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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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großem, schwarzem Schnauzbart entgegen.
    „Dorian! Wir haben dich schon erwartet!“ Das breite
Lächeln bezog aber auch die Begleiterin mit ein. „Kommt herein! Natürlich
werdet ihr nicht hier unten sitzen, nicht heute!“
    „Richtig – heute ist ja ein Festtag, hast du gesagt“,
fiel es ihr wieder ein, als sie dem Wirt durch eine voll besetzte Gaststube und
dann eine Steintreppe hinauf folgten. „Was ist es – Präfektenjubiläum?
Jahrestag der Unabhängigkeit? Kumatais Geburtstag?“
    „Nein“, sagte Dorian. „Meiner.“
    Für eine Gratulation blieb keine Zeit – sie hatten
einen weiteren Gastraum im ersten Stock erreicht, der ebenso gut besetzt schien
wie der unten, aber der Wirt führte sie auch durch diesen hindurch und blieb
erst vor einem geschwungenen Durchlass auf der anderen Seite stehen. Dort
wandte er sich strahlend zu ihnen um.
    „Oh“, sagte Dorian und prallte zurück.
    Der Durchlass öffnete sich auf einen Balkon mit zwei,
drei Tischen, von denen aber nur der eine gedeckt war, der direkt unter einer
großen Hängeleuchte aus Filigranarbeit stand. Und hinter diesem Tisch, an der
Balustrade aufgereiht, standen sechs, sieben Leute und strahlten ihnen im
Einklang mit dem Wirt entgegen. Kate vermutete mehrere Generationen der
Krakatsoulis-Familie oder vielleicht auch das komplette Personal dieses
Krabbentempels. Sie warf Dorian einen Seitenblick zu. Nicht zu übersehen, wie
unbehaglich er sich fühlte. Und das musste wohl ihretwegen sein – trotz
Kopftuch. Es verstieß gegen Paragraph soundsoviel seines Schicklichkeitskodex’,
dass man sie zusammen sah, und nun wurde er mit ihr in aller Öffentlichkeit von
einer ganzen Horde Gratulanten zur Schau gestellt! Beinahe konnte er einem leidtun
– wenn es nicht so komisch gewesen wäre. Ob sein Freund das schlecht kaschierte
Entsetzen in seinem Gesicht bemerkte? Er brachte ihnen bauchige Gläser mit
einer dunkelroten Flüssigkeit. Hatte demnach erkannt, dass ein Drink die Stimmung
nur verbessern konnte.
    „Ich verdrücke mich“, flüsterte sie ihm zu. Man musste
es ihm ja auch nicht ganz verderben. „Das hier ist deine Feier.“
    „Nein!“, zischte er zurück. „Wir wollten zusammen
Krabben essen, und das tun wir auch!“
    „Probiert! Ist der erste aus meinen eigenen Trauben“,
sagte der Wirt. „Und der Balkon gehört heute Abend nur dir – euch allein! Kommt!“
    Als sie auf den Balkon traten, klang von unten ein
wildes Arpeggio herauf wie ein Tusch. Daraufhin schien der gesamte Stimmenlärm
im Haus auf einen Schlag zu verstummen. Dorian sah aus, als wäre er am liebsten
im Erdboden versunken. In die plötzliche Stille hinein rief Damis Krakatsoulis:
„Heute hat mein Freund Dorian Inglewing Geburtstag! Ich bin sicher, die meisten
von euch kennen ihn – oder doch jedenfalls seine Erfindungen!“ Ein plötzlicher
und hastig gedämpfter Lacher von irgendwo da unten bestätigte das. „Hier ist
er! Ich bin froh, dass wir ihn hier feiern können, denn seit unserer
gemeinsamen Kindheit in Orolo ist er eigentlich ständig unterwegs.“
    Es gab Beifall, hinter ihnen, unter ihnen. Der Wirt
hob sein Glas, und seine Miene wurde feierlich. „Dorian, Sohn von Leander,
Enkel von Arbogast! Möge Larenni ihren Segen über dich und deinen Weg
ausgießen! Mögest du stets Wasser und Speise finden und ein Dach und ein Herz
dein Eigen nennen! Möge deine Freude laut und dein Schlaf fest sein! Möge Racht
dir einen klaren Weg weisen.“
    Auch Dorian trank – das Glas in der Rechten. Als er es
absetzte, lächelte er endlich. Der Wein war von blasser Süße, noch nicht
ausgereift. Schmeckte nach den liebevoll gepflegten Trauben an einer Hauswand.
    „Und jetzt das Geschenk!“, rief Krakatsoulis
triumphierend in den verklingenden Beifall hinein.
    Von der Balustrade lösten sich zwei kleine Mädchen und
trugen kichernd einen Kasten herbei, der aus dunkelgrünen Blättern geflochten war.
Sie überreichten ihn und hasteten dann schnell wieder zu den anderen auf den
Balkon zurück.
    Dorian bedankte sich und öffnete den Kasten. Darin
lagen vier Stapel auf handliche Größe zugeschnittene Bögen aus weichem Papier.
Er grinste breit, als er ein paar davon hochhielt und damit in die Runde
wedelte. Lachen antwortete ihm, zuerst vorsichtig, dann lauter.
    „Danke, Damis. Du hast erkannt, was dem Sikkabit zur
Vervollkommnung noch gefehlt hat!“
    „Feinstes handgeschöpftes Papier, mein Alter –
herrlich weich! Eine echte Wohltat! Aber natürlich bekommst du

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