehr, und ’nen Gelichterjäger auch nicht“, begann er, nachdem
sich seine Leute um ihn gesammelt hatten. „Nur einen Ältesten, mit dem hab ich
gesprochen. Hab mir Fransen ans Maul geredet, aber das hätte ich mir sparen
können. Wir dürfen hier lagern, vor dem Dorf. Das ist alles, was ich
rausschlagen konnte.“
    „Was? Aber –“
    „Keine Vorstellung? Nicht mal ein paar Balladen?“
    Nicholas Montagu schüttelte finster den Kopf. „Nichts.
Er sagt, Fremde wollen sie hier im Dorf nicht. Kash ! Sind nur noch ein
paar alte Leute da, sagt er, und der Schutz reicht für sie schon kaum aus.“
    In diesem Moment kam die kleine Rula schreiend
angerannt. „Würmer! Lauter Würmer im Zemmes! Und auch im Fleisch!“
    „Jaja, damit musste man rechnen“, sagte Kriope. „Das
ist Sapria, die Fäulnis. Der Atem der Empuse. Am besten werft ihr alles
zubereitete Essen weg, streut Palinte drüber und verbrennt es.“
    Die anderen sahen angewidert aus, der Chef fluchte.
„Kommt genau im richtigen Moment! Wollte gerade sagen, dass die uns hier nicht
mal frische Vorräte verkaufen wollen.“
    „Ach ja?“, meinte Kriope angriffslustig. „Das werden
wir ja noch sehen! Lass mich nur machen, Ska Montagu, ich bring schon was zu
essen mit!“ Minuten später ging sie, von Taizia mit Geld aus der Kasse
versorgt, entschlossenen Schrittes Richtung Dorf davon.
    „Die hat Feuer unterm Hintern, was?“, bemerkte John
und zündete sich einen neuen Zigarillo an.
    „Zähes Stück. Und sauer“, lautete das Urteil seines
Sohnes.
    „Gewöhn dir das Wählerischsein schon mal ab, Horgest.
Dieses Jahr besorgen wir dir in Krai eine Braut, und wenn’s ’ne fünfzigjährige
Witwe mit ’nem Gesicht wie ’n Pferdearsch ist. Und dasselbe gilt für dich,
Half!“
    Halfast, der schon den ganzen Tag mürrisch war,
knurrte etwas Unverständliches und verschwand in Richtung Bach. James schwankte
für einen Moment, dann beschloss er, lieber zuerst die Pflicht zu erledigen,
bevor er baden ging. Das hatte auch den Vorteil, dass niemand seine ärztlichen
Bemühungen mitbekommen würde.
    Kriopes Wagen war kaum mehr als ein Lastkarren, den
man mithilfe einer rohen Konstruktion aus Stöcken und Webdecken überdacht
hatte. Eine Leiter war nirgends zu sehen, und so schwang er sich hinauf.
Drinnen war es düster und noch heißer als draußen. Der kleine Junge versteckte
sich rasch zwischen Körben und Taschen und beobachtete ihn von dort aus
wachsam, mit dem Daumen im Mund. Es war deutlich zu sehen, dass die drei nicht
nur eine Reise unternahmen, sondern Kantabre mit Sack und Pack verlassen hatten
– für immer.
    Gegen die schmale Kutschbank – kaum mehr als ein
Holzbrett auf dem Karrenrand – war das Innere des Wagens mit einem

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