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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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noch vor
dem Wagen meterweit hörte. Weil Jujuna sich immer mal wieder darüber beschwerte
( die hatte es gerade nötig!), herrschte eine Art kalter Krieg zwischen
ihrem und dem Ullgullen-Wagen.
    Odettes Schnarchen hatte Pix in einer der ersten
Nächte vor die Tür getrieben. War seltsam gewesen da draußen, kalt und frisch
und still. Die Nummer nebenan war gelaufen, und deshalb durfte sie jetzt
zusehen, wie Jujuna Tirps Lover hinter dem Wagen an einen Baum pinkelte. Männer
waren einfach ekelhaft. Wie ein Gespenst war der weiße Riesenhund aufgetaucht.
Ließ sich von dem Typen den Pelz klopfen und verschwand wieder in der
Dunkelheit. Das hätte sie auch gern getan … einfach abhauen! Sie musste nicht mit diesen Typen weiterziehen! Niemand konnte sie dazu zwingen! Aber
wohin? Wo ging es zurück?! Der Waldboden war kalt und pieksig gewesen unter
ihren kaputten Füßen … überhaupt war es saukalt, obwohl es am Tag immer so heiß
war … Und da am Feuer lagen James und der Spasti Bagratuni und pennten
seelenruhig, als ob alles in Ordnung wäre! Mit denen konnte man nicht rechnen.
Ob dieser Inglewing ihnen wirklich nachkommen und helfen würde?!
    Fröstelnd hatte sie dagestanden und den Wind in den
Pinien gehört und begriffen, dass sie allein war.
    Bisher war Alleinsein genau das gewesen, was sie
wollte. Wer wollte schon was mit den Vollspacken von der St. Mary-Clemency
Highschool zu tun haben?! Ausgehungerte Zicken auf Typenjagd. Schwachköpfe wie
Bagratuni. Und jede Menge Loser, die man woanders nicht haben wollte, für die
die Mary-Clemency die letzte Chance war. Leute wie sie selbst, mit anderen
Worten. Auf so was konnte sie verzichten. Sie hatte ihr Zimmer zuhause als
Rückzugsmöglichkeit. MP3-Player, Nintendo, Fernseher, den Computer mit
Internet-Anschluss (jedenfalls so lange, bis ihre Mutter den mal wieder aus
erzieherischen Gründen kappte). Freunde hätten da nur gestört. Leider waren die
Lehrer und ihre Mutter anderer Ansicht, und man hatte sie außer in die Schule
auch noch in diese hirnrissige Jugendgruppe gezwungen – tja, der verdankte sie
jetzt diesen netten kleinen Ausflug nach Nimmerland.
    Und hier war Alleinsein was anderes. Etwas wie ein
Abgrund. Pix tauchte unwillkürlich noch tiefer unter die Decke. Die Typen hier
machten ihr Angst, richtige Angst. Das Schlimme war, dass man den Code
nicht kannte, nach dem die Dinge hier liefen. In der Schule hatte man gewusst,
wie die Leute drauf waren; sogar bei den Spinnern und den Psychos konnte man
ungefähr abschätzen, wie weit sie gehen würden. Außerdem gab es Handys, es gab
andere Leute auf den Straßen, in der Bahn, im Bus, Öffentlichkeit eben und, na
ja, Regeln, Gesetze. Vor allem gab es feste Häuser, Zimmer, deren Türen man
abschließen konnte. Aber hier? Das hier, wo immer es auch sein mochte, das war
eine Welt ohne Hauswände und Türschlösser. Und wer würde einem hier zur Hilfe
kommen, wenn es nötig war?! Hier, wo man sein Mittagessen als blutigen Kadaver
vom Waldboden kratzte und sich Wasser zwischen Blättern und Dreck und wer weiß
was für Getier aus dem nächsten Bach schöpfte. Wo man zwischen die Büsche pinkelte,
Farn und Gras und was sonst so um einen rum wuchs als Klopapier nahm (außer auf
Jujuna Tirps Käferkübel, da gab es auch kleingeschnittenes Zeitungspapier) und
tagelang in derselben Unterwäsche durch die Gegend rannte. Und dann eben die
Kerle … die Art, wie die einen hier taxierten, das war was ganz anderes – die
wussten genau, dass sie das Sagen hatten und ihnen keiner reinreden konnte. Wie
gesagt, die kauften sich ihre Frauen.
    So was wie Sicherheit gab es nur in diesem miefigen
Wagen hier. Jakobe war ja nicht gerade cool mit dem ganzen
Ohne-mich-läuft-hier-nichts-Getue und dem Gerede von Göttern und Dunklen
Zeitaltern. (Die Krönung war, wie sie jeden Abend hinter dem Wagen verschwand
und sich dort vor diesem Zeichentrick-Mond – über den man besser auch nicht
nachdachte – verbeugte und Krümel verstreute.) Wäre sie nicht so nervig und
altjüngferlich gewesen, hätte sie was Hexenmäßiges gehabt, fand Pix. Was
wiederum cool gewesen wäre. Aber cool oder nicht – Jakobe war die Person, die
sich hier um alles kümmerte und sich von niemandem auf der Nase rumtanzen ließ,
auch nicht von den Typen, die sich für die Könige der Welt hielten. Schon gar
nicht von den jungen Typen. Und damit bedeutete Jakobe Sicherheit . Wenn
die dem Schweinekiller einen bösen Blick zuwarf, verzog er sich, egal wie
sabbernd

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