Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
tun?
Schade um das Bier. Nicht zu fassen, dass die sich wegen einer Frau, die sie
gerade erst gesehen hatten, so kindisch aufführten. Firn machte das aus reiner
Bosheit, so viel war klar.
„ Haike !“, grüßte die Frau gut gelaunt. „Nehmt
da drüben Platz, es dauert nicht lang!“
„Rasur oder Haareschneiden?“, fragte der Barbier und
warf einen raschen Blick über Horgests blonde Mähne und Firns dunkelbraune
Zotteln.
„Wohl auch ’n paar Flöhe rausklauben, was!“, stieß der
Alte mit einem meckernden Lachen hervor. Er hatte das Gesicht voller Schaum,
aber am Reden hinderte ihn das nicht.
„Komm schon, Earl, vergraul mir nicht die
Kundschaft!“, brummte der Barbier. Und an seine neuen Kunden gewandt: „Er
meint’s nicht so. Hält sich nur für ’nen Witzbold.“
„Rasur und Haareschneiden“, sagte Horgest und
ließ die Getreidesäcke auf den Boden und sich selbst auf die Wartebank
plumpsen. Dabei wandte er keinen Blick von der Frau.
„Rasur“, sagte Firn und blieb ans Verandageländer
gelehnt stehen. Auch er betrachtete sie ungeniert. Sie erwiderte seinen Blick
offen mit blauen, interessierten Augen. Horgest konnte einem beinahe leidtun.
„Wir sind nur – Begleiter“, erklärte Stanwell, als der
Barbier ihn fragend ansah. „Oder, James?“
James nickte nur. Er stand ja schon mit fünf Chaval in
der Kreide.
„Ich bin Vinken Sward, und das ist mein Onkel Huffo“,
sagte das Mädchen nun – vielleicht um klarzustellen, dass sie keineswegs die
Frau des Barbiers war. Besser noch, nicht einmal seine Tochter. „Und ihr seid
auch von der Peregrini-Truppe, die am Kanal lagert, richtig?“
Horgest nickte. „Kannst uns nachher in der Vorstellung
bewundern. Ich lad dich ein!“
„Danke, Ska. Ich komme gern. In letzter Zeit gibt es
hier nicht mehr viel Abwechslung – ich überlege schon, ob ich nicht zu meiner
Schwester nach Kebernett ziehen soll.“
„Hab gehört, ihr habt ’n Hakemi bei der Truppe?“,
mischte sich Huffo Sward ins Gespräch. „Earl hier könnte einen brauchen,
richtig, Earl?“
„Kannst du laut sagen!“, bestätigte der Alte durch den
Schaum hindurch, bückte sich unter Vinkens Messer hinweg, schnürte sein linkes
Hosenbein am Knöchel auf und zog es ein wenig in die Höhe – viele kleine
Blutergüsse und mehrere dunkle Flecken, die wie Bisswunden aussahen, bedeckten
die magere Wade. „Kawurassi! Am hellen Tag!“, empörte er sich und wich dabei
erneut dem Rasiermesser aus. „Wenn das so weitergeht, haben wir hier bald ’ne
Kawurassi-Plage. Ach was, seit die Fendra ausgetrocknet ist, haben wir die
längst! Letzte Nacht haben die Biester sich über das Feld von Coleman hergemacht
– da ist kaum was übriggeblieben. Sogar tagsüber kann man sich kaum noch in die
Nähe des Kanalufers wagen, die Biester springen einem an die Beine und kneifen
sich fest. Da unten könnt ihr’s ja sehen!“
„Da könnt ihr euch auf was gefasst machen heut Nacht“,
bestätigte Sward düster, und genau in diesem Augenblick kreuzten sich die
Blicke von Firn und dem Mädchen. Ein winziges Lächeln lag um Firns Mundwinkel.
Diese Nummer hatte James schon früher gesehen – bei Adrian.
„Das Viehzeug ist uns ziemlich egal. Wenn man immer
unterwegs ist, dann ist man Schlimmeres gewöhnt“, erklärte Horgest großspurig.
„Die schrecken vor gar nichts mehr zurück“, ereiferte
sich Earl weiter. „Coleman hatte ein dichtes Netz am Feldrand zum Kanal hin –
aber die sind einfach zwischen den Maschen durch. Haben an manchen Stellen
sogar das Garn zerschnitten! Seine Töchter haben Angst, auf den Acker zu gehen.
Beim alten Oswend wär das nicht so weit gekommen, sag ich! Der hätt die Viecher
ausgeräuchert!“
„Regen machen konnte auch Gerringer nicht“, erwiderte
Sward. „Und daran liegt’s nun mal: an der Trockenheit.“
„Der Jäger sollte sich ein paar Leute nehmen und die
Biester einsammeln. Gekocht sind die gar nicht mal schlecht. Aber dazu ist der
sich ja zu fein. Geht lieber mit seinen sauberen Freunden ins Baraki zum Essen.
Ach, die hätten den Oswend nicht rausschmeißen sollen!“
„Der war nicht mehr ganz richtig im Kopf, Earl. So
einer kann kein guter Jäger sein und die Leute beschützen, wenn er die ganze
Zeit selbst ’ne Dämonin im Nacken sitzen hat.“
„Wenigstens wusste der, womit er’s zu tun hat“,
entgegnete Earl störrisch. „Der Neue ist doch die ganze Zeit nur damit
beschäftigt, möglichst viel Geld aus seinem Garn zu schlagen! Und ich
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