Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
gezahlt
hätte. Woher also hatte sie das Geld?
Ganz wohl war ihm nicht dabei, den Korb zu
durchsuchen, und er wusste auch nicht genau, was er eigentlich suchte,
aber er fand sowieso nichts. Nichts außer einem Steinfigürchen, das ihm vage
bekannt vorkam, ohne dass er hätte sagen können, woher. Es sah aus, als sei es
aus einer Verzierung herausgebrochen worden – völlig absurd, so was unter
seiner Wäsche zu verstecken, es überhaupt zu besitzen. Ob sie das etwa auch
verkaufen wollte? Es mochte ein Rest Blattgold sein, was da auf den Gliedmaßen
dieses Knospengeistes haftete, aber reich wurde man damit bestimmt nicht. Oder
war sie nur eine besonders treue Larenni-Anhängerin und dies hier ihre
Gebetsfigur? Gab es in Gorth die Sonnengöttin und ihren Kult überhaupt?
Er hatte das Figürchen in den Korb zurückgelegt, die Wäsche
sorgfältig wieder darübergebreitet und beschlossen, sie genau im Auge zu
behalten.
Ein Vorhaben, das sich nicht in die Tat umsetzen ließ.
Während er unterwegs war, um möglichst günstig an Trukant und Breliot zu
kommen, damit er den Wagen endlich wieder in Gang bekam, war sie sich selbst
überlassen und trieb sich kreuz und quer in der Stadt herum. Aber jeden Abend
kehrte sie zu seinem Wagen zurück.
„Verschwendest du deine Zeit immer noch mit Gegrübel darüber,
ob ich nun wirklich von drüben komme oder vielleicht doch nur eine Gaunerin
bin?“, unterbrach sie seine Gedanken.
Den Anflug von Lächeln mitten in ihrem
herausfordernden Blick mochte er, dieses Lächeln, das sagte, dass er alles
nicht so ernst nehmen solle … es versah ihre Frechheit mit einem ironischen
Schnörkel.
„Was immer du bist – du siehst jedenfalls aus wie eine
Bäuerin. Und das werden wir auch sagen: Dass du eine Bäuerin aus – aus
Maikonnen bist. Du sprichst ein bisschen wie die Leute aus Maikonnen, deshalb.
Du hast Rhondaport besucht und fährst jetzt bis Gassapondra mit mir zurück.“
„Wem musst du das denn erklären?“
„Und du übernachtest in den Gasthäusern oder bei
Freunden … ich kenne da überall Leute, die ich sowieso besuchen will.“
„Warum ist das so wichtig? Ich lass dir doch die
Hängematte!“
„Weil es meinem Ruf schadet, wenn ich eine
unverheiratete Frau für längere Zeit mitnehme –“
„Noch dazu eine mit geschorenem Haar!“
„– und deinem Ruf auch.“
Da lachte sie los, lauthals, sodass einige Krähen in
der Nähe irritiert aufflogen.
„Freut mich, dass dich das so amüsiert.“
„Entschuldige. Dorian – jetzt sei doch nicht so
furchtbar schlecht gelaunt! Immerhin sind wir doch endlich unterwegs, raus aus
Rhondaport, der Wagen fährt –“
„Nicht mehr als drei Stunden am Stück, und auch das
noch langsam“, gab er mürrisch zurück. „Der verdammte Händler hat mir minderwertiges
Trukant verkauft.“
„Ich weiß. Du hast es erwähnt.“
Jaja, und vermutlich mehr als einmal, dachte er
finster.
Am Wagen angekommen, verstaute er das Fluidometrion
und machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Kate saß derweil draußen auf
den Stufen und hielt klugerweise Abstand. Sah den großen, blauschillernden
Libellen zu, die am Feldrand hin und her schossen und über dem krautigen Grabenrand
Insekten jagten. Als er die sah, fiel ihm etwas ein, das seine Laune ein wenig
aufhellte.
„Da am Waldrand hab ich neulich eine Kolonie
Rainknöllinge gesehen – die sind jetzt sicher reif. Das wäre ein
richtiges Frühstück!“ Er sprang an ihr vorbei aus der Fahrerkabine und war
schon auf dem Weg.
„Pilze?“, fragte sie und folgte ihm in Richtung
Waldrand.
„Ja, und besonders gute dazu. In Butter gedünstet, mit
Thymian und Knoblauch … oder als Füllung im Kaninchenbraten, mit Zwiebeln und
Dörrfrüchten …“
Zum Waldrand hin verbreiterte sich der Graben zwischen
Feld und Weg und war so dicht bewachsen, dass man den sumpfigen Untergrund
nicht mehr sehen konnte. Als sie in den Schatten der Bäume eintauchten, stieg
er die Böschung hinunter. Auf der anderen Seite drängte ein Teppich aus
hellbraunen, faustgroßen Buckeln aus dem Grün hervor.
„Da, sieht das nicht gut aus? Und riech mal! Die
schmecken auch am Spieß im Feuer gebra-“
„Dorian! Da ist was!“, warnte sie mit gedämpfter
Stimme.
Was im schattigen Unterholz geraschelt hatte, brach
nun durch das Gesträuch.
„S ikka ! Ganz still sein!“
Aber es war zu spät. Das braune Brackschwein, dem wohl
der Pilzduft in die Nase gestiegen war, hatte sie schon entdeckt, musterte
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