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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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abgesehen haben konnte. Und irgendwas im Sinn hatte sie auf
jeden Fall; an diesem Morgen hatte sie sich sogar noch ein Klümpchen
Kräuterpaste unter den Armreif am Handgelenk geschoben. War vielleicht eine Art
Deo oder Parfüm. Kurz und gut – Jakobe brezelte sich auf, und Pix durfte
arbeiten, so sah es aus. Sie war richtig froh, dass sie den Kaugummi unter
Jakobes Kissen geklebt hatte. Hoffentlich blieb ihr das Ding am Abend in den
Haaren hängen. Dann würden sie ja sehen, wie gut diese Tropfen wirkten.
    Der Morgen in diesem froschverseuchten Tal war
irgendwie besonders schlimm. Als sie Wasser geholt hatte, standen alle um ein
ekliges Dings rum, das nachts in der Garnbarriere hängengeblieben und immer
noch nicht ganz tot war. Bisher hatte sie die Sache mit dem Gelichter für
Quatsch gehalten. Gestern, als angeblich so ein Wesen erst James und dann
Nellas Mutter überfallen hatte, war sie in Jujunas Vogel-Anhänger auf dem Klo
gewesen. Aber wenn man sich dieses hässliche Biest hier so ansah, konnte einem
schon komisch werden. Es sah nicht aus wie irgendwas, das sie kannte. Dann
zerhackte es der Typ mit der grauen Haarmähne mit einem Spaten, bevor sie
wegsehen konnte. Sie hätte kotzen können.
    Als sie wieder in den Wagen kam, war Orla dran mit
Schönheitspflege. Auch so ein Schwachsinn: Jakobe und Odette behandelten sie
wie eine Barbiepuppe, bürsteten, cremten und polierten an ihr rum, jeden
Morgen, jeden Abend. Für sie gab es gleich mehrere Fläschchen, Tiegel und
Bürsten. Das war wohl das Brautprogramm. Wie alles andere ließ Orla auch das
klaglos über sich ergehen. Irgendwie hatte sie was von einer Märchenfigur, wie
sie da Tag für Tag schweigend und mit diesem langen blonden Zopf am Webstuhl
saß. Es war schwierig, ihr gegenüber die ablehnende Haltung beizubehalten, mit
der Pix sich nun mal am wohlsten fühlte. Orla schwieg, sie nickte und
schüttelte den Kopf, und manchmal lächelte sie, sie ließ sich alles gefallen
oder doch alles über sich hinwegschwappen. Sie war – still. Was an Odette
wuchtig und schwer war, war an ihr rund und fest – Hüften, Brüste, Arme – üppig war das Wort, das man in einem Buch für sie verwendet hätte. Man sah sie gern
an, stellte Pix widerwillig fest, weil alles so prall und perfekt aussah. Wie
eine Kuh, dachte sie böse. Und so benahm sie sich auch.
    Und auf diese Kuh sollte sie aufpassen, damit sie
genauso prall und perfekt auch ihrem Käufer übergeben werden konnte. Odette
schärfte es ihr an diesem Morgen noch einmal ein. Niemand durfte mit ihr
sprechen, wenn sie, Odette, nicht dabei war! Niemand ! Die Wahrsagerin verschoss
einen Blick wie eine Harpune auf sie, um das nur ja klarzumachen. Sie hatte
tiefe Ränder unter den Augen heute Morgen, und Pix gönnte es ihr. Warum sollte sie die Einzige sein, die unter schlaflosen Nächten litt?!
    Leider fesselte sie dieser Auftrag an den verdammten
Wagen. Was zwar gut für ihre Füße sein würde, aber an James kam sie so nicht
ran. Sie beneidete James und Carmino fast, weil sie auf diesen irren
Fahrradkutschen fahren durften und überhaupt so eine Art Job hier gefunden
hatten, mit dem sie beschäftigt waren und von all diesen Spacken respektiert wurden.
Sie selbst konnte nur drinnen sitzen und Orla bei der Arbeit zusehen – es gab
nichts, was sie abgelenkt hätte. Die Gespräche der Frauen um sie herum bezogen
sie nicht mit ein, und so war sie die ganze Zeit mit sich selbst allein. Mit
sich selbst und der Stummen und dem Wahnsinn.
    Immerhin gab es an diesem Vormittag eine Abwechslung.
Odette musste wohl eine Ahnung gehabt haben, denn der lange Typ, der sie damals
mit Jakobe zusammen abgeholt und zur Truppe gebracht hatte, erschien plötzlich
neben dem Wagen, sah zu ihnen herein und rief Orla zu, dass er mit ihr reden
wollte.
    Reden?! Na ja. Männer hörten sich ja gern selbst
quatschen.
    Halfast war schon öfter neben dem Wagen hergegangen
(und eigentlich fand sie, dass er von allen Kerlen hier noch am sympathischsten
wirkte), aber angesprochen hatte er bisher keine von ihnen. Was sollte sie
jetzt tun?! Ihm etwa erklären, dass Orla mit niemandem sprechen durfte? Er
schien sie ja nicht mal zu bemerken (klar, sie war ja auch nur eine mickrige
Fremde!), und außerdem war er zwei Meter groß und sah nicht so aus, als würde
er sich von irgendwem aufhalten lassen. Am besten, sie stellte sich schlafend.
    Odette löste dann das Problem, indem sie auf der
Kutschbank vorne wie eine Furie losbrüllte. „ Lass Orla

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