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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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er einen vorher angeglotzt hatte. Horgest war vielleicht ein
Vergewaltiger und ein Killer ganz bestimmt, aber anscheinend hatte er nicht
vor, diesen Berufungen vor den Augen seiner Leute nachzugehen.
    Am Tisch schwoll Odettes Stimme jetzt zu einem
aufgeregten Bühnenflüstern an, so laut, dass einzelne Wortfetzen sogar noch
durch die Decke an Pix’ Ohren drangen.
    „… und sie hat mit ihm gesprochen !“
    Dann Jakobes Stimme, leiser, aber eindringlich: „… ist
nicht dieser James! Sondern Johns Sohn!“
    Ach, scheiß doch drauf, worüber die sich da aufregten!
Sie hatte ja genug eigene Sorgen. Sie mussten hier weg, und zwar so schnell wie
möglich! Und was taten die anderen? Bagratuni konnte man sowieso vergessen,
aber James? Ihr erster Eindruck von dem war gewesen, dass er wusste, was er
tat. Spießig und öde, klar, aber gerade deshalb – na ja, wie jemand, auf den
man sich verlassen konnte. Aber jetzt machte er hier auf einmal den Arzt, als
wollte er sich bei den Leuten niederlassen. Wenn er mit den anderen Typen
Galiziak fuhr, sah er verdammt so aus, als hätte er Spaß dabei. Irgendwer
musste den dringend mal daran erinnern, dass sie nicht zum Spaß hier waren.
Ihre Eltern machten garantiert gerade in diesem Moment der Polizei die Hölle
heiß.
    Der Gedanke an Zuhause war wie eine Fischgräte im
Hals. Auf einmal fühlte sie sich wie ein kleines Gör, das sich im Freizeitpark
verlaufen hat. Irgendwie war es ja fast so.
    Der Kaugummi war so was von am Ende. Eklig. Sie
brauchte einfach eine Kippe. Heute musste Tabak her, und wenn sie ihn klauen
musste. Der Chef hatte gestern Abend was über den Ort gesagt, an den sie heute
kommen würden – irgendwas Größeres, jedenfalls sollten dort Vorräte besorgt und
Kram verkauft werden, von dem Zeug, das Orla die ganze Zeit machte. Da gab es
bestimmt auch den Tabak, aus dem sich die Kerle hier dauernd ihre Kippen
drehten. Und dann konnte sie nur hoffen, dass sie mal eine unbeobachtete Minute
finden würde, denn die rasteten hier garantiert aus, wenn sie rauchte. Die
würden es fertigkriegen, ihr die Dinger wieder wegzunehmen. Ein Feuerzeug hatte
sie noch in ihrer Tasche, dem guten alten Goth-Sack, den sie unter der als
Kopfkissen verwendeten Hose aufbewahrte. Er enthielt auch noch weitere nutzlose
Dinge wie ihren MP3-Player und ihr Handy, den schwarzen Lippenstift, den
abgebrochenen Kajal, einen Kamm, dem einige Zinken fehlen, einen scharfkantigen
Metallring mit einem Drachenkopf, der zwar cool, aber saulästig an der Hand
war, drei Kondome, die nur den Zweck hatten, ihre Mutter in den Wahnsinn zu
treiben, wenn die wieder mal in ihren Sachen rumschnüffelte (nicht, dass sie
die Dinger je gebraucht hätte, und das Haltbarkeitsdatum war auch schon längst
abgelaufen). Und ihre schwarze Lederbörse mit zehn Pfund darin, von denen fünf
aus dem Portemonnaie ihrer Mutter stammten. Gute Kohle, die ihr hier nichts,
aber auch gar nichts nützte.
    Also. Womit sollte sie den Tabak bezahlen, immer
vorausgesetzt, sie kam überhaupt so weit? Die Erkenntnis, dass sie wohl den
neuen Hakemi anpumpen musste, war wie der Biss in eine Zitrone. Aber der hatte
jedenfalls eigene Einnahmen. Und wie gesagt, es war sowieso an der Zeit, dass
man den mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
    Sie nahm den matschigen Kaugummi aus dem Mund und
schob ihn nach kurzem Nachdenken unter das flache, grellbunte Kissen neben
ihrem Kopf, Jakobes Heiligtum, ohne das die angeblich kein Auge zutun konnte.
Jetzt würde es jedenfalls bestimmt nicht mehr runterrutschen.

12. Siesta in der blauen
Stadt
     
    „Ameisenfresser
– pah!“ Für Kriope war die Stadt Fendurnen damit erledigt.
    „So nennen sie hier die Kramper“, erklärte Stanwell.
    „Die Kramper, die zuletzt kamen“, präzisierte
Halfast. „Erst kurz vor dem Dunklen Zeitalter. Da lebten Graicos und Assyrer
schon lange hier. Sie fanden es widerlich, dass die Neuankömmlinge Insekten
aßen.“
    „Äh, geröstete Grillen isst hier doch jeder!“
    „Wenn du’s besser weißt, dann erklär du’s doch!“
    „Der ist ja heut mal wieder mies drauf!“, sagte Firn,
als Halfast davonstapfte. „Im Delta nennen sie diese Krampersorte übrigens
Piggler. Und in Maikonnen –“
    „Das hätt ich der auch gleich sagen können!“ Stanwell
schob sich den Hut in den Nacken und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Kein Tier säuft diesen Dreck da!“
    James richtete sich ächzend auf, ließ für einen Moment
den Dreifuß sein und sah zum

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