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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Kanal hin, wo Kriope jetzt ihren Gilloc fluchend
die Böschung hinauftrieb. Da unten waren nur noch ein paar ölig schillernde
Wasserlöcher übrig. Der Chef hatte vorhin nur einen Blick darauf geworfen und
dann Juniper und Horgest mit den Gilwisseln und den Wasserfässern zum Brunnen
geschickt. Der war gleich neben dem Torhaus, das sie von hier aus sehen
konnten: ein niedriger Rundbau mit einem dunkelblau verzierten Kuppeldach,
unter dem die Wächter vor der glühenden Sonne geschützt waren. Zwischen Bäumen
– immerhin gab es hier welche – konnte man durch die hitzeflimmernde Luft noch
mehr dunkelblaue Dächer sehen. Das war Fendurnen, eine wohlhabende Stadt, die
drittgrößte überhaupt in Orolo, wie der Chef vorhin gesagt hatte. Hier gab es
einen Laden, in dem sie ihre Vorräte auffüllen und eigene Produkte verkaufen
wollten. Die Einwohnerschaft sei weltoffen und würde die Vorstellung einer
Peregrini-Truppe gern besuchen und gut bezahlen. Soweit die Erinnerungen des
Chefs von seinem ersten Besuch hier. Seitdem waren ungefähr zwanzig Jahre
vergangen, und wie in Skandrosi hatten sich auch hier die Dinge geändert.
    Zumindest die Erlaubnis zum Lagern und für eine
Vorstellung hatten sie bekommen. Der hiesige Gelichterjäger – ein arroganter
Knabe, der in James’ Augen wie ein Jungmanager auf Outdoor-Urlaub aussah –
führte sie zu dem breiten Wiesenstreifen jenseits des Kanals, der die Stadt wie
ein Ring umschloss. Zu Zeiten, in denen die Fendra Wasser führte, mochte das
ein annehmbarer Platz sein. War aber der Kanal nahezu ausgetrocknet wie jetzt,
dann wurde die Fendra-Aue zu einem sirrenden Inferno aus Mücken, Stechfliegen
und anderem Ungeziefer. Das harte Orolo-Gras wuchs nur noch spärlich. Wie in
Kantabre hatten sie auch hier den Gelichterzaun im Rücken, aber in der
Mittagssonne bot auch er keinen Schatten. Sein Geklapper und Geklingel,
vermischt mit dem schrillen Insektenchor, legte sich betäubend auf die Ohren.
    „Ich versteh einfach nicht, wieso er unbedingt hier
lagern muss!“ Stanwell beschwerte sich darüber nicht zum ersten Mal. „Es ist
erst Mittag! Wir hätten noch stundenlang weiterfahren können!“
    „Zum Fahren ist es auch zu heiß. Immerhin haben wir so
’nen ruhigen Tag vor uns.“
    Mücken hin oder her, James war dankbar, dass sie für
heute angekommen waren. Nach dem Albtraum letzte Nacht war er nicht mehr
eingeschlafen, bis der Chef sie rausjagte, kaum dass es dämmerte. Während der
Nacht hatte sich etwas wie eine graue Qualle im Gelichtergarn verfangen und
einen Strang davon durchgebissen, was ihr allerdings schlecht bekommen war: Der
apfelförmige, kahle Körper lag direkt unter der Barriere, von den Abdrücken des
Garns wie von Brandspuren gezeichnet. Lange, haarfeine Tentakel hatte das Ding,
durch die in regelmäßigen Abständen ein wellenförmiges Beben ging, als stünden
sie unter Strom. Die Leute standen palavernd drum herum, bis John Montagu es
mit einem Spaten erledigte, gerade als der Chef mit seiner Gelichtergabel
dazukam. Graugrüner Schleim quoll aus dem zerteilten Körper, der eindeutig tot
sein musste, aber die Fäden, sogar die abgetrennten, bebten im selben Rhythmus
weiter. „Eine Gohse“, sagte der Chef angewidert. „Lasst das einfach liegen. Die
Sonne erledigt den Rest!“ Dann ein knappes Frühstück, Lager abbrechen und vier
Stunden schnelle Fahrt durch den rotbraunen Staub der Trukantagyja. Nee, mehr
davon brauchte er heute ganz bestimmt nicht! Hoffentlich kamen Juniper und
Horgest bald mit dem Wasser.
    „Schläfst du? Weiter jetzt! Irgendwo muss es doch eine
ebene Stelle geben auf dieser verdammten Wiese!“
    Er war nicht der Einzige, der angepöbelt wurde. Von
der Holzbrücke über dem Kanal hörte man ein scharfes Klatschen, gefolgt von
einem Aufwiehern. Kriope und die Gilwissel waren aufeinandergetroffen.
    „Endlich! Da kommt das Wasser!“, seufzte Nella.
    „Nun mach schon, du dummes Vieh, ich will hier nicht
den ganzen Tag rumstehen!“, tönte Kriopes wütende, tiefe Stimme herüber.
    „Lass das!“, rief Juniper böse. „Der hat doch nur
Durst!“
    „ Ah kash ! Das hab ich auch! Gehorchen
muss er trotzdem! Ihr habt eure Tiere nicht im Griff!“
    „Wieso Durst?“, rief Firn. „Kommt ihr nicht gerade von
der Tränke?“
    „Für jedes Vieh nur ein paar Schlucke. Wucherpreise
sind das hier!“, knurrte Horgest über die Karre mit den Wasserfässern hinweg.
    „Hier! Das ist das Zeugs, von dem der Gelichterkerl
geredet hat. Der ganze

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